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Marc Márquez: Wie ihn HRC schon in der Moto2 förderte

Von Günther Wiesinger
Wer nicht wahr haben will, dass Ausnahmekönner Marc Márquez schon in der Moto2-WM von HRC verwöhnt wurde, verkennt die Tatsachen.

Als SPEEDWEEK.com Mitte der vergangenen Woche im Interview mit Ducati-Corse-Chef Gigi Dall‘Igna berichtete, der Italiener halte das KTM-System für unfair, junge Fahrer dank der erfolgreichen Moto2- und Moto3-Teams für die spätere MotoGP-Karriere zu ködern und unter Vertrag zu nehmen, gaben wir zu bedenken, dass diese Strategie auch von Valentino Rossis VR46-Team nachgeahmt wurde, dass dieses Konzept nicht neu ist.

Unter den Beispielen nannten wir auch die Unterstützung von Marc Márquez in dessen zwei Moto2-Jahren 2011 und 2012 durch HRC. Ein paar User wunderten sich über diese Information und hielten sie für einen Irrtum des Autors, der von den besonders netten Fans auch gern als Schreiberling bezeichnet wird.

Naja, wer die Szene daheim auf der Couch vor dem Fernseher betrachtet oder ein- oder zweimal im Jahr live auf einer Tribüne sitzt, dem kann schon einiges entgehen, was ein langjähriger und neugieriger GP-Berichterstatter durch ständige Gespräche mit allen Beteiligten und der Anwesenheit im Fahrerlager, in den Boxen und Hospitalitys in Erfahrung bringt.

Natürlich war Marc Márquez in der 125-ccm-Weltmeisterschaft kein Honda-Fahrer, das wurde auch mit keiner Silbe behauptet.

Denn wir erinnern uns, dass Marc in Spanien vom umsichtigen KTM-Statthalter Cesar Rojo (er agierte früher als Bultaco-Teammanager in der 80er- und 125er-WM) entdeckt und zu KTM transferiert wurde. Er steuerte bereits in der CEV-125-ccm-Meisterschaft eine KTM und wurde dann 2008 für der 125er-WM im Red Bull KTM-Werksteam eingesetzt.

Honda hatte bekanntlich die Zweitakt-Entwicklung früh eingestellt, weil für 2012 die Einführung der neuen 250-ccm-Einzylinder-Viertakter vorgesehen war. Die Nummer 93 landete also mit 15 Jahren auf der Zweitakt-KTM in der 125er-WM an 13. Position – und sicherte sich mit Platz 3 in Donington hinter Reddung und Di Meglio seinen ersten GP-Podestplatz. 

Honda verfügte bereits 2008 über keinen Stammfahrer mehr in der 125-ccm-WM. Nur Derbi, Aprilia und KTM mischten vorne mit, dazu beteiligte sich die chinesische Marke Loncin, das Bike wurde aber in Italien gebaut.

2009 gewann Marcel Schrötter die IDM und EM auf einer Honda 125 des Teams von Mang, Schlögl und Stadler. In der 125er-WM heimste der Bayer bei Gastauftritten 18 Punkte ein. 2010 kam er als einziger Honda-Stammfahrer in der Achtelliter-WM über den 18. Gesamtrang nicht hinaus.

Marc Márquez (KTM) verbesserte sich in der 125er-WM 2009 auf den achten Gesamtrang, dann stiegen die Österreicher wegen der globalen Wirtschaftskrise vorübergehend bis 2012 aus der WM aus – und kehrten erst 2012 mit der neuen MotoGP-Maschine zurück.

So gewann Marc Márquez die 125er-WM 2010 im Red Bull-Ajo-Team auf einer Derbi, die baugleich von der Piaggio Group unter Gigi Dall’Igna auch als Aprilia eingesetzt wurde.

Alzamora: Weltmeister auf Honda, mit Márquez zu Honda

Nach dem 125-ccm-Titelgewinn wurde Marc von seinem Manager Emilio Alzamora in die Moto2-Klasse befördert. Der 125-ccm-Weltmeister von 1999 (Emilio fuhr damals eine Honda) gründete für diese neue Rennserie eigens ein eigenes Team, das wieder ausstieg, als Moto2-Weltmeister Marc Márquez für 2013 zu Repsol Honda in die MotoGP wechselte.

Alzamora betrieb das Team Catalunya Caixa Repsol mit den Schweizer Suter MMX2-Maschinen für MM #93 nur in den Jahren 2011 und 2012; es gab auch nie ein Teamkollege in Betracht.

Der Einfluss von HRC auf dieses Team wurde bereits im Mai 2012 offenkundig, als Weltmeister Casey Stoner beim Le-Mans-GP ankündigte, er werde seine Karriere bei Repsol-Honda nach 2012 beenden.

Die HRC-Manager Shuhei Nakamoto und Livio Suppo nannten sofort Marc Márquez als geeigneten Kandidaten und Favoriten für den zweiten Platz neben Dani Pedrosa. Rossi, Lorenzo und Bradl (er fuhr 2012 bis 2014 drei Jahre für LCR-Honda) kamen nicht ernsthaft in Frage.

Dass das Moto2-Team von Marcs persönlichem Manager Emilio Alzamora mit Repsol den gleichen Sponsor wie das Honda-MotoGP-Werksteam hatte, war natürlich alles andere als Zufall.

Als nach dem Moto2-Titelgewinn von Marc im Oktober 2012 offenkundig wurde, dass sein Team das ganze Jahr exklusiv ein Quick-Shift-System des japanischen Firma TSR verwendete hatte, wurde das Team von keinem Geringeren als HRC-Vizepräsident Nakamoto vehement verteidigt.

Die gegnerischen Moto2-Teams prangerten damals an, dieses Privileg für den neuen Champion verstosse gegen das Gleichheitsprinzip und den Geist des Reglements der neuen Moto2-Klasse mit den Honda CBR600-RR-Einheitsmotoren, der Einheits-ECU, den Einheitsreifen und so weiter. Es wurde sogar gemutmasst, die HRC-Elektroniker hätten den Quickshifter exklusiv für für Márquez entwickelt und ihn sicherheitshalber unter dem Deckmantel der befreundeten Firma TSR ans Alzamora-Team vertrieben.

Als Teams wie Marc VDS und Intact (mit Folger und Cortese) diesen TSR-Schaltautomaten im Herbst 2012 testeten, brachte er auf manchen Pisten bis zu 0,5 sec pro Runde.

Nach diesen Aufregungen wurde mit MotoGP Technical Director Danny Aldridge, der IRTA, Dorna und Honda monatelang darüber diskutiert, ob man den Moto2-Teams nicht die Verwendung eines einheitlichen Quickshifter-Systems vorschreiben sollte – von HM oder TSR.

Warum wurde plötzlich nach mehr als zwei Jahren über einheitliche Quick-Shift-Systeme diskutiert? Um die Chancengleichheit so gut wie möglich zu wahren, wurde plötzlich eingeräumt.

Die Verbindung zwischen HRC, Alzamora und Márquez war vor der ersten gemeinsamen MotoGP-Saison 2013 schon so innig, dass Marc sogar einen Großteil seiner Moto2-Techniker inklusive Crew-Chief Santi Hernandez und Data-Recording-Spezialist Gerold «Hugo» Buchner zu Repsol-Honda mitnehmen durfte, obwohl Stoners Crew-Chief Cristian Gabarrini noch für 2013 einen Vertrag hatte und dann quasi ohne konkrete Aufgabe für HRC ein Jahr spazieren ging.

Dass Emilio Alzamora mit dem Estrella Galicia 0,0-Honda-Moto3-Team das inoffizielle Werksteam der Japaner bildete, war auch kein Geheimnis. Er setzte Talente wie Alex Rins und Alex Márquez ein und gewann mit Márquez 2014 die Moto3-WM gegen Jack Miller (Red Bull Ajo KTM). HRC soll damals in manchen Jahren das Material kostenlos geliefert und auch die Fahrergagen bezahlt haben. 

Weil die Alzamora-Truppe von HRC in aller Öffentlichkeit so deutlich bevorzugt wurde, sträubte sich Landsmann Jorge «Aspar» Martinez in der Moto3-WM mit Haut und Haaren gegen eine Zusammenarbeit mit Honda. Er bildete lieber ein Joint Venture mit Mahindra und führte drei Jahre lang das Werksteam des indischen Herstellers.

«Ich wollte nicht bei Honda die Nr. 2 hinter Alzamora sein», verkündete Aspar Martinez.

Nach dem Rückzug von Mahindra wechselte der vierfache Weltmeister und erfolgreiche Teambesitzer zu KTM und GASGAS.

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