Brad Binder über 2017: «Es war der Horror»
Brad Binder
Sein erstes Jahr in der Moto2-WM war für Brad Binder alles andere als einfach. Aber nicht wegen mangelndem Speed oder Problemen bei der Umstellung auf die neue Kategorie. Der Moto3-Weltmeister erlitt im November bei Testfahrten einen Bruch des linken Arms. Trotz der umgehend stattgefundenen Operation heilte die Verletzung nicht wie gewünscht. Zwei weitere Operationen wurden nötig.
Im Argentinien-Training lockerte sich die Platte auf Binders Bruch, trotzdem trat er zum Rennen an und wurde unglaublicher Neunter. Nachdem er drei Rennen verpasst hatte, kehrte der Südafrikaner in Mugello zurück. Doch sein linker Arm war so schwach, dass der rechte zu viel Ausgleichsarbeit leisten musste. Die Folge war starkes «arm-pump» rechts, was eine weitere Operation nach sich zog.
«Das Jahr war scheiße», schimpfte Binder in Aragón. «Um ehrlich zu sein, es war der Horror. Das Gute ist, dass du daraus etwas Neues lernst. Jeden einzelnen Tag und jede Session lernst du dazu. Ich bin mir sicher, dass wir bald einen großen Schritt machen können.»
Trotz Blut, Schweiß und Tränen zeigte Binder eine starke Rookie-Saison. In bisher elf Rennen gelangen Binder sieben Top-10-Platzierungen. Der KTM-Pilot hat vor dem Japan-GP den zehnten WM-Rang inne. Vor allem in Aragón glänzte der 22-Jährige mit einer eindrucksvollen Performance. Binder startete nur von der 20. Position in das Rennen. Der Südafrikaner machte 15 Plätze gut. Zum zweiten Mal in Folge landete Binder auf Platz 5. In der dritten Runde war er bereits Zehnter, sieben Runden vor Schluss enterte er die Top-5 und jagte Tom Lüthi. Nur 0,150 sec trennten ihm am Schluss vom Schweizer.
«Die richtige Einstellung ist nach einer solchen Verletzung entscheidend», betont Red Bull KTM Ajo-Teamchef Aki Ajo gegenüber «crash.net». «Okay, das verzögerte seine Karriere in dieser Klasse vielleicht etwas, aber ich denke, das macht ihn stärker. Er braucht Schwierigkeiten, um zu lernen. Das macht dich besser, wenn du die richtige Einstellung hast. Viele Menschen haben nicht verstanden, wie sehr ihn das eingeschränkt hat. Als die eigentliche Verletzung passierte, war er noch in Moto3-Form – sehr schlank mit wenig Muskelmasse. Er wollte im Winter vor allem seinen Oberkörper auf die Anforderungen der Moto2-Klasse vorbereiten. Diese Zeit hat er komplett verloren. Vor allem nach der dritten OP Ende Mai war er noch schmaler als zu Moto3-Zeiten. Er wollte sehr schnell sehr viel. Das ist gut, aber der Fahrer und das Team müssen das unter Kontrolle haben, die Anforderungen dürfen nicht zu hoch werden.»
«Es wird noch Monate dauern, aber ich denke, im nächsten Jahr ist er bereit, der große, starke Moto2-Fahrer zu sein. Wir wissen, dass er mental die ganze Zeit wächst, aber auch körperlich. Im nächsten Jahr wird er ein starker und harter Moto2-Fahrer sein.»
Wenn man die Resultate der letzten Rennen betrachtet, könnten 2018 sowohl Oliveira als auch Binder Titelanwärter sein. «Das sehen wir auch so. Wir sind wirklich, wirklich stark», versichert Ajo.