Team-WM: Wie Jupp Hukelmann aus dem Schlamassel kommt
Langbahn-Nationalcoach Josef Hukelmann
Wenn ein Fahrer nicht für sein Land starten möchte, hat das in der Regel einen finanziellen Hintergrund oder es liegt Ärger mit den Verantwortlichen des Verbands zu Grunde.
Für das Langbahn-Team-WM-Finale am 1. September in Morizes hat sich Nationalcoach Josef Hukelmann bei allen derzeitigen vier Grand-Prix-Fahrern Martin Smolinski, Max Dilger, Bernd Diener und Stephan Katt eine Abfuhr eingehandelt.
Nicht nur der Teammanager kritisierte daraufhin öffentlich alle bis auf den 59-jährigen Diener, auch die Fans sind enttäuscht, dass Deutschland nicht mit seinen besten Piloten in Südfrankreich startet. Michael Härtel und Lukas Fienhage schickten in ihrem jugendlichen Enthusiasmus deutliche Worte an die Nationalmannschaftsverweigerer.
Doch das ist zu kurz gegriffen.
Keinem dieser drei Piloten mangelt es an Ehrgefühl, Pflicht- oder Nationalbewusstsein. Aber alle drei müssen Rechnungen bezahlen, die Team-WM ist wenig lukrativ. Wird Deutschland Weltmeister, bekommt jeder Fahrer 1650 Euro auf die Hand – vor Steuern. Für Rang 4 sind es noch 1050 Euro. Selbst beim Titelgewinn ist es ein Draufzahlgeschäft. Das Geld lässt sich auch in Folge des hypothetischen Titelgewinns nicht reinholen, da der Titel kaum einen Wert besitzt. Fragen sie mal Rekord-Teamweltmeister Stephan Katt, wie viele zusätzliche Sponsoren ihm seine sieben Mannschaftstitel gebracht haben oder wieviel Euro mehr Startgeld er deswegen bekam – nicht einen. Der Team-WM-Titel macht sich gut im Lebenslauf und auf dem Briefkopf, zu mehr ist er nicht zu gebrauchen.
Von finanziellen Erwägungen abgesehen, verhält sich der DMSB-Bahnausschuss schon lange undurchsichtig, was die Nominierungen betrifft und erhält dafür jetzt die Quittung. Nicht immer fuhr Team-WM, wer aufgrund seiner Leistungen dorthin gehört hätte. Der richtige Sponsor und persönliche Präferenzen entschieden wiederholt, wer aufgestellt wurde. Das fiel nicht negativ auf, weil Deutschland eine solche Masse an Weltklassepiloten hatte, dass Hukelmann aus dem Vollen schöpfen konnte und die Nominierten fast immer Spitzenleistungen brachten. Von bislang elf Titeln gingen acht nach Deutschland!
Doch der Langbahnsport hat sich verändert. In der Weltmeisterschaft kann aktuell lediglich Martin Smolinski vorne mithalten. Vizeweltmeister Michael Härtel ist nach seinem schweren Sturz Mitte Juni verletzt, der zweifache Weltmeister Erik Riss hat sich von den langen Bahnen zurückgezogen und konzentriert sich auf den Speedway-Sport.
Hukelmann muss umdenken, wenn er einem Schlamassel wie in diesem Jahr zukünftig vorbeugen will.
«Wenn du EM oder WM fahren willst, dann musst du dich im Winter dafür bewerben. So sollte es auch für die Team-WM sein», schlägt Christian Hülshorst vor, der als Notnagel hätte hinhalten sollen, als die Topfahrer Hukelmann absagten. «Dann weiß Hukelmann vorab, wer Team-WM fahren will. Dann kann er mit den Grand-Prix-Fahrern planen, weil das die vermeintlich Schnellsten sind. Wenn von denen einer nicht unterschreibt, dann könnte man nach der Deutschen Meisterschaft gehen. Was ist so schwer dran, das Anfang des Jahres festzulegen?»
Der 41-Jährige weiter: «Ich wurde fünf Wochen vor dem Rennen angerufen, weil Jupp dann auf einmal merkte, dass es knapp wird. Und dann wird einem im Nachhinein vorgeworfen, dass man kein Interesse und Ehrgefühl hat. Smolinski und Dilger hatten den Deal mit Cloppenburg wahrscheinlich schon lange, als sie gefragt wurden. Sie wussten zwar, dass an dem Wochenende Team-WM ist, sie haben aber nichts gehört vom DMSB.»
Wenn man nach der DM nominieren würde, dann brächte das das Problem mit sich, dass nicht jeder, der auf einer Grasbahn schnell ist, auch auf einer Sandbahn Spitze ist – und umgekehrt.
«Man weiß ja im Winter schon, wo das Team-Finale ist», unterstrich Hülse. «Also kann es sich ein Fahrer überlegen, ob er sich dafür bewirbt. Wenn einer sich bewirbt, dann kann er im Fall der Nominierung kein anderes Rennen fahren.»