Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Moto2-Skandal: MV Agusta verärgert Kalex

Von Günther Wiesinger
Kalex-Chef Alex Baumgärtel wirft dem Kontrahenten MV Agusta eine Art Betriebsspionage vor. MV habe seine Verkleidung mit drei Monaten Abstand «abgeformt», wettert er. «Das ist unsere Verkleidung.»

Das illustre Forward Racing Team von Giovanni Cuzari brüstet sich gerne mit der wertvollen Zusammenarbeit mit MV Agusta und dem Centro Ricerche Castiglioni (CRC) in San Marino, der Forschungs- und Entwicklungsabteilung des kleines italienischen Motorradherstellers, der sich allerdings gar nicht oder nur halbherzig zum Moto2-WM-Engagement bekennt – aber zumindest seinen Namen dafür hergibt.

Dominique Aegerter testete beim Barcelona-Test vom 21./22. Mai eine neue schwarze (unlackierte) Verkleidung. Der Schweizer verkündete nach dem Test, das Forward-Team werde jetzt auch im Windkanal wieder nach einer verbesserten Aerodynamik suchen.

Aber offenbar ist die neue MV Agusta-Aerodynamik nicht auf dem eigenen Mist gewachsen und gar nicht in Italien entstanden.

Wie sparsam Cuzari mit der Wahrheit umgeht, weiß ja seit Jahren das ganze Fahrerlager. So erzählte er der Öffentlichkeit nach der Saison 2017, sein Rennstall werde 2018 das offizielle Suter-Werksteam in der Moto2 bilden. In Wirklichkeit lieferte Suter Industries nur jenes Material ab, das nach dem Rückzug aus der Moto2-WM nicht mehr gebraucht wurde, denn Kiefer und Intact stiegen für 2018 von Suter auf KTM und Kalex um.

Tatsächlich erlebte Forward 2018 eine erbärmliche Moto2-Saison mit Stefano Manzi und wechselnden Moto2-Nachzüglern wie Eric Granado und Isaac Viñales.

Kalex-engineering-Geschäftsführer Alex Baumgärtel traute seinen Augen nicht, als er die «neue» MV Agusta von Domi Aegerter beim Barcelona-Test nach dem GP de France auf der Piste sah. «Cuzari hat unsere Verkleidung nicht abgekupfert, sondern einfach abgeformt und Kleinigkeiten angepasst. Selbst die Schnellverschlüsse sitzen an der gleichen Stelle. Dass man die Wettbewerber analysiert und Aspekte übernimmt, ist ja klar. Aber das hat mit damit nichts zu tun. Das ist unsere Verkleidung», ärgerte sich Baumgärtel und zeigte auf dem Smartphone Fotos von Aegerters schwarzer MV-Verkleidung in Catalunya und verglich sie mit einem Foto von Kalex-Pilot Alex Márquez beim Jerez-Frühjahrstest im Februar 2019. Es ist kein Unterschied zu entdecken.

Selbst beim vorderen Kotflügel sind mit freiem Auge keine Unterschiede zu erkennen.

Forward und die einschlägige Vergangenheit

Baumgärtel hat das Forward-Team nach der Saison 2017 von seiner Kundenliste gestrichen – wegen der üblen Zahlungsmoral. Deshalb blieb dem illustren Team nur der Wechsel zu Suter und MV Agusta. Selbst Speed-up-Chef Luca Boscoscuro wollte Forward für 2019 nicht beliefern. Und bei der Dorna wird immer wieder überlegt, wie man diesen mehrlichtigen Rennstall loswerden könnte. Die Verträge mit den Moto2-Teams erstrecken sich immer nur über ein Jahr...

Schon 2014 nach der ominösen Trennung von Chassis-Partner FTR gab es Ärger zwischen Kalex und Forward. Denn das italienische Team faselte damals, man werde FTR technisches Knowhow liefern und das offizelle FTR-Team bilden. Aber die Zusammenarbeit platzte bereits im Februar 2015. Forward verpasste deshalb den ersten Test in Valencia 2015 und kaufte damals bei Blusens BQR hastig billige Kalex-Altbestände auf, denn die Spanier stiegen aus dieser Klasse aus. Darunter befand sich ein Kalex-Chassis, das bei Kiefer Racing und Max Neukirchner schon 23 Stürze miterlebt hatte und laut Kalex aus Sicherheitsgründen längst aus dem Verkehr gezogen hätte werden müssen.

Dass das Abkupfern allein nicht zum Erfolg führt, ist ein alter Hut. Mit diesem Konzept und diesen Methoden hat schon Cagiva in der 500er-WM jahrelang Schiffbruch erlitten. Denn so bleibt die Konkurrenz immer ein paar Schritte voraus.

MV Agusta brachte Domi Aegerter in Mugello als besten Fahrer auf Platz 17. Kalex (sechs WM-Titel in der Fahrer- und Marken-WM hintereinander) positionierte in Mugello zwölf Fahrer in den Top-15 und rüstet acht der aktuellen Top-10-WM-Piloten aus.

Das Mugello-Ergebnis:

1. Alex Márquez. 2. Marini. 3. Lüthi. 4. Baldassarri. 5. Fernandez. 6. Bastianini. 7. Navarro. 8. Schrötter. 9. Lowes. 10. Di Giannantonio. 11. Pasini. 12. Vierge. 13. Gardner. 14. Nagashima. 15. Binder. Ferner: 17. Aegerter. 20. Tulovic. 21. Öttl.

Der WM-Stand nach 6 von 19 Rennen:

1. Baldassarri 88. 2. Márquez 86. 3. Lüthi 84. 4. Navarro 73. 5. Schrötter 64. 6. Marini 58. 7. Fernandez 54. 8. Bastianini 45. 9. Gardner 41. 10. Binder 39.

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