Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Richard Speiser muss für die Dummheit der FIM büßen

Von Ivo Schützbach
Richard Speiser hat sein Vertrauen in das Regelwerk verloren

Richard Speiser hat sein Vertrauen in das Regelwerk verloren

Wenn der Motorrad-Weltverband FIM sein Reglement nicht ändert, wird im Bahnsport nie mehr ein Fahrer Protest gegen ein illegales Motorrad einlegen. Dem Betrug wurden alle Türen geöffnet.

Die Vorkommnisse am 1. Juni 2014 beim Langbahn-WM-Lauf in Bielefeld haben weite Kreise gezogen. Martin Smolinski, der nachweislich mit einem zu kurzen und damit nicht reglementskonformen Auspuff fuhr, führte die Offiziellen des Motorrad-Weltverbands FIM in einmaliger Weise vor und stellte die Fehler des Reglements ins Fenster der Öffentlichkeit.

Trotz eines Protests von Richard Speiser exakt nach Protokoll, konnte die FIM Smolinski nicht disqualifizieren, weil das eigene Reglement so unsinnig wie nur vorstellbar ist. In den Anhängen der technischen Regeln ist auf Seite 141 geschrieben, dass Proteste gegen ein Motorrad nur vor dem Training eingereicht werden können. Smolinski fuhr in Bielefeld nicht einmal Training, sein Motorrad wurde bei der Maschinenabnahme von Kommissar Frank Wiegmann irrtümlich als den Regeln entsprechend befunden.

Unvorstellbare Comedy

Nach dem Rennen setzte Speiser mit seinem Protest eine Maschinerie in Gang, die an Comedy nicht zu überbieten war. Obwohl er aus technischer Sicht mit seinem Protest Recht hatte, bekam er nicht Recht, da aus Verfahrenssicht kein Protest möglich war. Ebenso wenig wie Speiser nach dem Rennen gegen die Jeansjacke eines Zuschauers oder die Frisur eines Gegners Protest einlegen kann, ist das gegen ein abgenommenes Motorrad möglich.

Die FIM-Jury, bestehend aus dem Franzosen Thierry Bouin, dem Norddeutschen Josef Hukelmann und dem Polen Piotr Lis, kannte das eigene Reglement nicht, nahm den Protest von Speiser fälschlicherweise an und knöpfte ihm dafür 660 Euro ab.

Die Jury wusste genau, innerhalb welcher Frist Speiser protestieren kann, in welcher Form er das tun muss, bei wem er den Protest einreichen und wie und wann er 660 Euro zu bezahlen hat. Dass der Vorgang an sich laut Reglement nicht möglich ist, wusste sie nicht. Das wusste lediglich Martin Smolinski.

Und um dem eigenen Versagen noch eins draufzusetzen, wurde der Protest Speisers offiziell mit der Begründung abgelehnt, dass der Abnahme-Kommissar Mist gebaut hat.

Die FIM hatte ihre Chance

Speiser, der sich zu Recht betrogen fühlt, wird auf weitere rechtliche Schritte verzichten. «Ich mache keinen Protest mehr», sagte er gegenüber SPEEDWEEK.com. «Ich hab der FIM die Chance gegeben etwas zu verändern und ein Exempel zu statuieren. Die Chance haben sie nicht genützt und den Schwanz eingezogen. Warum soll ich jetzt noch mal den Prügelknaben für die FIM spielen? Die wollen mich doch nur wieder vorschicken, damit sie selber fein raus sind. Hätten sie was tun wollen oder können, hätten sie in Bielefeld etwas tun können – warum sollte es jetzt anders ausgehen?»

«Das sind hausgemachte Probleme der FIM», weiß der ehemalige Vizeweltmeister. «Das müssen die erst mal intern klären. Die Unterstützung der Fahrer-Kollegen ist auch für die Katz. Alle reden darüber, aber unterstützt hat mich keiner. Antworten bekomme ich keine auf die Frage, wer mich unterstützt. Also frage ich mich, für wen ich das machen soll? Viele Fans haben die 84er-Brille auf und kapieren gar nicht, worum es da eigentlich geht. Also warum soll ich mir das Leben schwer machen, wenn ich Recht habe? Jeder weiß es, aber keinen interessiert’s. Traurig aber wahr. Der Sport bleibt auf der Strecke. Schuld sind all jene Fahrer, die den Mund nicht aufmachen und die FIM. Es freut mich, dass doch noch ein paar Leute an Werte und Ehrlichkeit glauben – aber dafür ist hier wohl kein Platz.»

Betrug ist keine Lösung

Grotesk an der Geschichte ist, dass Speiser und Smolinski grundsätzlich das Gleiche wollen, nämlich die Einhaltung der technischen Regeln. Während Speiser dafür den Weg eines Protests wählte, entschied sich Smolinski für einen politischen Schachzug, in dem er der FIM den Spiegel vorhielt und sie dramatisch blamierte.

«Smolinski und ich wollen ein ordentliches Regelwerk», unterstreicht Speiser. «Aber das kann ich doch nicht mit Betrug versuchen zu erzwingen. Die Frage ist, wie viel Sportsmann ich bin und ob ich damit leben kann, Fahrerkollegen, Fans und Sponsoren zu verarschen. Ich will das nicht, ich will fairen Sport.»

Der Allgäuer weiter: «Mir ist es ziemlich egal, ob Smolinski in Bielefeld Erster oder Letzter wird, die Probleme sind ganz andere. Wenn ein Fahrer – mutwillig? – seinen Schalldämpfer manipuliert, was ist sonst noch illegal? Der Hubraum wurde zum Beispiel gar nicht geprüft, sonstige Teile wie Vergaser auch nicht. Es kann ja jeder machen was er will. Mit dem Urteil ist jede Manipulation legalisiert, wenn ich nur irgendwo einen Abnahmestempel draufhabe. Außerdem sind jetzt keine Konsequenzen bei Regelverstoß zu befürchten. In La Reole waren die Schalldämpfer schon montiert, wie jeder lustig war.»

Um den Irrsinn zu beenden, müsste die FIM lediglich einen Satz aus den Bestimmungen für die Einreichung von Protesten entfernen. Wir sind gespannt, wie lange das dauert. Gespannt sind wir auch, ob die Herren Bouin, Hukelmann und Lis das Rückgrat besitzen, und Speiser jeweils 220 Euro aus ihrer eigenen Hosentasche bezahlen. Als Wiedergutmachung für ihre Dummheit in Bielefeld.

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