Tom Lüthi: «Ich habe 2017 die Favoritenrolle»
Elf Jahre nach seinem Titelgewinn in der 125-ccm-Klasse sicherte sich Tom Lüthi 2016 den zweiten WM-Rang in der Moto2-Klasse – sein bisher bestes Ergebnis in der mittleren Kategorie. 2017 ist der 30-jährige Schweizer Titelfavorit. Auch MotoGP-Star Marc Márquez betonte bereits: «Ich denke, dass Lüthi 2017 den Moto2-Titel gewinnen kann, weil er sehr viel Erfahrung hat. Ich kenne ihn gut, denn ich bin schon gegen ihn gefahren. Nun ist seine Zeit gekommen.»
Beim Saisonfinale 2016 in Valencia wollte Lüthi, der 2017 in den Farben von CarXpert Interwetten an den Start gehen wird, noch nicht über seine Titelchancen 2017 sprechen, doch vor seinem ersten Test in diesem Jahr, der am Samstag in Valencia beginnt, stand der Schweizer SPEEDWEEK.com Rede und Antwort.
Tom, wenn du dich gerade schon auf dem Weg zum Training befindest, bleiben wir bei diesem Thema. Wie verlief dein Training in diesem Winter?
Eigentlich war es ähnlich wie in den Jahren zuvor, aber ich saß ein bisschen mehr auf dem Motorrad – auf dem Motocross-Motorrad. Ich habe versucht, etwas mehr zu fahren, aber bei uns in der Schweiz ist das schwierig, denn im Winter sind die Strecken alle geschlossen. Es ist zu kalt. Aber ich war ein bisschen in Italien mit ein paar Kumpels und bin dort gefahren. Der Großteil drehte sich jedoch um Kraftaufbau und Konditionstraining, also die Fleißarbeit. Damit sind wir jetzt schon ziemlich durch.
Es ist eigentlich immer der Plan, den ich mit meinem Trainer zusammen mache, dass ich bis zum ersten Rennen in Katar wirklich völlig fit bin. Doch es ist jetzt so, dass ich eigentlich schon vor dem ersten Test in dieser Woche bereit bin. Ich freue mich, jetzt auf meine Rennmaschine zu steigen.
Das klingt nach einer idealen Ausgangslage für große Erfolge in der Saison 2017?
Ja, natürlich versuche ich trotzdem, meine Fitness immer weiter auszubauen. Aber es ist schon perfekt, wenn man ohne irgendeine Verletzung oder eine Operation, die noch gemacht werden muss, in das Wintertraining gehen kann. So konnte ich schon auf einem ziemlich hohen Level loslegen. Ich fühle mich wirklich gut.
Du wirst am Samstag und Sonntag am privaten Valencia-Test teilnehmen. Was hast du dir vorgenommen?
Den Rost abzustreifen dauert nur drei Runden, bei mir geht das ziemlich schnell. Die Hauptaufgabe wird sein, das Motorrad kennenzulernen, denn ich bin die 2017er-Kalex bisher noch nicht gefahren. Ich weiß noch nicht genau, was mich erwartet. Gemeinsam mit meinem Crew-Chief Gilles muss ich also die neue Maschine kennenlernen. Da liegt sicher Arbeit vor uns. Wir sollten die größten Probleme ausmerzen und eine Richtung festlegen, in die wir gehen wollen.
Hat sich an deiner Crew um Gilles Bigot im Vergleich zu 2016 nichts geändert?
Ein Mechaniker hat sich geändert. Mein junger Mechaniker Sébastian [Torresan] aus der Schweiz musste in die Armee. Er wird von Massimo Moro ersetzt, der schon letztes Jahr bei uns im Team war. Aber das ist eben nur eine kleine Änderung. Und das war auch eine große Bitte von meiner Seite an das Team, dass alles so bleibt, wie es ist und nichts auf den Kopf gestellt wird, denn wir wissen, dass wir so gewinnen können. Wichtig war, dass ich weiter mit Gilles arbeiten kann.
Beim Saisonfinale hast du alle Fragen nach deinen Titelchancen abgeschmettert. Du wolltest erst darüber reden, wenn es soweit ist. Nun steht der erste Test 2017 vor der Tür.
[Lacht.] Ja, ich habe mir im Winter natürlich auch Gedanken darüber gemacht. Logisch, jeder spricht jetzt von Lüthi, wenn es um den Titel geht. Das ist klar. Ich würde lügen, wenn ich nein sagen würde. Das muss jetzt unser Ziel sein, dafür wollen wir kämpfen. Das ist ganz klar. Mir ist das auch bewusst, dass ich nun die Favoritenrolle habe. Aber es sind noch viele andere schnelle Fahrer da. Das darf man nicht vergessen. Morbidelli, dann auch Nakagami und so weiter. Es ist immer das Gleiche. Es ist die Moto2, viele Fahrer sind schnell und können Rennen gewinnen.