Tom Lüthi: «Die MotoGP ist immer noch ein Ziel»
Tom Lüthi auf der Moto2-Suter
Erstmals seit dem Sturz in Valencia am 14. Februar wird Tom Lüthi am kommenden Freitag auf dem Circuit of the Americas (COTA) wieder auf seine Suter MMX2 steigen. Ein mutiges Unterfangen, denn von 100-prozentiger Fitness ist der Moto2-Pilot Interwetten-Paddock-Team noch ein Stück entfernt. Aber da Ersatzmann Sergio Gadea ohnedies kein Kandidat für die Punkteränge ist, kann Tom Lüthi den Texas-GP zumindest als willkommene Testfahrt nützen und sich für den Jerez-GP (5. Mai) warmfahren.
Tom Lüthi fuhr beim Valencia-Test an seiner Suter eine Mischung zwischen 2012-Chassis und 2013-Teilen, «für die wir uns im Winter entschieden haben. Es sind dann in Valencia am dem zweiten Tage neue Teile eingesetzt worden, ausserdem ging es darum, mit der Geometrie zu experimentieren und Updates zu testen».
Der siebenfache GP-Sieger wehrt sich ein bisschen gegen die Darstellung, er sei jetzt die klare Nr. 1 bei Suter, die Maschine sei für ihn massgeschneidert worden. «Ja, ich habe sehr viel bei der Entwicklung mitreden können, ich bin im Herbst zweimal bei Suter gewesen, da haben wir alles auf den Tisch gelegt. Das war auch für mich spannend, ich habe dabei viel lernen können. Ich verstehe jetzt besser, wie alles funktioniert, wie der Rahmen ausgemessen wird, wie die Steifigkeit berechnet wird.»
Lüthi will die MMX2 jetzt noch verfeinern und für seinen Fahrstil anpassen. In Katar kam die beste Suter mit Domi Aegerter übrigens auf Rang 4, unter den ersten sechs platzierten sich fünf Kalex.
Im Herbst überlegte auch das Interwetten-Team einen Umstieg auf Kalex. «Die Materialfrage war lange Zeit offen, das waren harte und lange Diskussionen», sagt Lüthi. «Die Entscheidung ist erst nach einigen Meetings gekommen. Wir haben uns schlussendlich für Suter entschieden, weil wir das Gefühl hatten, das wird das Beste für uns sein. Ich bin überzeugt, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Das Motorrad wird konkurrenzfähig sein.»
Tom Lüthi bestreitet 2013 die siebte Saison in der mittleren Hubraumklasse, drei in der 250er-WM, die vierte auf der Moto2.
Die MotoGP bleibt weiter das grosse Ziel
Der Schweizer hat in diesen Jahren mit Wehmut beobachtet, wie seine Gegner der Reihe nach in die MotoGP aufstiegen, ob sie Lorenzo, Dovizioso, Bautista Bradl, Márquez, Iannone oder Bradley Smith heissen. Und gerade der Engländer hat wesentlich weniger Erfolge vorzuweisen als der Berner. «Ja, bei ihm ist etwas besser gegangen als bei mir», ist sich Tom bewusst. «Als ich gehört habe, dass er auf einer Yamaha bei Tech3 in die MotoGP aufsteigen kann, habe ich schon gedacht: Verdammt, warum nicht ich? Was man für so einen Aufstieg braucht, ist viel Geld. Es muss finanziert sein, es muss der richtige Platz frei sein.»
Tom Lüthi ist jetzt 26 Jahre alt. Er arbeitet auch deshalb so verbissen an einem Comeback, weil er es 2013 in der Moto2 noch einmal wissen will und dann den nächsten Aufstiegsversuch machen will. 2014 werden vier zusätzliche Teams und Fahrer mit Yamaha YZR-M1-Motoren versorgt, fünf weitere können Production-Racer von Honda kaufen. Da werden die Top-3-Piloten aus der Moto2-Klasse am ehesten berücksichtigt werden.
Das Interwetten-Team trat 2010 schon einmal mit Honda in der Königsklasse an – aber mit Aoyama statt Lüthi.
«Die MotoGP-Klasse ist immer noch ein Ziel von mir», hält Tom Lüthi fest. «Aber nicht auf Biegen und Brechen. Wenn ich raufgehe, will ich das richtige Material und das richtige Umfeld.»
Wie viel hat in der MotoGP mit Management und Herkunft zu tun? Ist die Schweiz einfach zu klein für die Hersteller und die Sponsoren? Lüthi: «Das ist schwer zu sagen. Die Ergebnisse können nicht allein ausschlaggebend sein, Bradley Smith war ziemlich weit weg vom Titel, weiter als ich. Es geht ums Management und um die richtigen Sponsoren, die richtige Nationalität. Bei Bradley hat’s halt gerade gepasst. Er bekommt eine Chance. Aber ich bin überzeugt, es ist auch für einen Schweizer nicht unmöglich, in die MotoGP-Klasse zu kommen.»