Ivan Goi: Wie er aus der 125-ccm-WM gedrängt wurde
Nach den letzten beiden Saisonrennen der Italienischen Meisterschaft (CIV) in Mugello lag Ivan Goi 15 Punkte vor seinem Konkurrenten Matteo Baiocco. Achtmal in zehn Rennen stand Goi 2014 auf dem Podest, darunter befanden sich vier Siege.
Zudem erhielt der 34-Jährige die Chance, mit dem Barni Racing Team an den Superbike-WM-Läufen in Imola und Misano teilzunehmen. Dabei pilotierte er eine Evo-Ducati. Nachdem in Imola zwei Ausfälle zu Buche standen, holte er mit den Plätzen 14 und 13 in Misano fünf WM-Punkte.
Goi ist auch in der MotoGP-Weltmeisterschaft kein unbeschriebenes Blatt. 1996 gewann er als 16-Jähriger in der 125-ccm-Klasse den Grand Prix von Österreich auf dem A1-Ring. Am gleichen Tag stieg Valentino Rossi als Dritter zum ersten Mal auf das Podest. Für Dirk Raudies war der zweite Platz sein letzter Ausflug auf das Podium. Am Ende eroberte Goi WM-Rang 10. Der heutige MotoGP-Superstar Rossi lag damals nur einen Punkt vor ihm.
Ivan, du hast die Italienische Superbike-Meisterschaft gewonnen. Du warst also der Beste?
Richtig [lacht]. Baiocco ist sehr schnell und ich bin natürlich stolz, dass ich es geschafft habe. Wir waren gleichwertig, ich mit der Ducati vom Team Barni und er mit seiner vom Team AP. Einmal war er vorne und dann wieder ich. Ich habe gewonnen, weil ich daran geglaubt habe.
Es ging auch um die Reifen.
Ja, ich auf Michelin, er mit Pirelli. Beide sind etwa gleichwertig, aber es ist natürlich von der Strecke abhängig. Die Michelin-Reifen funktionieren gut, aber man muss sie verstehen und damit umgehen können.
Kann man vom Verdienst in der CIV leben?
Man kann überleben. Wenn du ganz vorne bist, findest du immer jemanden, der dir unter die Arme greift. Aber ich betreibe in meinem Wohnort Viadana auch eine Piste für Kart und Minimoto. Das hätte eigentlich mein Hauptjob werden sollen, aber plötzlich gewann ich wieder Rennen. Drei Meistertitel in fünf Jahren.
Wie sehen deine Pläne für 2015 aus?
Wieder CIV mit Barni und Michelin. Das passt. Die Weltmeisterschaft interessiert natürlich jeden, aber ich würde mich deshalb nicht mehr einschränken lassen wollen. Ausserdem braucht es viel Geld dazu.
1996 warst du die grosse Hoffnung und lange jüngster GP-Sieger aller Zeiten in der 125-ccm-Klasse. Was passierte danach?
In dem Jahr beendeten Rossi und ich die Weltmeisterschaft mit nur einem Punkt Unterschied. Er wurde Neunter ich Zehnter. Doch langsam aber sicher bin ich vor die Tür geschoben worden. Sie drängten mich zu den 600ern, aber einen Werks-Kit gab es für mich trotzdem nicht. Bei Aprilia waren wir viele Fahrer, aber es hat immer nur eine richtig funktioniert und war sehr schnell. Ich habe zu spät gemerkt, dass man immer lächeln und die richtige Ausrede parat halten muss. Das hätte mir geholfen, aber diese Erkenntnis kam zu spät.