Dirk Geiger: «Spanien steht mehr hinter den Fahrern»
Wo bleiben die deutschen Talente, die in absehbarer Zeit für die Moto3-WM in Frage kommen? Der 16-jährige Dirk Geiger hat zum Beispiel 2016 und 2017 den vom ADAC initiierten und nach den zwei Jahren wieder eingestampften Northern Europe Cup (NEC) in der Moto3-Standard-Klasse gewonnen. Zur Belohnung gab es Ende 2017 in Aragón einen Wild-Card-Einsatz in der Junioren-WM. Mit Platz 34 in Aragón war die Schere zwischen der ADAC-Klasse und der Vorstufe zur Moto3-WM deutlich.
In der laufenden Saison ist der Teenager erneut in Spanien unterwegs. Zwar im Rahmen der Junioren-WM, doch vorerst muss er sich seine Moto3-Sporen noch im European Talent Cup, bei dem alle auf baugleichen Honda an den Start gehen, verdienen. Geiger startet für das Team Intact Battery Power MAS-FMT.
Alleine ist er dort aus deutscher Sicht nicht unterwegs. Joshua Bauer geht für das Team Dynavolt Intact GP Junior Team an den Start, Nicolas Czyba für das Team Reale Avintia Academy und Marvin Siebdraht für das Team Prüstel Blumaq HMA.
Doch die Konkurrenz ist hart. Zahlreiche in der Weltmeisterschaft engagierte Teams und Firmen tummeln sich emsig in der spanischen Nachwuchsschule. Ajo Motorsport, das CIP Junior Team, SIC58 Squadra Corse und das Talent Team Estrella Galicia 0,0 sind nur einige davon, die ihren eigenen MotoGP-Nachwuchs ausbilden. Elf Rennen bei sieben Veranstaltungen stehen im Terminkalender. Bis auf das Treffen in Albacete stehen ausschließlich WM-Strecken wie Barcelona, Jerez oder Valencia auf dem Plan.
Dirk Geiger ist in der aktuellen Saison der einzige Deutsche, der in dem im zweiten Jahr bestehenden European Talent Cup in die Punkteränge fahren konnte. In Valencia holte er fünf davon, in Barcelona sogar sieben. Damit liegt er auf Rang 23 der Tabelle.
Vorne halten mit jeweils 82 Zählern der Italiener Matteo Patacca vom Team SIC58 Squadra Corse und der Spanier Xavier Artigas vom Team Honda Impala, der auch im Red Bull Rookies Cup stark agierte. Die Rennen in Jerez, Albacete und Valencia stehen noch aus.
Dirk, bis jetzt hast du alle Serien, in denen du gestartet bist, gewonnen. Im European Talent Cup musst du dich ganz schön lang machen, um in die Top-Ten zu kommen. Ist das mehr Ansporn oder mehr Frust?
Ich denke, es ist mehr Ansporn. Ich lerne in meinem Team enorm viel und versuche, alles so schnell wie möglich umzusetzen.
Warum glaubst du, dass so ein Cup in Spanien funktioniert, in anderen Ländern aber nicht? Immerhin sind 60 Piloten im ETC eingeschrieben, alleine 25 aus Spanien. Fahren die spanischen Teenager einfach mehr Moped?
Ich denke, dass Spanien mehr hinter den Fahrern steht. Sie haben mehr Möglichkeiten zu trainieren und mehr interessierte Sponsoren.
Der Weg in die Weltmeisterschaft ist kein Zuckerschlecken. Wie stellst du dir deine nächsten Schritte in Richtung WM vor?
Darüber habe ich mir noch keine großen Gedanken gemacht. Ich konzentriere mich auf diese Saison, um so gut wie möglich abzuschneiden und alle Rennen in den Top-10 zu beenden und vielleicht ein Podium zu schaffen.
Aus deutscher Sicht hat schonseit fünf, sechs Jahren kein neuer Nachwuchspilot mehr den Sprung in die WM geschafft. Was ist das Wichtigste, neben der finanziellen Unterstützung, was ein junger Pilot braucht?
Um in der WM vorne mitzufahren, braucht man viel Erfahrung, Talent, Ehrgeiz und natürlich ein siegfähiges Team.
Die bisherigen Stationen von Dirk Geiger
2010: Deutscher Meister Pocketbike Junior A ?
2011: Deutscher Meister Pocketbike Junior B, 3. Platz UEM Pocketbike EM ?
2012: Deutscher Meister ADAC Minibike Cup
2013: 4.Platz ADAC Minibike Cup
2014: Deutscher Meister ADAC Minibike Cup, Vize-Europameister Honda NSF 100
2015: Sieger ADAC Junior Cup powered by KTM, ADAC Nachwuchssportler des Jahres
2016: Deutscher Meister ADAC Northern European Cup Moto3 ?2017: Deutscher Meister ADAC Northern European Cup Moto3 ?2018: European Talent Cup