MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Was wurde eigentlich aus Romano Fenati?

Von Toni Schmidt
Romano Fenati

Romano Fenati

Romano Fenati ging seit 2012 in unterschiedlichen GP-Klassen an den Start. Er galt einst als eines der größten Talente, aber auch als ein Hitzkopf. 2024 scheint er erstmals nicht mehr in den Startlisten auf.

Die Saison 2012 markierte den Start der damals neuen Moto3-Kategorie, in der Sandro Cortese den Weltmeistertitel holte. Doch neben Cortese sorgte ein junger Italiener aus Ascoli Piceno für Aufsehen: Romano Fenati. Heute, zwölf Jahre später, ist es still um ihn geworden. Was wurde aus dem einstigen Wunderkind, dem eine vielversprechende Zukunft im Motorsport vorhergesagt wurde?

Ein kometenhafter Aufstieg
Im Alter von nur 16 Jahren gab Fenati beim Saisonauftakt 2012 in Katar sein Debüt in der Moto3-WM. Aus der zweiten Startreihe ins Rennen gegangen, übernahm er früh die Führung und lieferte sich einen spannenden Kampf mit Maverick Vinales. Am Ende gewann zwar der Spanier, doch Fenati beeindruckte mit einem zweiten Platz und einem Vorsprung von 14 Sekunden auf den Drittplatzierten Sandro Cortese.

Dieser starke Einstand befeuerte die Hoffnungen auf eine glorreiche Karriere. In seinem erst zweiten Rennen in Jerez gelang Fenati der erste GP-Sieg. Er beendete seine Debütsaison auf einem respektablen sechsten Platz in der Gesamtwertung. Doch die darauffolgende Saison 2013 brachte Ernüchterung: Mit der unterlegenen FTR-Honda schaffte er es in keinem Rennen aufs Podium und belegte am Ende nur den zehnten Platz in der WM.

Die Zeit im VR46-Team und erste Skandale
2014 wechselte Fenati in das neugegründete Sky Racing Team VR46. In dieser Umgebung fand er auf konkurrenzfähigem KTM-Material zu alter Stärke zurück und feierte zwischen 2014 und 2016 sechs GP-Siege. Doch hinter den Kulissen gab es Spannungen. Die Situation eskalierte schließlich 2016 beim Rennen in Spielberg. Nach internen Konflikten wurde Fenati erst suspendiert und schließlich entlassen. Es war sein erster großer Skandal – weitere sollten folgen.

Vizeweltmeister und erneuter Absturz
Ein Jahr später fand Fenati im Snipers Team ein neues Zuhause und erlebte eine erfolgreiche Moto3-Saison. Mit 248 Punkten und drei GP-Siegen wurde er Vizeweltmeister hinter Joan Mir. Doch auch hier zeigte sich eine seiner größten Schwächen: mangelnde Konstanz. Dies zog sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Karriere.

Der Aufstieg in die Moto2 im Jahr 2018 verlief ernüchternd. Fenati kämpfte mit der Umstellung auf die leistungsstärkere Maschine und blieb unauffällig. Bis zu seinem Tiefpunkt in Misano, als er während eines Duells mit Absicht die Bremse von Stefano Manzi betätigte. Glücklicherweise stürzte Manzi nicht, doch die Konsequenzen waren gravierend: Fenati verlor vorübergehend seine Rennlizenz, und die Szene löste ein riesiges negative Echo in den sozialen Medien aus. Ein Rücktritt stand lange im Raum.

Comeback in der Moto3, aber keine Rückkehr an die Spitze
Nach Erlangung einer neuen Lizenz startete Fenati 2019 erneut in der Moto3 für das Snipers Team. Doch trotz einzelner Erfolge konnte er nie wieder um den Titel mitkämpfen. Für 2020 und 2021 wechselte er ins Husqvarna-Team, wo er 2021 in Silverstone seinen letzten GP-Sieg errang. Insgesamt gelangen ihm 13 GP-Siege, alle in der Moto3.

2022 versuchte er sich erneut in der Moto2 beim SpeedUp-Team, doch Fenati blieb erfolglos. Nachwuchsfahrer Alonso Lopez, der ihn ersetzte, zeigte sofort bessere Leistungen. Es folgte Fenatis dritte Entlassung.

2023 – Der endgültige Abschied?
Eine letzte Chance erhielt Fenati 2023 mit einem erneuten Engagement in der Moto3-WM beim Snipers Team. Doch er konnte nicht an frühere Erfolge anknüpfen und beendete die Saison auf dem 20. Platz mit lediglich 35 Punkten. Da er das Alterslimit für die Moto3-Klasse überschritt und aus der Moto2 kein Interesse mehr an ihm bestand, schien seine GP-Karriere endgültig beendet.

Auf seinen Social-Media-Kanälen ist es mittlerweile ruhig geworden. Sein letzter Instagram-Beitrag datiert vom 30. April 2023, nach einem Moto3-Rennen in Jerez, das er als Elfter beendete. Gelegentlich postet er in den Storys Einblicke in seinen Alltag, in dem er inzwischen als Vater eine neue Rolle gefunden hat.

Ein Versuch mit Superbikes – und das vorläufige Ende
In diesem Jahr wagte Fenati einen weiteren Versuch, diesmal in der italienischen CIV Superbike-Meisterschaft – im Bike e Motor Racing Team, das eine BMW M 1000 RR einsetzt. Ein Test vor dem Mugello-Wochenende im Juni endete abrupt, da Fenati starke Beschwerden im Unterarm verspürte – ein typisches Anzeichen für das Kompartmentsyndrom. Der Umstieg auf ein Superbike erwies sich als zu schwierig. Auch bei den letzten Veranstaltungen der CIV-Saison trat er nicht an.

Mit 28 Jahren und 179 Grand-Prix-Teilnahmen scheint Fenatis Zeit im internationalen Motorsport vorbei zu sein. Während viele seiner ehemaligen Konkurrenten ihren Weg an die Spitze fanden, blieb Fenati oft an seinen eigenen Grenzen und Emotionen hängen – auf und neben der Strecke.

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