Im Interview spricht Richard Speiser über die Saison 2011, den Wert von zweiten Plätzen hinter Gerd Riss und seine Abneigung, die Fans mit Ausreden zu belügen.
Im vergangenen Jahr war Richard Speiser der erfolgreichste Deutsche in der Langbahn-Weltmeisterschaft. Er holte mit der Mannschaft Gold und wurde im Grand Prix Dritter.
Nach Platz 3 im Vorjahr bist du mit einem dritten Platz beim Eröffnungs-GP in Marienbad in die neue WM-Saison gestartet. Wärst du zufrieden, wenn du am Ende der Saison immer noch auf demselben Platz stehst, oder soll es noch weiter nach vorne gehen?
Die WM ist so hart wie wohl schon lange nicht mehr und es gibt auch so viele GP wie nie zuvor, da kann man sich kein schlechtes Rennen erlauben. Wenn ich den dritten Platz noch mal bestätigen kann, bin ich ganz zufrieden – aber das ist Ziel ist natürlich schon, sich noch zu verbessern.
Es sind alles unterschiedliche Bahnen im WM-Kalender, einige 1000-Meter-Bahnen und auch kurze, anspruchsvollere Pisten, was liegt dir mehr?
Im letzten Jahr war ich auf den schwierigen Grasbahnen besonders gut und habe auf den 1000m-Bahnen die Punkte verschenkt. In Marienbad hatte ich letztes Jahr mein schlechtestes Ergebnis eingefahren. Jetzt hätte ich den GP fast gewonnen. Darum denke ich, dass ich auf allen Bahnen stark sein kann. Meine Schwäche auf den grossen Bahnen habe ich jetzt wohl im Griff.
In Norwegen geht die WM weiter. Was rechnest du dir da aus?
Was ich gehört habe, muss die Bahn schön und verdammt schnell sein. Ich war zwar noch nie dort, aber ich rechne mir auch bei diesem Rennen ein gutes Ergebnis aus.
Dieses ist das Jahr 1 nach dem unfreiwilligen Rücktritt vom Rekordweltmeister Gerd Riss. Was sagst du zum Rücktritt des Champions?
Der Rücktritt ist sehr schade – vor allem dass der Rücktritt nicht freiwillig kam, sondern durch diese schlimme Verletzung erforderlich war. Gegen Gerd zu fahren war immer etwas besonderes, und ich behaupte, in einem Rennen hinter Riss Zweiter zu werden ist mehr wert als ohne Riss Erster zu werden. Und wenn man mal die seltene Gelegenheit hatte, ihn zu schlagen, war das natürlich etwas ganz besonderes. Er hätte sicher noch ein paar Jahre auf höchstem Niveau mitfahren können.
Auch ohne Riss scheint die Langbahn-Welt fest in deutscher Hand zu sein. In Marienbad waren alle sechs Deutschen im Finale. Wieso waren gleich alle sechs im Endlauf?
Weil diese sechs Leute an diesem Tag die schnellsten und konstantesten waren.
Einen Tag später bist du als Reservefahrer bei der Speedway-WM-Quali in Abensberg fest ins Feld gerutscht und hattest deine Chance, um das Ticket für das Semifinale zu kämpfen. Nach drei Läufen hast du aber aufgegeben.
Ich bin als Reservefahrer aufgerückt und zwei Läufe gefahren. Ich bin schon lange kein Speedway mehr gefahren und konnte nicht einmal am Training teilnehmen, da ich ja noch in Marienbad gefahren bin. So war meine Punkteausbeute aus den ersten beiden Läufen nicht besonders hoch.
Max Dilger dagegen hatte wohl einen besonders guten Tag und im ersten Lauf gleich drei Punkte eingefahren. Er hatte somit eine gute Basis um sich zu qualifizieren, also habe ich auf meine weiteren Läufe verzichtet, damit er genügend Läufe fahren kann um sich zu qualifizieren. Für mich persönlich war das natürlich eine etwas blöde Situation, aber ich denke aus sportlicher Sicht eine gute Lösung – Dilger war an diesem Tag einfach besser.
Leider gab es dann kleine Diskussionen, da ich die Zuschauer nicht mit vorgetäuschten «Verletzungen» oder «Motorschäden» belügen wollte, sondern die Wahrheit sagte – was nicht überall auf Verständnis gestossen ist.