MSC Eichenring Scheeßel reif für den Langbahn-GP 2020
Der MSC Eichenring Scheeßel und seine 1000 Meter lange Sandbahn haben eine lange Tradition. 1951 gegründet, fuhr der Club sein erstes offizielles Rennen auf einer 850 m langen ehemaligen Pferderennbahn in Appel bei Helvesiek. Steigende Zuschauerzahlen und zunehmende organisatorische Anforderungen und Auflagen veranlassten den MSC damals, am heutigen Standort den großen Eichenring zu bauen.
Bei der Einweihung anlässlich des EM-Finales 1964 kamen 16.000 Zuschauer und neue Rennfahrer wie der Sieger Jon Ödegaard aus Norwegen, sowie Hans Zierk und Don Godden (GB) bestimmten die Szene. Das erste Weltfinale sahen 1974 25.000 Zuschauer und erlebten den kometenhaften Aufstieg Egon Müllers mit, der vor Ivan Mauger (NZ) und Alois Wiesböck (D) zum ersten Mal Langbahn-Weltmeister wurde.
1980 waren bei der WM auf dem Eichenring gleich drei Deutsche vorne. Karl Maier holte sich den Titel vor Egon Müller und Josef Aigner. 1988 wurde wiederum Karl Maier Weltmeister vor Klaus Lausch und Chris Morton (GB) und auch das WM-Finale 1995 blieb unvergessen, als Kelvin Tatum im Stechen vor Simon Wigg siegte. Walter Scherwitzki aus Damme wurde damals Dritter. 2011, im Jahr des letzten großen Prädikats in Scheeßel, wurde Deutschland auf dem Eichenring Team-Weltmeister.
Im Laufe der Jahre konnte man den Eindruck bekommen, es ginge irgendwie bergab mit dem MSC Eichenring Scheeßel. Schleppende Bahndienste, zähe Rennen und zweifelhaft attraktive Wettbewerbe, wie die Kurzsprints vor der Haupttribüne, sorgten wohl für immer weniger Zuschauerinteresse.
Aber seit dem vergangenen Jahr ist vieles anders geworden. Schon 2018 wurde die gelungene Organisation der Deutschen Solo-Meisterschaft vielerorts gelobt. Der Lohn für die gute Durchführung war die Vergabe des diesjährigen WM-Challenge an den MSC durch die FIM.
Der Club erfüllte die Erwartungen, die an ein Prädikat dieser Größenordnung gestellt werden. Innerhalb von nur drei Stunden richtete der MSC Eichenring unter der Leitung des 1. Vorsitzenden Eckhard Koslowski den Challenge aus, kein einziger Sturz trübte die Rennen auf der Hochgeschwindigkeitsbahn.
Für die sehr guten Bahnverhältnisse hatten die Tage zuvor Bahnmeister Stephen Glimmann und sein Team durch kluges Bewässern gesorgt, und am Renntag sorgten effektive Bahndienste mit ausgesuchten Fahrzeugen und Gerätschaften für ebenes Geläuf mit relativ wenig Staubentwicklung.
Zum zügigen Rennverlauf trug maßgeblich bei, dass man sich auf nur zwei Klassen konzentrierte. Neben den 18 FIM-Läufen wurden nur vier Rennen der sogenannten «Enduro Power Girls» aus den Niederlanden eingestreut, um den Challenge-Teilnehmern angemessene Zeit zur Erholung zu geben.
Die Frage, warum holländische Mädels gefahren sind und nicht B-Solisten oder die Seitenwagen, beantwortete MSC-Pressewart Dietmar Hornig so: «Die Vorgabe seitens der FIM war, das der reine Wettbewerb nicht länger als drei Stunden dauern dürfe. Die Seitenwagen, die bekannterweise für noch längere Bahndienste sorgen, fielen damit schon mal raus und bei den Solisten haben wir uns dafür entschieden, mal die Frauen auf der Bahn zum Zuge kommen zu lassen. Wir hatten die Power Girls schon im vergangenen Jahr in Bielefeld gesehen und da haben sie uns gut gefallen. Wir haben auch von unserem Publikum viele positive Rückmeldungen dazu bekommen.»
Grundsätzlich kann man sagen, dass der MSC Eichenring Scheeßel für weitere große Aufgaben bereit ist. Der Eichenring ist prädestiniert für Langbahn-Prädikate, zum Beispiel für die Team-WM, aber auch für einen Grand Prix. Herrlich gelegen, mit Parkplätzen ohne Ende und im vergangenen Jahr rundum erneuerter Planke sowie einem neuen Clubhaus, welches seinesgleichen sucht.
Der Club hat zudem das Glück, vom jährlichen Hurricane-Festival finanziell zu profitieren und weitere Sponsoren an seiner Seite zu haben, die den Bahnsport tatkräftig unterstützen. So hatte jetzt ein Sottrumer Autohaus ein VIP-Zelt im Bereich der Haupttribüne aufgebaut und alle Karten für diese Klientel bezahlt.
Und noch eine Kleinigkeit zeichnet den MSC Eichenring aus. Wo andere Clubs mehr oder minder tolle sogenannte «Grid-Girls» ans Band wackeln lassen, wiesen hier die Mädchen von den «Rotenburg Cyclons» samt Trainer in ihren Football-Outfits die Fahrer in ihre Startpositionen ein.
Der MSC Eichenring Scheessel ist bereit für einen Grand Prix. Wie man aus gut informierten Kreisen hörte, sollen die FIM-Verantwortlichen dem Club nach dem WM-Challenge wieder gute Noten gegeben haben. Zu hoffen bleibt nur, dass die Arbeit des Club demnächst wieder mit noch größeren Zuschauerzahlen belohnt wird.