Hülshorst: Nie gefragt und nominiert – jetzt verdammt
Christian Hülshorst zieht Grasbahnen vor
Mit Jörg Tebbe, Lukas Fienhage, David Pfeffer und voraussichtlich Danny Maaßen statt dem verletzten Michael Härtel ist Rekordweltmeister Deutschland beim Langbahn-Team-WM-Finale am 1. September in Morizes erstmals in der eindeutigen Außenseiterrolle.
Die aktuellen vier deutschen Grand-Prix-Fahrer Martin Smolinski, Max Dilger, Bernd Diener und Stephan Katt ließen Teammanager Josef «Jupp» Hukelmann allesamt abblitzen. Die ersten beiden, weil sie den Start beim zeitgleichen Speedwayrennen in Cloppenburg vorziehen. Die beiden Letztgenannten, weil sie mit der speedwayähnlichen Sandbahn in Südfrankreich nicht zurechtkommen.
Der zweifache Langbahn-Weltmeister Erik Riss konzentriert sich auf den Speedway-Sport.
In seiner Not rief Hukelmann auch Fahrer an, die er sonst nicht auf der Rechnung hat, unter ihnen Christian Hülshorst. Der beliebte 41-Jährige fährt seit 20 Jahren international, ist ein begnadeter Unterhaltungskünstler und starker Grasbahnfahrer, der große Wurf gelang ihm in der Welt- oder Europameisterschaft aber nie.
SPEEDWEEK.com fragte beim Lüdinghauser nach, wie er auf die überraschende Anfrage des Teammanagers reagierte und was er von den öffentlichen Vorwürfen hält, die Hukelmann jetzt allen macht, die absagten.
Hülse, wer hatte Hukelmann schon alles abgesagt, als er sich an dich erinnerte?
Dilger, Smolinski, Diener und Katt. Ob er Marcel Dachs fragte, weiß ich nicht.
Du hattest in dem Gespräch das Gefühl, dass du das zehnte Rad am Wagen bist?
Ja – für diese Bahn sowieso.
Hat dir Hukelmann klar gesagt, dass niemand fahren will? Oder wie wollte er dir die Nominierung schmackhaft machen?
Er sagte, Dilger und Smolinski halten es für wichtiger in Cloppenburg zu fahren. Und Diener hat gesagt, dass die Bahn nicht sein Geläuf ist.
Dass mit dem Geläuf trifft auf dich auch, du bist in Morizes noch nie gut zurechtgekommen.
Ja, aus dem Grund habe ich nach einem Tag Bedenkzeit Hukelmann angerufen und ihm gesagt, dass ich keinen Sinn darin sehe. Ich kann dort zum Erfolg des Teams nichts beisteuern, weil das nicht meine Bahn ist.
Für dich war die Absage keine finanzielle Überlegung? Auf einer Grasbahn wärst du gefahren?
Ja, da wäre ich eingestiegen.
Bist du schon jemals für die Nationalmannschaft gefragt worden?
Nein.
In dem Fall hinterlässt die Frage jetzt ein blödes Gefühl?
Ja. Vor allen Dingen fing Jupp dann an zu erzählen, dass ich mir das schon längst verdient gehabt hätte, blabla. Er meinte, dass ich sehen muss, was das für einen Schub für meine Karriere bringt mit der Presse, den Vorberichten und haste nicht gesehen.
Karriereschub mit 41?
Ich habe doch gerade erst angefangen – siehe Bernd Diener. Gollob wurde auch erst mit 41 Weltmeister.
Das wirst du dieses Jahr nicht mehr schaffen.
Ich setze noch einen drauf und mache das mit 42. Wobei, nee, ich bin ja nicht qualifiziert, verdammt.
Kannst du die Argumente der anderen Fahrer, die abgesagt haben, verstehen?
Diener kann ich verstehen, er nannte den gleichen Grund wie ich. Katts Argument, dass er im Moment seiner Form hinterherfährt und er dem Team nichts beisteuern kann, verstehe ich auch.
Smolinski verstehe ich nicht ganz. Letztes Jahr hat er mit dem Team den WM-Titel geholt, jetzt ist das Finale weiter weg und er fährt ein Rennen, wo ein Sponsor von ihm sitzt. Okay, das ist gut und schön. Aber sonst kassiert er auch die Wildcards ein, und jetzt, wo es um die Wurst geht, sagt er nein.
Dass das Finale ein Draufzahlgeschäft ist, muss man aber auch sehen.
Wenn das Team gewinnt, bekommt jeder Fahrer 1650 Euro, von dort geht es pro Platz in 200er-Schritten nach unten.
Buchhalterisch wird jeder gefahrene Kilometer mit 60 Cent veranschlagt. Du kannst im Fall des Titelgewinns also nicht einmal die Kosten für Autoabnutzung, Benzin und Maut bezahlen.
Für WM- oder EM-Qualis bin ich auch da runtergefahren. Mir braucht jetzt also niemand erzählen, dass es mir an Ehrgefühl fehlt, da bin ich auch angetreten. Nur sehe ich in Morizes keine Chance für mich. Da sind Lukas Fienhage und wahrscheinlich auch Danny Maaßen besser unterwegs als ich. Er war bei seinen bisherigen Sandbahnrennen gut unterwegs.