Takaaki Nakagami: Hat er den MotoGP-Vertrag verdient?
Takaaki Nakagami
Takaaki Nakagami hat am Dienstag und Mittwoch in Valencia die LCR-Honda getestet. Jetzt zieht er die Bilanz aus schs Moto2-Jahren.
?Taka, wie würdest du deine Saison 2017 beschreiben?
Nach 18 Rennen bin ich WM-Siebter geworden. Ganz ehrlich, das ist nicht das Resultat, das ich erhofft hatte.
Welches der 18 Rennen war das Beste für dich?
Ich würde Silverstone sagen. Ich weiss, dass ich an diesem Wochenende genau beobachtet wurde, weil es das Wochenende war, nachdem bekannt wurde, dass ich in die MotoGP aufsteige.
Ich hatte das Gefühl, dass ich der Presse ausgeliefert war. Ich dachte auch, dass Lucio Cecchinello, der Teambesitzer von LCR Honda und ehemaliger GP-Fahrer, und das gesamte Team auf meine Performance schauten, um zu sehen, ob ich einen MotoGP-Vertrag verdiente.
Das hat mich, ehrlich gesagt, ziemlich nervös gemacht. Das Rennen mit einem riesigen Vorsprung unter solch grossem Druck zu gewinnen, hat mich stolz gemacht. Dass ich die Erwartungen meines zukünftigen Teams erfüllen konnte, hat mir Selbstvertrauen gegeben.
Danach wollte ich weitere Rennen gewinnen. Ich denke, ich hätte es geschafft. Aber tatsächlich konnte ich seit Silverstone keine Siege oder Podiumsplätze mehr holen und viele Punkte habe ich auch nicht mehr gesammelt. Ich dachte nicht, dass ich solche Probleme damit hätte, mir weitere WM-Punkte zu sichern.
Wenn du auf deine sechs Jahre in der Moto2 zurückblickst, welches Rennen bleibt dir besonders in Erinnerung?
Letztes Jahr der Sieg in Assen/NL. Das war mein erster Sieg in der Moto2-WM. Ich werde diesen Sieg nie vergessen, weil er über die Zukunft in meiner Rennkarriere entschieden hat.
Welches Rennen hat dich am meisten enttäuscht?
Was mich frustriert, ist die Tatsache, dass ich das Rennen in Japan nie gewinnen konnte. Vor allem dieses Jahr, weil ich im Qualifying sehr gut war und das Gefühl hatte, den Sieg holen zu können. Ich konnte keine Pole-Position holen, das hat mich traurig gemacht. Der Grand Prix in Japan ist für mich immer sehr speziell, aber ich konnte dort in sechs Jahren keinen Sieg erobern. Darüber bin ich sehr enttäuscht.
Was hast du in deinen sechs Jahren in der Moto2-WM gelernt?
Sechs Jahre sind eine sehr lange Zeit für mich. Deshalb ist es schwer, das kurz zusammenzufassen.
Zuerst bin ich zwei Jahre für das italienische Italtrans-Team gefahren, dann bin ich zum Honda Asia Team gewechselt. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, um meine Fahrkenntnisse und meine mentale Stärke zu verbessern. Ich glaube auch, dass ich mich als Person weiterentwickelt habe.
Auch wenn ich weiss, dass ich in diesen sechs Jahren bessere Resultate hätte holen sollen, habe ich viel gelernt und mich für die Zukunft verbessert.
Wer hat dich am meisten beeinflusst, als Fahrer und als Menschen?
Während ich für das Asia- Team fuhr, hat mir mein Teammanager Okada-san viel über Fähigkeiten, Mentalität, das Team und das Motorrad beigebracht. Manchmal hat er mich all das auf eine nette Art und Weise gelehrt, aber er konnte auch strikt und streng sein.
Okada-san hat die meisten Siege eines japanischen Fahrers in der Königsklasse und er war Vizeweltmeister. Von ihm zu lernen war eine besondere Erfahrung für mich.
Wenn ich noch weiter zurückdenke in meiner Rennkarriere, erinnere ich mich an meine Zeit für das Harc-Pro-Team. Der Gründer, Shigeki Honda, hat mir alles beigebracht. Angefangen bei den Basics des Road Racings bis zur Disziplin als professioneller Fahrer. Herr Honda ist mein Mentor.
Was hat die «asiatische Region» für dich bedeutet, als du für das Idemtsu-Honda-Asia-Team gefahren bist?
Ganz ehrlich, ich habe nicht über Asien nachgedacht, während ich gefahren bin. Aber es war irgendwo in meinem Kopf verankert, dass es für den asiatischen Rennsport besser ist, je mehr Punkte ich sammle.
Vor allem in den paar Jahren, in denen sich der Asia Talent Cup junger Talente in Asien angenommen hat, war ich mir meiner Verantwortung als führender Fahrer dieses asiatischen Teams bewusst. Ich hatte das Gefühl, dass den Nachwuchstalenten als Vorbild diene. Das habe ich besonders gemerkt, als ich in Japan und Sepang gefahren bin. Ich hatte zuvor nie an solche Dinge gedacht, also bin ich wahrscheinlich mental reifer geworden und habe jetzt mehr Selbstbeherrschung als zuvor.
Fühlst du dich unter Druck gesetzt, weil du in die MotoGP aufsteigst?
Nein, überhaupt nicht. Ich bin aufgeregt, weil mein Kindheitstraum in Erfüllung geht. Ich fühle aber keine Druck oder Angst.
Ich kann es nicht erwarten, zu fahren. So fühle ich mich gerade wirklich. In der MotoGP ist alles neu für mich: Die Reifen, die Elektronik und das Motorrad... Ich weiss gar nichts darüber.
Deshalb ist es meine Priorität, mich an das Bike zu gewöhnen und zu verstehen, wie es funktioniert. Es wird sehr spannend, die Rennstrecke mit den besten Fahrern der Welt zu teilen!