Olivier Métraux (Technomag): «Drei hungrige Wölfe»
Ausgerechnet aus der Schweiz, wo seit 1955 Rundstreckenrennen verboten sind, kommt eines der stärksten Moto2-Teams. Unternehmer Olivier Métraux unterstützt Domi Aegerter seit acht Jahren und verstärkte seinen Technomag-Rennstall jetzt ausgerechnet mit dem grössten Rivalen seines Schützlings.
Olivier Métraux, Sie sind Präsident des Verwaltungsrates der Swiss Automotive Group. 2015 unterstützen Sie zwei Moto2-Teams mit insgesamt drei Fahrern. Warum ein so starkes Engagement?
Vor acht Jahren habe ich den Einstieg von Dominique Aegerter in die Grand-Prix-Weltmeisterschaft der Klasse 125 ccm ermöglicht.
Meine Motivation war, einem jungen, talentierten und arbeitswilligen Schweizer Sportler zu ermöglichen, auf höchster Ebene mitzukämpfen.
Die Unterstützung des Motorradrennsports hat in meiner Familie eine lange Tradition. Heute treibt mich immer noch dieselbe Motivation an. In der Zwischenzeit haben wir einige Zusatzsponsoren um uns versammeln können. Das erlaubt uns, 2015 sogar drei Schweizer Sportler zu unterstützen.
Neu in Ihrer Struktur ist der erfahrene Thomas Lüthi. Wie ist Ihnen dieses Kunststück gelungen?
Als sich Lüthis bisheriger Teamchef Daniel Epp entschloss, sich Ende 2014 aus dem GP·Sport weitgehend zurückzuziehen und sein Team aufzulösen, hat er sich an uns gewendet. Denn Epp war davon überzeugt, dass wir für den weiteren Verlauf von Thomas Lüthis Karriere die besten Voraussetzungen bieten würden. Dank der Unterstützung treuer Sponsoren konnten wir so eigens für Tom ein zweites Team innerhalb unserer Struktur bilden. Die ersten Gespräche sind sehr positiv verlaufen, was danach rasch zu einem beiseitigen Enthusiasmus heranwuchs.
Die Teams Derendinger·lnterwetten für Tom Lüthi sowie Technomag-Interwetten für Dominique Aegerter und Robin Mulhauser treten nicht in denselben Farben in Erscheinung. Gibt es in Ihrer Firmengruppe auch Konkurrenz zwischen den einzelnen Sparten und Marken?
Genau so ist es. Technomag und Derendinger sind zwei sich konkurrenzierende Marken, so wie unsere Fahrer auf der Strecke Konkurrenten sind.
Können Sie uns einige grundsätzliche Angaben über Struktur und Wesen der Swiss Automotive Group von heute geben?
Die Gesellschaft ist im Besitz von zwei Familien. Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit dem Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen im Bereich des Autoteilemarktes. Unsere Kunden sind hauptsächlich Reparatur- und Service-Werkstätten für Autos und Lastkraftwagen in der Schweiz, aber auch in verschiedenen anderen Ländern Europas. Wir beschäftigen insgesamt 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 1300 in der Schweiz, welche übrigens zu einem grossen Teil mit Spannung und Leidenschaft die Moto2-Saison unserer Piloten verfolgen.
Was erwidern Sie den Leuten, die behaupten, mit dem Engagement von Thomas Lüthi hätten Sie den Wolf in den Schafstall geholt?
Ganz einfach: Dominique und Robin sind keine Schafe. Und dass wir mit Freude und Enthusiasmus mit diesen drei hungrigen Wölfen während der Saison 2015 arbeiten werden. Wir werden alles daran setzen, jeden dieser drei Fahrer noch stärker zu machen, nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit der gesamten Truppe.
Diese Doppelstruktur ergibt mit Sicherheit das mächtigste und stärkste GP-Team in der Geschichte des Schweizer Motorradrennsports. Ist damit für Sie das maximal Mögliche erreicht?
Natürlich ist es äusserst befriedigend, diese drei Schweizer Moto2-Fahrer unter einem Dach vereint zu haben und bei jedem Rennen Podestplätze als Zielsetzung angeben zu können. Aber in diesem Sport geben der Athlet und sein Team die exakten Ziele und Marschrichtungen an. Wir als Sponsoren können sie lediglich als begeisterte Partner begleiten.
Dominique Aegerter hat bereits zum zweiten Mal auf einer Kawasaki MotoGP-Testfahrten absolviert. Heisst das, es wird 2016 einen Schweizer in der Königsklasse des Motorradrennsports geben?
Zu Beginn des Jahres liegt die absolut volle Konzentration beider Teams auf der Moto2-Klasse.
Aber es liegt auf der Hand, dass es ein Vorteil für einen Fahrer ist, wenn er von Zeit zu Zeit mit einer wesentlich stärkeren und grösseren Maschine trainieren kann. Wir haben in dieser Beziehung im vergangenen Jahr mit Dominique sehr positive Erfahrungen gemacht und werden diese Erfahrungen bei Gelegenheit gerne erneuern.