Wildcard in der Moto3-WM: Hohe Kosten für die Teams
Bei den meisten Grands Prix außer dem Rennwochenende auf dem Sachsenring waren deutsche Wildcard-Piloten in den letzten Jahren Mangelware. Doch Wildcard-Einsätze sind dringend nötig. Nicht nur, um das eigene Level im Vergleich zu Weltspitze auszuloten, sondern auch, damit Nachwuchspiloten eine Plattform geboten wird, um sich bei WM-Teams ins Gespräch zu bringen.
Daher stellt sich die Frage: Was müssen Fahrer und Teams auf sich nehmen, um einen solchen Einsatz in der Moto3-Weltmeisterschaft zu stemmen? SPEEDWEEK.com sprach mit den Teambesitzern Michael und Carsten Freudenberg für deren Team Luca Grünwald als Wildcard-Pilot auf dem Sachsenring antreten wird.
Ein neuer Motor auf aktuellem WM-Stand kostet etwa 12.000 Euro. Dazukommen die aktuellen Auspuffe und Motoranbauteile. «Wir setzen KTM-Material auf dem Stand vom letzten Jahr mit dem neuen Motor ein», erklärte Michael Freudenberg. «Das Nenngeld liegt bei 3.500 Euro. Darin sind fünf Sätze Dunlop-Reifen enthalten, Sprit von eni, Öl von Liqui Moly und die Boxengebühr. Dazu kommt noch die Gebühr von 442 Euro für eine ‹One event›-GP-Lizenz.» Diese muss von deutschen Fahrern beim DMSB beantragt werden. Als Leihgabe erhalten die Wildcard-Teams auch die Dell’Orto-ECU, die von allen Fahrern verwendet werden muss. Preisgeld für eine erfolgreiche Teilnahme am jeweiligen Grand Prix gibt es für die Wildcard-Piloten nicht.
Sechs Wochen vor dem beantragten Einsatz informiert die FIM Fahrer und Teams darüber, ob sie als Wildcard-Teilnehmer zugelassen werden. Die Kommission, die darüber entscheidet, besteht aus zwölf Mitgliedern unterschiedlicher Nationalitäten. Die FIM vergibt pro Rennen eine Wildcard, weitere Wildcard-Fahrer werden vom nationalen Verband des Veranstalter-Landes bestimmt.
Durch 3.500 Euro für die Nenngebühr, 442 Euro Lizenzgebühr, Ersatzteile, Kosten für die Mechaniker, zusätzliche Reifen, Anfahrt, Übernachtungen, Verpflegung und weitere Ausgaben verschlingt ein Wildcard-Einsatz zwischen 15.000 und 20.000 Euro. «Ja genau, es handelt sich um Ausgaben von etwa 15.000 Euro. Der organisatorische Aufwand ist für uns aber nicht größer, als beispielsweise für die Junioren-WM in Spanien. Die Dorna ist ja der Promoter beider Rennserien. Natürlich muss man sich in die ganze GP-Geschichte trotzdem erst einfinden. Wenn das dann läuft, ist der Aufwand aber okay», sagt Michael Freudenberg. Bei 15.000 bis 20.000 Euro pro Wildcard-Einsatz sind keine Testfahrten oder die Anschaffung beziehungsweise das Leasing des Moto3-Bikes eingerechnet. Dieser Betrag ist für private Teams daher eine große Herausforderung.
Wie groß ist das Loch, das ein heftiger Crash in das Budget reißt? «Das sind natürlich ein paar Tausender. Sagen wir mal, da muss man schon mit 3.000 Euro rechnen. Was die Situation mit Sponsoren aus Deutschland betrifft, sind wir natürlich nicht auf Rosen gebettet. Doch da wir schon viele Jahre Nachwuchsarbeit betreiben und die Sponsoren schon jahrelang Vertrauen in uns haben, ist es für uns besser. Zudem darf man nicht vergessen, dass auch KTM und so weiter dahinterstehen», betont Freudenberg.
Luca Grünwald durfte vor seinem GP-Einsatz mit dem Freudenberg-Team in Most testen. «Wenn wir realistisch bleiben, dann wäre ein Platz unter den Top-20 eine super und absolut respektable Leistung. Dann wäre auch der Abstand zur Spitze nicht so groß», sagt Grünwald über seine Ziele beim Deutschland-GP.
Wie stark haben sich die Kosten eines Wildcard-Einsatzes in den letzten Jahren verändert? «Das hat sich schon stark verändert», erklärte Carsten Freudenberg, der das Team gemeinsam mit seinem Vater führt. «Es ist teurer geworden, bei den 125-ccm-Zweitaktern waren die Wildcard-Einsätze günstiger. Damals war die Elektronik noch nicht einheitlich. Die allgemeine Vereinheitlichung trieb die Kosten schon in die Höhe. Es kostet heute etwa 40 Prozent mehr als früher. Aktuell kostet uns ein Wildcard-Einsatz etwa 15.000 bis 20.000 Euro. Früher lag er bei 10.000 bis 12.000 Euro. Das ist schon ein großer Unterschied.»