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Umsturz in der Moto3: Das Wettrüsten soll aufhören

Von Ivo Schützbach
Frühestens 2027 wird es für die Moto3-Weltmeisterschaft ein neues technisches Reglement geben. KTM-Rennchef Pit Beirer verrät, wie er sich die Zukunft der kleinsten GP-Klasse vorstellt und worin er deren Nutzen sieht.

Am 9. Oktober 2022 berichtete SPEEDWEEK.com zum ersten Mal über die Idee, die 250-ccm-Einzylinder-Motorräder in der Moto3-WM mittelfristig durch Maschinen mit mehr Hubraum zu ersetzen.

Maßgeblich mit angestoßen hat das Thema Luca Boscoscuro, der sich als einer von drei Chassis-Herstellern in der Moto2-WM auch viele Gedanken über die Zukunft des Sports macht.

Nach den tragischen Todesfällen von Teenagern wie Jason Dupasquier (19) und Dean Berta Vinales (15) im Jahr 2021 wurde das Mindestalter für die WM-Klassen Moto3 und Moto2 für 2023 von 16 auf 18 Jahre angehoben. Ausnahmen gibt es nur für die Top-3 des Red Bull Rookies-Cups und der Junioren-Weltmeisterschaft, bei ihnen sind 17 Jahre ausreichend.

In der 125er-WM konnten Talente wie Tom Lüthi, Randy Krummenacher, Domi Aegerter, Stefan Bradl, Sandro Cortese und Jonas Folger noch mit 15 Jahren debütieren!

«Jetzt kommen die Fahrer mit 18 Jahren in die Moto3-WM-Klasse, sie sind 180 cm groß und womöglich 70 kg schwer», erzählte Boscoscuro diesem Motorsport-Portal im Herbst 2022. «Dann müssen sie mit den kleinen 250-ccm-Einzylinder-Maschinen mit 60 PS fahren. Meiner Meinung nach brauchen wir für die Moto3-Klasse größere Fahrzeuge mit stärkeren Motoren. Nicht nur wegen der jetzt 18-jährigen Rookies, sondern auch, weil der Abstand von den 250-ccm-Motoren zu den 765-ccm-Dreizylinder-Triebwerken in der Moto2 zu groß geworden ist. Man muss überlegen, ob man in der Moto3-WM nicht zu Zweizylinder-Motoren mit 400 oder 500 ccm übergehen soll. In der Supersport-WM ist ja auch der maximale Hubraum von 600 ccm längst erhöht worden.»

Tatsächlich tritt dort nur noch Honda mit einem traditionellen Vierzylinder-600-ccm-Motor an. Alle anderen Hersteller Ducati, Kawasaki, MV Agusta, QJ Motor, Triumph und Yamaha setzen inzwischen Modelle mit größerem Hubraum ein.

«Es ist wahr, die jugendlichen Fahrer sind heute durchschnittlich größer als in der Vergangenheit», räumte Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta damals im Interview mit SPEEDWEEK.com ein. «Ich sehe ja in letzter Zeit sogar im Red Bull Rookies-Cup und anderen Nachwuchsserien junge Talente, die sehr groß sind für die Moto3. Ich stimme zu, wir müssen uns etwas überlegen.»

Das Moto3-Reglement ist bis Ende 2026 festgeschrieben. Mit welchem technischen Konzept es danach weitergeht, und ob sogar eine Klasse mit Einheitsmotoren kommt, ist bislang nicht entschieden.

Natürlich macht sich auch KTM Motorsport Direktor Pit Beirer Gedanken darüber, denn der österreichische Hersteller stellt 2025 starke 61,5 Prozent der Maschinen auf dem Moto3-Grid, die restlichen kommen von Honda.

«Die Änderung kommt frühestens 2027, vielleicht auch erst 2028», erzählte der ehemalige Motocross-Vizeweltmeister. «Wir sind seit Tag 1 der Moto3-WM dabei und das gesamte Juniorenprogramm war sehr wichtig für uns, vom Red Bull Rookies-Cup bis in die Moto3. Wir bevorzugen Wettbewerb, deshalb machen wir Rennsport. Aber auch, wenn es eine Klasse mit einem Einheitsausrüster wird, haben wir Interesse daran, dieser zu sein. Das ist aber noch nicht einmal nahe einer Entscheidung, weil die zukünftigen Regeln noch nicht 100-prozentig klar sind. Es wird sich zeigen, wer das richtige Konzept vorlegt und wie sich die Dorna entscheidet. Wir möchten auch weiterhin in der Moto3 an Bord bleiben.»

Die Moto3-Klasse ist für KTM ein Geschäft, der Großteil der Motorräder wird an die Teams verkauft. «Zur Wahrheit gehört aber auch», so Beirer, «dass unser Kampf mit Honda viel Geld kostet. Vielleicht wäre es schlauer, diesen Kampf sein zu lassen und das Geld anders zu nutzen. Die ursprüngliche Idee der Dorna vor vielen Jahren war, dass die Hersteller einen 250er-Motocross-Motor nehmen und ein Chassis dazu bauen. Dann wären die Motorkosten sehr niedrig gewesen. Wir machten diese ersten Tests und sahen, was die anderen machen. Da wurde uns klar, dass wir einen 250er-Motor für die Rundstrecke brauchen. Das haben wir umgesetzt. Heute nehmen wir Geld aus dem Motorenverkauf ein, es gibt aber ein Limit, das wir dafür berechnen dürfen. Ich kann versichern, dass weder wir noch Honda damit die Kosten für die Motoren und deren Entwicklung decken können. Und die Regeln sind restriktiv: Du musst jedem das gleiche Material geben wie deinem Spitzenfahrer, der für dich die Meisterschaft gewinnen soll. Das sorgt für unglaublich gute Rennen. Eine Werksmaschine ist nicht besser als ein Kundenmotorrad, die Motoren werden zugelost. Aber Honda will gewinnen und wir wollen gewinnen. Wann immer einer den Titel gewonnen hat, investierte der andere in den Motor.»

Der Badener abschließend: «Wir haben einen super Rennmotor, aber er ist zu teuer. Letztlich geht es darum, dass wir junge Fahrer für unseren Sport heranzüchten und ihnen den nächsten Schritt nach dem Rookies-Cup ermöglichen. Sie müssen entweder per Reglement dafür sorgen, dass wir mit diesen verrückten Entwicklungen aufhören, oder eine Klasse mit einem Einheitsausrüster schaffen. Niemand wird es kümmern, ob diese Jungs eine halbe Sekunde langsamer oder schneller fahren, sollten sie alle die gleiche Maschine haben. Für alle im Paddock geht es darum zu sehen, wer im Rookies-Cup, in der Moto3 und Moto2 das größte Talent hat, um es in die Hauptklassen zu schaffen.»


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