Eskil Suter nach Aegerter-Sieg: «Das Package ist gut»
Der Triumph des 26-jährigen Schweizers Dominique Aegerter beim Moto2-Rennen im Rahmen des «Gran Premio San Marino e Riviera de Rimini» auf dem Misano World Circuit kam selbst für seinen Schweizer Hersteller Suter Industries überraschend.
Denn 2015 und 2016 hatte sich Suter aus der WM zurückgezogen, 2016 war nicht einmal eine Konstrukteurslizenz gelöst worden.
Dabei hatte Suter 2010 bis 2012 dreimal hintereinander die Moto2-Marken-WM gewonnen und 2012 mit Marc Márquez auch die Fahrer-WM. 2014 rüstete Suter noch das halbe Startfeld aus, aber da hatte der Kalex-Siegeszug längst begonnen. Nach der Saison 2014 liefen die meisten Teams zu Kalex über – auch das CarXpert-Team mit Lüthi und Aegerter.
Nach dem Silverstone-GP hatte Dominique Aegerter im SPEEDWEEK.com-Interview erklärt, er beharre für 2018 nicht mehr auf Suter-Material, er könne sich auch KTM oder Kalex vorstellen, denn an den Ergebnissen habe sich nach den zwei Kalex-Jahren (2015 und 2016) auf der Suter 2017 nichts geändert. Er verhandelte dann sogar mit Speed-up.
Aegerter lag an neunter Stelle in der Moto2-WM, seine besten Ergebnisse in den zwölf Rennen vor dem Misano-GP waren die Plätze 5 in Austin und 6 in Le Mans.
Aegerter-Manager Robert Siegrist ließ Suter nach dem britischen WM-Lauf über die Medien ausrichten, man sei mit dem Support aus Turbenthal/Schweiz nicht zufrieden.
«Wir sind nicht da, um Händchen zu halten. Das Team muss den Job auf der Strecke schon allein erledigen», entgegnete Firmenchef Eskil Suter. «Die Performance ist bescheiden», ergänzte der Ex-GP-Fahrer.
Nach dem überraschenden Moto2-Triumph von Aegerter im Regen von Misano haben sich die Wogen geglättet. «Wir sind super happy mit diesem Sieg», erklärte Eskil Suter (50) im Interview mit SPEEDWEEK.com. «Domi hat das ganze Wochenende eine tolle Performance abgeliefert, auch in den trockenen Trainings, auch mit gebrauchten Reifen. Wir hätten auch im Trockenen ein Topresultat geholt. Aber generell können wir nicht unglücklich sein, wie es dann im Nassen gelaufen ist.»
Eskil, wäre in Misano für Domi Aegerter auch im Trockenen ein Sieg möglich gewesen?
Wir wären nicht weit davon weg gewesen. Denn Domi hat eine gute Pace gehabt. Es sah recht gut aus. Deshalb war ich sehr zuversichtlich. Das Podium war nach dem dritten Startplatz definitiv auch im Trockenen in Reichweite.
Suter ist 2017 nach zwei Jahren Pause in die Moto2-WM zurückgekehrt – aber nur mit zwei Teams und vier Fahrern. Domi Aegerter war vor dem Misano-GP mit den Fortschritten der Suter MMX2 nicht zufrieden. Es gab Kritik von beiden Seiten. Hat Suter einfach nicht genug Topfahrer, um die Entwicklung voranzubringen?
Es gab keine großen Probleme. Aber nach zwei Jahren Absenz ist es nicht ganz einfach gewesen, wieder Fuß zu fassen und die ganze Basis zu erarbeiten. Ich glaube aber, dass unser Package generell gut ist.
Was man definitiv gesehen hat: In der Moto2 ist das Niveau hoch, das Feld liegt eng beisammen. Kleine Nuancen machen viel aus.
Uns fehlen zwei Jahre. Bis wir mit dem neuen Motorrad wieder eine gesunde Basis erreicht haben und die feinen Details verstehen, das geht nicht von heute auf morgen. Domi hat ja ab und zu im Training gute Resultate erreicht, er hat dann aber im Rennen manchmal nicht so gut mitgehalten. Das haben wir inzwischen alles analysiert und relativ klar verstanden. Ich denke, da haben wir ein paar Sachen gefunden, die wir besser machen können.
Kalex hat mehr als 20 Fahrer, Suter nur vier. In letzter Zeit war Aegerter meist die einzige Hoffnung?
Schrötter hat einen Unfall gehabt. Deshalb lastete alles mehr oder weniger auf Domi. Sandro Cortese ist zwischendurch schnell unterwegs, er bringt das Bike aber nie ins Ziel; das ist nicht wirklich etwas Neues.
Auf der anderen Seite haben wir starke Gegner. Aki Ajo macht mit seinen Teams seit Jahren einen guten Job; daran hat sich jetzt mit der Moto2-KTM nichts geändert. Mit Olivera und Binder hat er zwei starke Fahrer. Dann ist das Marc VDS-Team, die Konkurrenz hat miteinander die Topfahrer.
Die vielen Spitzenfahrer auf Kalex, das ist sicher eine Kombination, die schwer zu schlagen ist. Bei diesem Material steckt bei den Teams langjährige Erfahrung dahinter.
Mattia Pasini wäre noch ein Topfahrer auf Suter gewesen. Er hat 2016 mehrmals für Suter getestet. Aber dann hat er bei Italtrans unterschrieben – und dieses Team ist bei Kalex geblieben.
Ja, wir waren eigentlich ziemlich sicher, dass sich Pasini für unser Material entscheidet. Aber das Team hat sich gedacht, ein Markenwechsel sei zu viel Risiko, man hat sich aus Gründen der Kontinuität für Kalex entschieden.
Das war definitiv schade. Mit Italtrans und Pasini auf Suter hätten wir eine weitere schlagkräftige Kombination gehabt.
Für 2018 wäre auch die Kombination Aegerter/Suter im Kiefer-Team verheißungsvoll. Aber bei Kiefer fehlt der Hauptsponsor. Der diesjährige Sponsor AirGrinder kam ja auch auf Vermittlung von Suter Industries zu Kiefer.
Kiefer muss Sponsoren für 2018 finden. Das ist nicht einfach. Es laufen verschiedene Gespräche. Ich denke, er kann wieder ein Team finanzieren. Wie das genau aussehen wird, kann ich jetzt nicht beurteilen.
Da Tarran Mackenzie noch punktelos ist: Wäre es für Kiefer nicht gescheiter, nur einen Fahrer einzusetzen, wenn ohnedies nicht genug Geld vorhanden ist?
Das könnte eine Möglichkeit sein. Mackenzie hat sich nicht so entwickelt, wie man erwartet hat. Er hat Geld mitgebracht. Aber wenn er regelmäßig Letzter wird und das Material kaputt macht, nützt dieses Geld auch nichts.
Kannst du dir vorstellen, dass Domi Aegerter ins CarXpert-Team zurückkehrt und dann 2018 wieder Kalex fährt?
Das wäre natürlich nicht ganz einfach für den Domi. Erstens würde er mit KTM wieder neues Material bekommen, von dem er nicht weiß, wie er damit zurechtkommt.
Zweitens ist vor einem Jahr mit Teamchef Corminboeuf ziemlich viel Geschirr zerschlagen worden. Ich weiß nicht, wie das wieder gekittet werden soll. Das ist schwierig.