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Forward Racing: Was passiert nach Insolvenzantrag?

Von Günther Wiesinger
Die unerfreulichen Nachrichten bei Forward Racing nehmen kein Ende. GP-Sieger Baldassarri ist weg, Kalex liefert keine Bikes mehr, MV Agusta tritt nicht als Sponsor auf – und jetzt wurde ein Insolvenzantrag gestellt.

Der italienische Forward-Teambesitzer Giovanni Cuzari hat in den letzten drei Jahren einige Höhen und Tiefen erlebt. In der MotoGP-WM gewann er mit Aleix Espargaró auf der M1-Yamaha 2014 die begehrte Open-Class-Wertung, in der Moto2-WM gewann Lorenzo «Balda» Baldassarri 2016 den Misano-GP.

Doch 2017 stürzten seine Fahrer Marini und Baldassarri in der Moto2-WM auf die Ränge 15 und 16 ab.

Die Turbulenzen im Forward-Team erreichten ihren Höhepunkt, als Cuzari im April 2017 vom Tribunale di Milano zu einer zweijährigen Gefängnisstrafe auf Bewährung (wegen Steuerhinterziehung und Geldwäsche) verurteilt wurde.

Jetzt droht Forward Racing weiteres Ungemach. Marco Curioni, bis Ende 2015 Managing Director von Forward Racing und der 2016 liquidierten Cuzari-Firma Media Action S.A., hat vor wenigen Tagen einen Insolvenzantrag gegen die Aktiengesellschaft Forward Team S.A. eingebracht.

Weil Cuzari im Sommer 2017 in einem Interview beklagte, die Dorna zahle den Moto2-Teams nicht genug Geld, zog er sich den Unmut von Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta zu, der jedes Moto2-Team mit rund 200.000 Euro subventioniert und außerdem die Einheitsmotoren zum Sonderpreis von 20.000 Euro pro Saison und Fahrer beisteuert.

«Wenn Cuzari unser Konzept nicht gefällt, soll er aus der WM verschwinden», erklärte der zornige Ezpeleta, der Forward Racing nach der Saison 2015 wegen des üblen Rufs bereits aus der MotoGP-Klasse verbannt hatte.

Cuzari war nach dem Sachsenring-GP 2015 im Schweizer Tessin wegen Verdachts auf Korruption, Steuerhinterziehung und Geldwäsche vier Wochen in Untersuchungshaft gesessen.

Nach seiner Freilassung erzählte er gerne, es seien alle Anklagepunkte fallen gelassen worden.

Das war ein sparsamer Umgang mit der Wahrheit, wie wir längst erfahren haben.

Cuzari hat in den letzten Jahren immer wieder Märchen erzählt und die Tatsachen verdreht. In der Schweiz erwartet ihn noch ein Gerichtsverfahren.

Er werde 2016 bei MV Agusta die Rolle des Teamprinzipals für die Superbike- und Supersport-WM übernehmen, erzählte Cuzari im Oktober 2015. Forward werde ein Joint-Venture mit der Traditionsmarke bilden, MV Agusta werde 2017 oder 2018 in die MotoGP-WM einsteigen und womöglich 2019 für die Moto2-WM die Einheitsmotoren liefern.

Auch diese Ankündigungen wurden bald als harmlose Sprechblasen entlarvt.

Im Sommer 2017 posaunte Cuzari, er werde MV Agusta nach mehr als 40 Jahren 2018 in den GP-Sport zurückbringen – als Partner seines Moto2-Teams.

Das war die nächste Lüge.

«Wir kommen erst 2019, wenn Triumph die neuen Einheitsmotoren liefert. Außerdem suchen wir ein professionelles Team und eine namhafte Engineeringfirma, die für uns die Rolling Chassis baut», liessen MV Agusta-Rennchef Andrea Quadranti und MV-Direktor Brian Gillen wenig später verlauten.

Cuzari wollte hingegen einfach eine Kalex als MV Agusta bemalen, was der deutsche Hersteller jedoch strikt untersagte.

Nach den vielen Reinfällen und Meldungen über unbezahlte Rechnungen hat Forward Racing nicht nur beim Technikerstab längst einen personellen Aderlass erlebt, auch das Fahrerduo für 2018 darf man getrost als das letzte Aufgebot betrachten: Stefano Manzi und Eric Granado.

Und weil Seriensieger Kalex kein Material mehr liefern wollte, musste Forward Racing für die Moto2-WM auf Suter umsteigen.

Jetzt könnten sich Forward Racing-Teambesitzer Cuzari und sein ehemaliger Finanzchef Marco Curioni bald vor Gericht treffen. Denn außergerichtlich hatte der ehemalige Managing Director von Forward Racing und der 2016 liquidierten Cuzari-Firma Media Action S.A. mit seiner Forderung, Cuzari möge endlich eine ausstehende Zahlung in der Höhe von 17.000 Franken leisten, keinen Erfolg. Gläubiger Curioni will jetzt durch ein Gericht im Tessin feststellen lassen, ob die Forward Team S.A. von Verwaltungsrat Cuzari überschuldet ist. Ein fruchtloses Betreibungsverfahren könnte zu einer Konkurseröffnung führen.

«Ich habe letzte Woche vor einem Schweizer Gericht einen Antrag auf Insolvenz gestellt, um meinen Forderungen Nachdruck zu verleihen», bestätigte Curioni gegenüber SPEEDWEEK.com. «Cuzari hat jetzt einen Monat Zeit, um mich zu bezahlen.»

Cuzari, der 2016 auch die Firma Forward Racing S.A. in Agno/CH liquidiert hat, wird voraussichtlich nichts anderes übrigbleiben, als sich mit Curioni zu einigen und die von ihm reklamierten Schulden zu bezahlen.

Denn das Selektions-Komitee (Dorna, FIM und IRTA) hat wenig Freude mit einem Rennstall, der vom Bankrott bedroht und womöglich unter die Herrschaft eines Insolvenzverwalters gestellt wird. Deshalb musste sich das MZ-Team im September 2012 unmittelbar nach dem Insolvenzantrag aus der WM zurückziehen.

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