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Max Biaggi: Wie er sein Moto3-WM-Team mit KTM plant

Von Günther Wiesinger
Max Biaggi 2017 beim Katar-GP als Mahindra-Botschafter

Max Biaggi 2017 beim Katar-GP als Mahindra-Botschafter

Der sechsfache Weltmeister Max Biaggi kehrt in den GP-Zirkus zurück. 2018 wird er mit einem KTM-Moto3-Team aufmarschieren. Als Fahrer steht Jaume Masia auf seiner Liste.

Beim Valencia-GP 2016 wurde von Mahindra Racing verkündet, dass der inzwischen 46 Jahre alte Max Biaggi in diesem Jahr in die Rolle eines CIV-Moto3-Teammanagers und Mahindra-Markenbotschafters schlüpfen würde.

«Grande Max» aus Rom war in den 1990er-Jahren vierfacher 250-ccm-Weltmeister – dreimal auf Aprilia, einmal auf Honda. Danach stand er in der Königsklasse als Honda- und Yamaha-Pilot 58 Mal auf dem Podest, gewann allerdings nie einen 500-ccm- oder MotoGP-WM-Titel.

In der Superbike-WM wurde Biaggi aber 2010 und 2012 erneut Weltmeister – mit Aprilia.

Biaggi trat in der Königsklasse als Erzfeind von Valentino Rossi auf. Als er sein Moto3-Team plante, wollte er deshalb anfangs nicht das gleiche Material haben wie das SKY VR46-Team. Außerdem kam ihm Mahindra finanziell stark entgegen, und er dachte, die MPG3O sei für die italienische Meisterschaft CIV im ersten Jahr konkurrenzfähig genug.

Aber den pfiffigen Max Biaggi beschlichen schon am Tag nach der Verlautbarung des Mahindra-Deals in Valencia konkrete Zweifel an der Ernsthaftigkeit der indischen Truppe.

Er besorgte sich am Samstag in Valencia die Telefonnummer von KTM-Motorsport-Direktor Pit Beirer – und überlegte einen fliegenden Wechsel zu den Österreichern.

KTM-Moto3-Projektleiter Christian Korntner verhandelte danach mit Max, er suchte nach passendem Material, man war sich weitgehend einig.

Doch dann machte Max Biaggi Ende November einen Rückzieher. «Mein Rechtsanwalt hat mich gewarnt und gesagt, ein Bruch des Mahindra-Vertrags könnte für mich sehr, sehr teuer werden», stellte Biaggi fest.

Im Dezember stellte Max Baggi sein CIV-Moto3-Team im Hotel eines Freundes in Ortisei im Grödner Tal vor, genau am Wochenende des traditionellen Herren-Skiweltcup-Events. Und er machte nie ein Geheimnis daraus, dass er 2018 in die Weltmeisterschaft einsteigen werde.

Dorna hat zwei Plätze für Biaggi reserviert

Diesen Plan setzt der Römer jetzt in die Tat um. Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta hat dem sechsfachen Motorrad-Weltmeister zwei Fahrerplätze im WM-Feld zugesichert, auch wenn das Max Racing Team bisher noch auf der Warteliste steht.

KTM wird also 2018 neben RBA, Schedl Racing, SKY VR46, AGR (noch fraglich wegen Maria Herrera), Saxoprint Prüstel GP, eventuell Aki Ajo, Platinum Bay Real Estate und voraussichtlich CIP auch das Biaggi Racing ausrüsten. Dadurch könnte das Aufgebot der Österreicher von zehn auf bis zu 16 Fahrer anwachsen.

Ob Max Biaggi in der Moto3-WM 2018 einen Italiener einsetzen wird, ist noch fraglich. Er ist von der WM-Tauglichkeit seiner beiden CIV-Schützlinge Alessandro Del Bianco und Davide Baldini nicht überzeugt. Er hat deshalb einen Spanier ins Auge gefasst, denn auch aktuelle italienische WM-Piloten wie Pagliani vom CIP Mahindra Team sind nicht schnell genug.

Um die Performance von Alessandro Delbianco ausserhalb der vergleichsweise beschaulichen CIV zu testen, kreuzte das Max Racing Team zuletzt bei der CEV Repsol-Junioren-WM in Estoril/Portugal auf. Delbianco schaffte nur den 26. Startplatz, im Rennen stürzte er.

Damit dürfte er sein WM-Ticket verspielt haben.

«Unser Ziel war immer, 2018 mit zwei gut vorbereiteten Fahrern in den GP-Zirkus einzusteigen», sagte Biaggi.

Bisher wird der Name seines spanischen Fahrerkandidaten geheim gehalten. Wir haben aber herausgefunden, dass es sich um Jaume Masia handelt.

«Es geht nicht darum, der VR46-Academy oder etwas Ähnlichem Konkurrenz zu machen», betont Max Biaggi. «Wir konzentrieren uns nicht auf die grossen Schritte. Wir treten mit zwei Fahrern an – zwei Chancen, zwei Möglichkeiten. Wir wollen diesen Beiden die besten Voraussetzungen geben und möglichst viele Tests organisieren, bevor die Saison startet.»

Zwei Jahre nach dem Rücktritt wird Biaggi also bald wieder als Konkurrent von Valentino Rossi auftreten wird, diesmal als KTM-Teambesitzer.

An Material von Honda hat Biaggi keinen Gedanken verschwendet. Denn mit Gresini (Jorge Martin, Fabio di Giannantonio), Marinelli Rivacold Snipers (Fenati, Danilo), SIC 58 Quadra (Suzuki, Arbolino) und Leopard Racing (Mir, Loi) sind schon fünf italienische Teams mit Honda unterwegs.

Ausserdem kann Max Biaggi bei KTM erstklassige Supermoto-Bikes für den Privatgebrauch beziehen...

«Wir treten 2018 in der WM gegen die VR46-Academy an, aber das war nicht mein Ziel oder mein Antrieb. Wir mussten zuerst dieses Programm für 2017 aufbauen und starten. Es war ungewiss, ob wir nach einem Jahr bereit sein würden, um in die WM aufzusteigen. Wir werden natürlich unser Bestes geben, aber Rossis Academy ist uns voraus, die sind schon länger dabei und fahren gute Ergebnisse ein. Ich ziehe es vor, auf einem tieferen Niveau zu starten und mich zu entwickeln.»

«Natürlich ist das teuer», räumt Biaggi ein. «Schon die italienische Meisterschaft umfasst zwölf Läufe, die an sechs Wochenenden ausgetragen werden. Dazu kommen einzelne Rennen der Junioren-WM in Spanien. Für mich ist das ein überwältigendes Projekt. Doch es ist immer gut, wenn man jungen Talenten helfen kann, sich zu entwickeln.»

«Es war nicht einfach, in diese neue Rolle des Teamchefs zu schlüpfen. Von aussen betrachtet sieht es manchmal so aus, als hätte man alles zu verlieren und nichts zu gewinnen. Aber es ist gut für den Sport. Der Wettkampf reizt mich immer noch», betont Max. «Vielleicht gehen eines Tages auch hier meine Träume in Erfüllung. Wir wollen 2018 mit zwei gut vorbereiteten Fahrern in den GP-Zirkus einsteigen. Sollte das nicht gehen, steigen wir vielleicht auch nur mit einem Fahrer auf und holen uns einen der schnellen Jungs aus der WM an Bord, der gut zum Team passt.»

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