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Domi Aegerter: 2018 Kiefer oder Reise ins Ungewisse

Kolumne von Günther Wiesinger
Die Zukunft von Dominique Aegerter ist weiter ungewiss. Die Teams von Fred Corminboeuf und Stefan Kiefer buhlen um seine Gunst, doch das Budget wackelt bei beiden. Es ist auch eine Entscheidung zwischen KTM und Suter.

Das Schweizer Moto2-Team von Fred Corminboeuf liegt zwar mit Tom Lüthi auf Platz 2 der Moto2-Weltmeisterschaft, aber was die nächste Saison betrifft, steht der Rennstall vor einer Zerreissprobe.

Denn bisher wurde dieses Team von der Swiss Automotive Group (SAG) von SAG-Teilhaber Olivier Métraux finanziert, dessen Vater Michel die Teamvereinigung IRTA gegründet und mit seinen Firmen ein Dutzend Schweizer GP-Piloten von Roland Freymond über Michel Frutschi bis zu Jacques Cornu und Adrian Bosshard finanziert hat. Michel Métraux liess von Ing. Jörg Möller sogar die Schweizer GP-Maschine Parisienne 250 bauen.

Die SAG (mehr als 500 Mio Franken Jahresumsatz) entstand 2009 durch die Fusion der Familienunternehmen Métraux Services und Derendinger. Die SAG spielt im Markt für freien Fahrzeugersatzteilhandel eine führende Rolle und expandierte aus der Schweiz nach Belgien, Österreich, Slowenien, Slowakei, Rumänien und Ungarn. Zu ihr gehören die Marken Technomag, CarXpert, Derendinger und Garage Plus. Das Unternehmen beschäftigt 3200 Mitarbeiter und betreibt 170 Filialen.

SAG-Marketing-Chef Sebastién Moix war in letzter Zeit verstärkt das Verbindungsglied zum Team, denn Olivier Métraux hält sich in jüngster Zeit häufig in den Vereinigten Staaten auf, wo seine Töchter Morgane und Kim studieren und eine Golf-Profikarriere aufbauen.

Olivier Métraux war im Oktober 2016 tief gekränkt, als sein langjähriger Schützling Aegerter im Trotz, weil er im Schweizer Team für 2018 kein Suter-Motorrad bekam, zum deutschen Kiefer Racing-Team überlief.

Sein Rückzug als Teamsponsor ist eine späte Konsequenz dieses Abgangs. Métraux behandelte und betrachtete Domi Aegerter wie einen Sohn. Er hat seine komplette GP-Karriere finanziert, vom ersten Rennen in Portugal 2006 (Aprilia 125 im Caponera-Team) bis Aragón 2016.

Métraux: Mit Tom Lüthi in die MotoGP?

Es besteht die Möglichkeit, dass sich Olivier Métraux 2018 weiter im kleinen Rahmen bei Moto2-WM-Leader Tom Lüthi engagiert, der mit Marc VDS Honda in die MotoGP-WM aufsteigt. Interwetten nimmt Lüthi von seinem Moto2-Team auf jeden Fall mit. «Über die finanziellen Details werden wir beim Aragón-GP reden», erklärte Marc VDS-Teamprinzipal Michael Bartholemy.

Corminboeuf betreibt mit seiner Firma CGBM Evolution jenes Moto2-Team, das er in einem «unfriendly takeover» nach der Saison 2012 von CIP-Teamchef Alain Bronec übernommen hat. Samt Sponsor Technomag und Fahrer Domi Aegerter.

Jetzt steckt der Westschweizer Teambesitzer in der Klemme.

Erstens beharrt KTM auf zwei Spitzenfahrer, also auf Sam Lowes und zum Beispiel auf Domi Aegerter, zweitens existiert ein waserdichter Vertrag mit Jesko Raffin für 2018, er hätte also dann vier Fahrer für drei Plätze.

Drittens laufen die Sponsoren davon – Interwetten, Garage Plus und CarXpert wenden sich ab, Motorex wird weniger bezahlen, wenn Lüthi weg ist.

Im Paddock wurde zwar kolportiert, Sam Lowes bringe über seinen Manager Roger Burnett Geld von Tribul Mastercard mit, einer Firma, die letztes Wochenende die Namensrechte für den Misano-GP gekauft hatte.

Aber Burnett versicherte heute gegenüber SPEEDWEEK.com: «Daran ist kein Wort wahr.»

Das heißt: Corminboeuf dürfte bisher nur einen Bruchteil des 3-Mio-Euro-Budgets gesichert haben.

Domi Aegerter wird am 30. September 27 Jahre alt. Er betonte kürzlich im SPEEDWEEK.com-Interview, er hoffe immer noch auf einen Aufstieg in die MotoGP-Weltmeisterschaft. «Dazu muss ich Moto2-Weltmeister werden. Oder zumindest in die Top-3 kommen», weiß der Oberaargauer.

Beim CGBM-Rennstall müsste Aegerter zum dritten Mal in drei Jahren ein neues Fabrikat fahren – KTM nach Kalex (2015 und 2016) und Suter (2017).

Das wäre eine Reise ins Ungewisse.

Der Misano-Sieger hat die Wahl zwischen Kiefer oder Corminboeuf. Keine leichte Entscheidung.

Denn das Budget ist bisher bei keinem der beiden Teams gesichert.

Bei Kiefer wäre Aegerter herzlich willkommen; Suter und Kiefer rollen ihm den roten Teppich aus. Der Schweizer Hersteller braucht dringend einen Siegfahrer, der mit Leib und Seele bei der Sache ist. Suter Industries kann das Kiefer-Budget subventionieren.

Beim CGBM-Team wurde hingegen vor einem Jahr das gesamte Geschirr zerschlagen. Jetzt wird über eine Rückkehr verhandelt, weil KTM zwei Topfahrer im Aufgebot sehen will.

Domi Aegerter verstand die Welt nicht mehr, als ihn Corminboeuf für die letzten vier WM-Rennen 2016 suspendierte, weil Domi nach jahrelanger Treue in der ersten Oktober-Woche bei Kiefer unterschrieben hatte.

«Wenn alle Fahrer so behandelt würden, die das Team wechseln, wäre bei den letzten Grand Prix fast niemand mehr am Start», beklagte sich der Berner damals bitterlich.

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Von Ivo Schützbach
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