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Aki Ajo in der Moto2-WM 2020 mit Kalex und Öhlins?

Von Günther Wiesinger
Brad Binder: Erster Saisonsieg beim elften Rennen

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Nach dem Rückzug von KTM als Hersteller aus der Moto2-WM per Saisonende sucht Teambesitzer Aki Ajo für Iker Lecuona und Jorge Martin neues Material. Er hat zwei Optionen.

Das Team Ajo Motorsport wird 2020 wieder in zwei Klassen antreten. In der Moto3-Weltmeisterschaft ist ein Auftritt mit den 16-jährigen türkischen Zwillingen Can und Deniz Öncü mit Red Bull und KTM geplant. In der Moto2-Klasse hat Teambesitzer Aki Ajo den letztjährigen Moto3-Weltmeister Jorge Martin unter Vertrag, dazu den 19-jährigen Spanier Iker Lecuona, der auf einer privaten KTM in Valencia-GP Platz 2 eroberte.

Ajo bildete seit 2017 das Nummer-1-Moto2-Team von Red Bull KTM, in den ersten zwei Jahren mit Miguel Oliveira und Brad Binder, 2019 mit Binder und Jorge Martin. Obwohl KTM im ersten Moto2-Jahr 2017 gleich drei GP-Siege mit Oliveira feierte und 2018 sogar sechs GP-Erfolgte (3x Oliveira, 3x Binder), entschied sich KTM-Firmenchef Stefan Pierer (62) beim GP von Österreich überraschend zum Rückzug aus der Moto2-WM – zumindest als Motorradhersteller.

Vorangegangen war eine desaströse und blamable erste Saisonhälfte 2019, die Pierer schon Anfang Mai in Jerez erzürnte und zur Weißglut brachte. «Was wir in der Moto2 leisten, zipft mich an», wetterte er damals im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

KTM plante dann eine Reduktion der Moto2-Teams auf drei Teams (Ajo, Tech3 und SAMA Qatar Aspar Martinez) mit sechs Piloten, dann mit maximal zwei Teams (Ajo und Tech3), ehe Stefan Pierer die Diskussion am Freitagabend in Spielberg beendete und einen überraschenden Schlussstrich unter das Moto2-Engagement von KTM zog.

«Wir können in der Moto2-Klasse nur verlieren und steigen deshalb aus. Wir wollen irgendwann auch in der MotoGP gewinnen und investieren dort jetzt mehr Manpower», erklärte Pierer.

Aber KTM wird das Ajo-Team weiter als Ausbildungsstätte in der «Road to MotoGP» unterstützen, die bei Red Bull und KTM vom Rookies-Cup über die Moto3 und Moto2 in die «premier class» führt. Man wählt die Fahrer für die Moto2-WM gemeinsam aus und unterstützt das Ajo-Team vermutlich bei den Fahrergagen, um die Talente (wie zuletzt Oliveira und Binder) danach für die MotoGP-Klasse rekrutieren zu können.

Aki Ajo spricht inzwischen sogar von einer «KTM MotoGP Academy», die bisher noch nicht offiziell vorgestellt worden ist.

Teamchef Ajo besucht heute den MotoGP-Test der sechs Testfahrer auf dem KymiRing in Finnland. Er will bis zum Silverstone-GP entscheiden, welches Material er 2020 in der Moto2-WM einsetzen wird.

«Wir entwickeln weiter Talente für die beiden MotoGP-Teams von KTM», erläuterte Ajo gegenüber SPEEDWEEK.com. «Mit Oliveira und Binder haben wir zuletzt für KTM schon zwei Topfahrer in der Moto3 und Moto2 ausgebildet. Wir haben in den zwei kleinen WM-Klassen auch 2020 exzellente Partner und vielversprechende Fahrer. Jetzt brauchen wir in der Moto2-Klasse noch konkurrenzfähiges Material.»

Da Ajo Motorsport 2015 und 2016 die Moto2-WM mit Johann Zarco auf Kalex gewonnen hat, wird sich Ajo voraussichtlich für Kalex und Öhlins entscheiden. Bei KTM hat er in der Moto2 die hauseigene WP Suspension verwendet, aber die Kalex-Maschinen sind für und mit Öhlins entwickelt worden.

Ajo will die Materialwahl vorläufig nicht bestätigen. «Wir haben zwei Möglichkeiten und prüfen beide Angebote», versichert er.

Neben Kalex prüft er nämlich noch das Angebot von Speed-up-Chef Luca Boscoscuro, der in diesem Jahr mit Jorge Navarro und Fabio Di Giannantonio bereits drei zweite und zwei dritte Plätze erzielt hat. Navarro ist WM-Dritter, Di Giannantonio WM-Zehnter – als Rookie.

Etwas Wehmut über den Ausstieg von KTM ist bei Aki Ajo spürbar. Denn bei den letzten vier Grand Prix seit Assen hat Binder zwei zweite Plätze und einen Sieg herausgefahren. Das neue Motorrad kann also nicht als hoffnungsloser Fall bezeichnet werden. «Aber manchmal muss ein Werk unpopuläre Entscheidungen treffen», fügt sich der Finne in sein Schicksal.

Dass in der Moto2-WM jetzt Einheitsmotoren des europäischen Mitbewerbers Triumph verwendet werden müssen, passte auch nie ideal ins KTM-Konzept.

Selbst das Red Bull KTM-Tech3-Team von Hervé Poncharal versagte 2019 mit den Piloten Bezzecchi und Öttl kläglich, weil das Motorrad besonders für die Neulinge nicht konkurrenzfähig war.

Bezzecchi hat zehn Punkte auf dem Konto, Öttl null. Beim Martinez-Team schaut es noch übler aus: Jake Dixon hat vier Punkte eingeheimst, Bezahlfahrer Xavier Cardelús null.

Und die Moto2-Fahrerwahl für das Tech3-Team schaute für 2020 nicht gerade vielversprechend aus: Bezzecchi wollte weg, daneben gab es nur Kandidaten wie Darryn Binder.

Kein Wunder, wenn Stefan Pierer jetzt der Geduldsfaden gerissen ist.

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