Hervé Poncharal: «Moto2-Einheitsmotoren sind perfekt»
Im vorletzten Winter wurden viele unterschiedliche Vorschläge zur künftigen Gestaltung des Technik-Reglements für die Moto2-WM aufgetischt.
Denn es war bekannt, dass der Einheitsmotoren-Deal mit Honda Ende 2015 ausläuft und in der Saison 2014 über etwaige Änderungen diskutiert wird.
Eskil Suter schlug zum Beispiel 750-ccm-Dreizylinder statt des nur 128 PS starken 600-ccm-Vierzylinders der Honda CBR 600RR vor. «Dann hast du 170 PS, weniger Gewicht und kommst näher an die 250 PS der 1000-ccm-MotoGP-Maschinen heran», stellte Suter fest.
Paginas-Amarilias-Teambesitzer Sito Pons (WM-Dritter 2014 mit Vinales) sprach sich für die Beibehaltung von 600 ccm aus. Aber er wollte eine Öffnung für alle Hersteller und beliebige Konzepte. «Zwei-, Drei- oder Vierzylinder, alles sollte erlaubt sein», meinte der 250-ccm-Weltmeister von 1989 und 1990.
KTM-Rennchef Pit Beirer plädierte für 500-ccm-Zweizylinder-Motoren aus. Dieses Konzept hätte die Verwendung von MotoGP-Zylinder-Einheiten und anderen Leistungsteilen aus der Königsklasse erlaubt – wie das 750er-Dreizylinder-Konzept.
Aber im November wurde sang- und klanglos verkündet: Die Honda-Einheitsmotoren (seit 2010 aktuell) werden auch für die Jahre 2016, 1017 und 2018 vorgeschrieben. Der Slogan «powered by Honda» muss weiter auf allen Bikes stehen.
Auch Jeremy Burgess, legendärer Crew-Chief von Valentino Rossi bis Ende 2013, sprach sich kürzlich für stärkere Moto2-Motoren aus. Die Lücke bei der Motorleistung zwischen Moto2 und MotoGP sei momentan zu gross. Deshalb könnte Moto3-Vizeweltmeister Jack Miller jetzt ohne grosse Probleme die Moto2-Klasse übersprungen. «Wenn Miller mit dieser Methode Erfolg hat, wird sich die Moto2 bald erübrigen», wetterte Burgess.
Hervé Poncharal, Besitzer des Tech3-Yamaha-MotoGP-Teams und eines Moto2-Teams mit Marcel Schrötter und Ricky Cardus, stimmt der Kritik von Burgess nicht zu. «Wir haben alle viel Respekt vor Burgess, aber er ist immer ein Techniker gewesen, mehr als 20 Jahre Jahre lang Crew-Chief bei Doohan und Rossi. Er musste sich nie darum kümmern, eine Firma zu betreiben oder eine Meisterschaft zu managen. Er hat nie Sponsoren auftreiben müssen und hat nie ein Team am Leben gehalten. Ich weiss, dass man als Teambesitzer die Kosten im Auge behalten muss. Vom Standpunkt der Techniker und Ingenieure aus wird immer viel technische Freizügigkeit erwünscht. Bevor die Krise kam, hatten die Ingenieure nicht die geringste Vorstellung davon, dass wir vernünftige Budgets und überschaubare Materialkosten anstreben sollten. In einer idealen Welt könnten viele Dinge unterschiedlich aussehen. Aber wenn du die letzten 250-ccm-Jahre mit der heutigen Moto2 vergleichst, wenn du die Fahrer und die Teambesitzer fragst, dann wirst du hören, es sei heute viele, viel besser. Einer der Gründe dafür sind die Einheitsmotoren. Denn sie machen das Leben viel einfacher und die Rennen viel aufregender. Und das alles bei sehr vernünftigen Kosten. Wenn du anschaust, was Bradl, Márquez und Pol Espargaró als ehemalige Moto2-Weltmeister in der MotoGP zeigen, dann beweist das, die Moto2-WM ist eine gute Schule für die Königsklasse. Die 600er sind eine gute Vorbereitung für die 'premier class', wenn es um die schiere Grösse geht, um das Gewicht und um die Power. Du hast wenig Elektronik, der Fahrer steht im Vordergrund. Diese Debatte um die Motoren ist keine richtige Debatte. Die Moto2 ist eine der erfolgreichsten Klassen im GP-Sport. Wir haben in dieser Kategorie die wenigsten Beschwerden von den Teammanagern und den Sponsoren. Wir sollten unsere Energie lieber darauf verwenden, die MotoGP noch spannender zu machen, dort die Show aufregender zu gestalten.»
«Wir sollten lieber die Moto3-WM ausgeglichener machen», ergänzte der Franzose im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich halte die Wahl der CBR-Motoren für eine perfekte Entscheidung. Als wir nach den ersten zwei Moto2-Jahren die Teammanager befragt haben, haben sie sich einstimmig für die Beibehaltung des Systems mit diesen Einheitsmotoren ausgesprochen. Das ist die beste Antwort auf die Klagen von Jeremy Burgess... Frag die Fahrer. Frag die Teammanager. Sie sind happy. Warum sollten wir etwas ändern?»