Albert Arenas: «GP-Sieg fühlt sich wie gute Rache an»
Sieger Albert Arenas (rechts) mit seinem Teamkollegen Migno, der Zweiter wurde
Albert Arenas, KTM-Fahrer aus dem Ángel-Nieto-Team, schaut zurück auf seinen ersten Grand-Prix-Sieg vom letzten Wochenende in der Moto3-Klasse in Frankreich.
Albert Arenas, durch seine Jahre bei Mahindra oft unter seinem Wert geschlagen, auch in der CEV-Junioren-WM, schaffte vor fünf Tagen bei seinem 29. GP-Einsatz den ersten Sieg.
Der Soanier profitierte zwar von einer chaotischen Endphase mit Stürzen von Marc Bezzecchi und Jorge Martin sowie von Bastianini sowie von den drei Strafsekunen von Di Giannantonio, der statt Sieger nur Vierter wurde. Albert hatte aber schon im Training und im Qualifying (5. Startplatz) aufhorchen lassen.
Nach fünf Rennen liegt der 21-jährige Arenas, der aus Girona kommt, in der WM-Tabelle nur an zwölfter Position.
Unglaublich: Er hat bei den ersten vier WM-Rennen 2018 nur einen WM-Punkt eingesammelt!
Albert, wie fühlt es sich an, ein Grand-Prix-Sieger zu sein?
Ganz ehrlich, ich kann es immer noch nicht richtig glauben. Ich realisiere das Ganze erst nach und nach. Es fühlt sich an wie Rache für den schwierigen Saison-Start.
Die Verletzung von dem Sturz im Katar-Warm-Up hat den Fortschritt, den wir mit dem Motorrad gemacht haben, aufgehalten.
Langsam haben wir uns wieder nach vorne gekämpft, aber nicht alles hat perfekt funktioniert. Wir haben aber nie aufgehört, an uns zu glauben und haben hart weitergearbeitet. In Le Mans ist alles zusammengekommen. Wir haben einen guten Job gemacht und das Resultat hat uns viel Zufriedenheit und Stärke für die Zukunft gegeben.
Als das Rennen zu Ende war, dachtest du, dass dein erster Podiumsplatz ein zweiter Platz sei. Als du aber im Parc Fermé angekommen bist, hast du herausgefunden, dass du tatsächlich gewonnen hast.
Ein Podiumsplatz allein schien schon unglaublich. Wir waren das ganze Rennen über in der vordersten Gruppe, immer an einer guten Position. In der letzten Runde war ich Vierter und habe den Dritten gejagt, als plötzlich zwei Fahrer vor mir gestürzt sind.
Ich habe es geschafft, ihnen auszuweichen und bin dann als Zweiter über die Ziellinie gefahren. Als ich dann nach der Siegerrunde in den Parc Fermé gekommen bin, habe ich gesehen, dass der Siegerplatz noch leer war. Das hat alles noch aufregender gemacht.
Es war eine riesige Überraschung, als ich es realisiert habe. Ich war der Letzte, der in den Parc Fermé gefahren ist und dachte: «Die müssen die Motorräder umstellen, die haben einen Fehler gemacht!»
Aber nein, der Sieg gehörte mir. Als ich zurück zu Hause war und mich ein bisschen beruhigt hatte, habe ich mir das Rennen nochmals angeschaut. Strafen gibt es halt im Rennsport; die Regeln sind für alle dieselben, wir haben unser Bestes gegeben und wurden dafür belohnt.
Es war von Freitag an ein gutes Wochenende für euch.
Ja, wir hatten am ersten Tag schon eine gute Arbeitsmethode.
Unsere Position war nicht besonders, aber wir wussten, dass wir eine konstante Pace hatten. Wir mussten nur eine schnelle Runde schaffen. So sind wir dann auf dem fünften Platz auf dem Grid gelandet. Das Motorrad hat gut funktioniert, wir hatten Selbstvertrauen und in der Box herrschte eine positive Atmosphäre.
Am Sonntag lief es schon im Warm-Up super. Wir hatten unsere Hausaufgaben gemacht. Alles, was wir machen mussten, war auf die Strecke zu gehen, das Rennen zu geniessen und den bestmöglichen Job zu abzuliefern.
Wie wichtig waren die Verbesserungen von KTM-Seite für diesen Sieg?
Um ehrlich zu sein haben wir in Frankreich ein paar Updates bekommen – aber nicht nur wir, sondern alle KTM-Fahrer. Le Mans ist eine Strecke, bei der die unterschiedlichen Motoren nicht so eine grosse Rolle spielen. In Mugello, mit der längeren Geraden, werden wir das Potenzial des Motorrads besser sehen können. Ich bin mir sicher, dass die Updates dort helfen werden. Wir sind KTM sehr dankbar. Sie hören nie auf zu arbeiten.
Was können wir von jetzt an von Albert Arenas erwarten?
Ich bin ein optimistischer und ehrgeiziger Fahrer und habe den ganzen Winter über trainiert, um um den Sieg kämpfen zu können.
Aber dann habe ich mir gedacht: «Ich war noch nie zuvor in dieser Situation. Man kann nicht 2017 irgendwo als Schlusslicht herumfahren und 2018 dann gewinnen.»
Ich wusste, dass wir uns Schritt für Schritt nach vorne arbeiten mussten. Zuerst mussten wir in die Punkteränge kommen, dann gucken, dass wir es in die Top-Ten schaffen und dann in die vorderste Gruppe. Das war der Plan in Le Mans. Wir hatten auch Glück, aber wir haben gute Arbeit geleistet und deshalb waren wir in einer Position, in der wir das Glück nutzen konnten.
In Mugello werden wir mit derselben Mentalität ins Wochenende gehen. Wenn ich mich stark fühle, wird der Moment kommen, wenn ich nach vorne pushe und das Selbstvertrauen habe, noch mehr Gas zu geben.
Schaust du momentan überhaupt auf den WM-Zwischenstand?
Bisher habe ich noch nicht nachgeschaut, weil ich mich auf andere Dinge fokussieren muss. Das soll vorerst auch mal so bleiben. Es ist noch nicht an der Zeit, auf den WM-Stand zu schauen. Ich muss mich darauf fokussieren, dass ich mich als Fahrer verbessere und konkurrenzfähig bin, damit wir uns zu einem späteren Zeitpunkt Gedanken über die Weltmeisterschaft machen können. Wir müssen auf dem Boden bleiben und versuchen, stark und beständig zu sein.
Wir dürfen bei deinem ersten Sieg einen Spezialgast nicht vergessen: Mike Wazowski.
Ja! Mike Wazowski hat meinen ersten GP-Sieg mit mir gefeiert. Das war ein bisschen surreal, aber er hat mir Glück gebracht. Das alles kam, weil mein Helmsponsor HJC den Grand Prix gesponsert hat und sie letztes Jahr eine Special Edition gemacht haben. Dieses Jahr haben sie mich gefragt, ob mir das Design gefalle.
Darauf waren Charaktere aus dem Film «Die Monster AG», also hat es mir natürlich gefallen. Ich wollte den Helm unbedingt tragen. Es ist ein Helm, den ich bestimmt behalten und schätzen werde.