Sandro Cortese: «Zuerst müssen wir Top-Ten schaffen»
Sandro Cortese flog heute von München nach Lamezia Terme in Kalabrien, wo eine Tante heiratet. «Die Hochzeit ist heute abend, am Samstag fliege ich wieder heim», erzählte der Moto3-Weltmeister von 2012. «Ich habe seit dem Sachsenring-GP Heimaturlau gemacht, mich erholt und viel trainiert, damit ich die Kondition noch verbesserte und noch besser werden. Da habe ich gemeinsam mit meinem Konditionstrainer sicher Fortschritte gemacht. Jetzt hoffe ich, dass wir bald wieder angreifen können. Am Dienstag fliege ich weg zum Indy-GP.»
Cortese blieb in der ersten Saisonhälfte mit sieben WM-Punkten (einmal 13., einmal 14., zweimal 15.) bei acht Rennen hinter den Erwartungen. Er hat gute Erinnerungen an den Indianapolis Motor Speedway. Dort war der Kalex-Pilot aus dem neuen Team Dynavolt Intact GP in den letzten drei Jahren immer auf dem Podest.
Sandro, Indy war zuletzt immer ein gutes Pflaster für dich?
Ja, ich war dort seit 2010 zweimal Zweiter und einmal Dritter. Ich freue mich echt auf dieses Rennen. Indy ist eine meiner Lieblingsstrecken. Natürlich wird es mit der Moto2 ein bisschen anders sein als mit der 125er oder Moto3. Aber ich denke, wenn dir eine Strecke liegt, dann liegt sie dir auch mit einer grösseren Maschine.
Ich bin guter Dinge, dass wir in der zweiten Saisonhälfte noch einmal einen Schritt nach vorne machen.
Im Winter war ja das Ziel, in der ersten Moto2-Saison so gut zu sein wie Nico Terol 2012 in seiner Debütjahr. Er hat die WM als Elfter beendet und setzte beim Finale in Valencia mit Platz 3 noch ein Glanzlicht. Kann bei dir bis zum Finale noch ein Podest herausschauen?
Jetzt gucken wir mal... Zuerst müssen wir die Top-Ten schaffen. Es kommen noch schöne Strecken, die mir auch liegen. Indy, Brünn, Aragón, Sepang und Philipp Island zum Beispiel.
Dein Öhlins-Techniker Graeme Irvine sagt, deine Schwachstelle sei das Qualifying. Für die Rennresultate wäre es gewiss hilfreich, wenn du im Schnitt eine oder zwei Reihen weiter vorne starten könntest.
Ja, das stimmt. Es wird langsam. Es ist nimmer ganz so schlimm wie am Anfang. Aber sich da zu überwinden und drei, vier Runden lang über sein Limit zu gehen und noch einmal zwei, drei Zehntel rauszuholen, das muss das Ziel sein. Dann wird man nach vorne gespült. Das ist in Barcelona mit Startplatz 9 gelungen. Aber im Rennen hat mich Toni Elias in der ersten Kurve abgeschossen. Nachher hat es in der Qualifyings nicht so gut geklappt.
Beim Heim-GP bist du als 19. losgefahren.
Ja, ich habe auch das Rennen vom Sachsenring noch einmal genau analysiert. Ich bin teilweise im Rennen teilweise für ein paar Runden schneller gefahren als alle andern im Feld. Aber das bringt mir relativ wenig, wenn ich so weit hinten stehe.
Deshalb wird es ganz klar unser Ziel sein, uns im Quali noch einmal zu steigern. Denn je weiter vorne wir stehen, umso geringer ist dann in den ersten Runden das Risiko einer Kollision.
Mit den ersten Runden kannst du ach noch nicht zufrieden sein. Auf dem Sachsenring bist du als 19. gestartet und hast in der ersten Runde keine Position gutgemacht? Am Schluss hat es für Platz 15 gereicht. Da gibt es auch noch Spielraum für Verbesserungen?
Wir müssen überall noch Verbesserungen erzielen. Ich bin bisher nur in der Hinsicht zufrieden, dass wir ein wirklich gutes, eingespieltes Team geworden sind. Die Arbeit mit Crew-Chief Jürgen Lingg und allen andern verläuft reibungslos. Das Motorrad läuft perfekt, am Fahrwerk gibt es nichts auszusetzen. Aus Teamsicht sind wir stabil.
Aber ich bin mit mir als Fahrer noch lange nicht zufrieden. Denn für mich ist es das Schlimmste, wenn ich da hinten rumfahren muss. Ich schufte so hart wie letztes Jahr für den Titelgewinn, um von diesen Positionen wegzukommen. Ich will so schnell wie möglich nach vorne kommen.
Im Moment macht es Spass, in der Moto2 zu lernen. Aber das genügt jetzt nimmer. Ich bin so ehrgeizig, dass ich jetzt schauen will, dass wir uns sichtbar steigern.
Aber diese Chaosrunden im Qualifying, die lassen sich nicht von heute auf morgen aus dem Ärmel schütteln?
Ich bin ja nicht Welten weg. Es sind je nach Rennstrecke sieben bis acht Zehntel. Wenn ich mich in den nächsten paar Rennen steigern und diesen Rückstand verkürzen kann, dann sind wir unter den Top-Ten. Das ist dann schon mal richtig gut. Nachher kommt dann irgendwann der nächste Schritt. Das ist jetzt unsere Hauptaufgabe.
Gerade in der Moto2 ist es im Qualifying so, wenn du nicht gleich am Anfang eine starke Runde fährst, machen sie dir am Schluss deine Runden kaputt, weil alle nur warten und im Weg rumstehen. Es ist also wichtig, dass man gleich zu Beginn des Zeittrainings eine gute Runde fährt, damit man sagen kann: Okay, wir sind mal in den Top-Ten , am Schluss schauen wir, was noch geht.
Das gibt dir auch mehr Selbstsicherheit. Wenn du in den letzten zehn Minuten noch weit hinten ist, ist es oft Glückssache, dass man noch weiter nach vorne kommt.