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Jesko Raffin: Fehlendes Fahrkönnen? Falscher Pass?

Kolumne von Günther Wiesinger
Trotz des starken 4. Platzes beim Moto2-WM-Lauf auf Phillip Island wird der Schweizer Jesko Raffin aus der WM geworfen. Fehlt es wirklich am Können? Oder hat er nur den falschen Pass?

Das passiert auch nicht alle Tage: Der Schweizer Jesko Raffin glänzte gestern beim Moto2-WM-Lauf auf Phillip Island mit dem makellos erkämpften vierten Platz – und bekommt für 2018 keinen Platz mehr im 30-Fahrer-Feld. Wegen mangelnder Fahrkunst.

Der Kalex-Pilot aus dem Garage Plus Interwetten-Team liegt momentan in der WM-Tabelle an 19. Stelle – mit 25 Punkten.

Der Belgier Xavier Siméon ist sieben Jahre älter – und ist mit 16 Punkten aus 16 Rennen WM-23.

Auch der Belgier wird allerdings in der Moto2-WM 2018 nicht mehr zu sehen sein.

Denn er hat sich mit 700.000 Euro Sponsorgeld bei Avintia Ducati eingekauft – in der Königsklasse!

Raffin wurde im September vor dem Misano-GP vom Selektionskomitee wegen «mangelnder fahrerischer Kompetenz» ausgesiebt. Damit darf Raffin für 2018 auch von keinem anderen Moto2-WM-Team nominiert werden.

Klar, Raffin hat seit dem 14. Platz 14 in Katar und dem 13. Platz in Argentinien bis Misano keine Punkte mehr geholt. Er blieb in seiner dritten GP-Saison hinter den Erwartungen.

Aber Jesko machte damals eine schwere Zeit durch. Sein Vater saß vorübergehend in Untersuchungshaft, seine Ex-Frau soll ihn nach einem Scheidungskrieg wegen eines Finanzdelikts angezeigt haben, war aus dem Team zu hören.

Raffin, in Misano Neunter und in Phillip Island, hat zwar einen gültigen Vertrag mit dem Schweizer Team von Fred Corminboeuf, er wird aber jetzt seine Rennfahrerkarriere wohl mit 21 Jahren beenden müssen.

Er hat 2011 den deutschen Yamaha-Cup gewonnen und danach die internationale CEV-Repsol-Moto2-Meisterschaft.

Aber das Schweizer CGBM-Evolution-Team, das von Kalex auf KTM umsteigt, bekommt nur noch zwei statt drei Startplätze. Damit ist Raffin aus einem weiteren Grund fix aus dem Rennen.

Auch ein «commercial entry» mit Raffin als drittem Fahrer wurde von der Teamvereinigung IRTA abgelehnt.

«Andere Fahrer mit einem anderen Pass fahren seit langem in der Moto2 mit. Sie werden nicht hinterfragt», wundert sich Raffin-Manager Marco A. Rodrigo.

Das gilt nicht nur für Siméon, sondern auch für Axel Pons, der in der Moto2-WM seit 2010 nie über den 16. Gesamtrang hinausgekommen ist und dessen Teamplatz vom Selektionskomitee bis jetzt nie in Frage gestellt wurde. Erst jetzt wurde er aussortiert.

Auch Isaac Viñales darf trotz sieben Punkten in 16 Rennen nächstes Jahr weiter bei SAG eine Kalex fahren. Er ist zwar zwei Jahre älter als Raffin, aber hat einen berühmten Cousin und ist ebenfalls Spanier.

In der Schweiz wird sich 2018 die Anzahl der Moto2-WM-Fahrer innerhalb von zwei Jahren von fünf (Lüthi, Aegerter, Krummenacher, Raffin, Mulhauser) auf einen (Aegerter) reduziert haben. In Spanien steigt sie an auf sieben: A. Márquez, Navarro, Vierge, Lecuona, Barbera, Mir und I. Viñales.

In Deutschland bleibt 2018 mit Marcel Schrötter auch nur ein Moto2-Fahrer, wenn Cortese keinen Platz mehr findet.

In der MotoGP-Klasse treten 2017 sogar zehn Spanier an, 2018 werden es neun sein.

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