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Stefan Bradl: Gibt es genug Jungs, die fahren wollen?

Von Günther Wiesinger
In Deutschland fehlt der Motorradnachwuchs. Fehlt es an der Unterstützung? Fehlen die richtigen Serien? «Und gibt es überhaupt genug Jungs, die Profi werden wollen», fragt sich Stefan Bradl.

Nächstes Jahr kommt erstmals seit 2011 kein deutscher Fahrer neu in die kleinste GP-Klasse der Weltmeisterschaft. Auch unter den 24 Teilnehmern des Red Bull Rookies-Cups wird sich 2015 erstmals kein deutscher Teilnehmer befinden. Die Anwärter im Alter zwischen 13 und 16 Jahren waren entweder zu gross, zu schwer oder zu langsam.

Stefan Bradl, bester deutscher Fahrer in der Königsklasse seit 60 Jahren, hat seine Laufbahn 2003 im deutschen Rookies-Cup begonnen, nachher ermöglichte ihm KTM 2004 bis 2006 in der IDM 125 ccm und WM 125 ccm den Beginn der internationalen Karriere.

Vom deutschen Verband DMSB hat er nie irgendeine Unterstützung erhalten.

Und der 25-jährige Bayer sieht, dass in der deutschen Meisterschaft IDM seit Jahren die richtigen Klassen für den GP-Nachwuchs fehlten.
Finsterbusch, Amato, Alt und Grünwald haben sich in der Moto3-WM nicht durchgesetzt, neue Kandidaten fehlen.

«2014 gab es nicht einmal mehr eine IDM-Klasse für 125 ccm oder Moto3», wundert sich der Moto2-Weltmeister von 2011. «Wie soll ein Nachwuchs entstehen, wenn es keine Kategorien für den Nachwuchs gibt? Ich weiss aber nicht, aus welchen Gründen das nicht funktioniert. Ist die Nachfrage bei den Teams zu gering? Sind die Kosten zu hoch? Es ist für mich auch schwierig zu verstehen, ob das Interesse der Jungen am Motorradrennsport überhaupt gross genug ist. Als ich mich für den Rookies-Cup in Deutschland angemeldet habe, hat es diese Rennserie drei Jahre lang gegeben. Damals waren eigentlich immer viele Bewerber da. Aber der grosse Erfolg für die Besten aus diesem Cup ist ausgeblieben. Ich bin der einzige aus dieser Nachwuchsserie, der in der Weltmeisterschaft verblieben ist. Einige Talente sind inzwischen gescheitert.»

Aber warum ist nach dem Ende des deutschen Rookies-Cups im Jahr 2005 nichts mehr passiert?

Mit welchem Motorrad soll sich ein deutsches Talent heute auf den GP-Sport vorbereiten? In welcher Serie? Mit der harmlosen KTM RC390 des ADAC-Junior-Cups wird man keinen neuen Sandro Cortese finden.

«Adi Stadler von Honda hat mir gesagt, dass es 2015 im Rahmen der IDM einen Moto3-Honda-Talent-Cup gibt, das ist das Sinnvollste für den Nachwuchs. Eine Saison kostet rund 10.000 Euro. So viel mussten wir damals auch für eine Rookies-Cup-Saison bezahlen. Da können die Jungen mit einem Moto3-Production-Racer von Honda in die nationale Serie einsteigen. Wenn das vom Verband unterstützt wird, ist es umso hilfreicher. 10.000 Euro sind für viele Familien ein Haufen Geld. Denn wenn die Ergebnisse nicht passen, kann nach einem Jahr wieder alles vorbei sein.»

Denn der nächste Schritt wäre die Moto3-Junioren-WM, die kostet aber mehr als 100.000 Euro pro Saison.

«Warum es in Deutschland mit der Motorradnachwuchsförderung nicht klappt, verstehe ich nicht ganz», sagt Stefan Bradl. «Denn unsere Industrie ist im Vergleich zu Italien und Spanien am besten aufgestellt. Aber unsere Verbände sind nicht in der Lage, so ein Projekt finanziell zu stemmen. Man müsste zuerst einmal abklären, ob heute überhaupt noch genügend Jungs zwischen 13 und 16 Jahren überhaupt einsteigen wollen, um dann GP-Profis zu werden.»

Wenn es keine geeigneten Klassen und Kategorien für den Nachwuchs gibt, wenn der Verband keine Sponsoren auftreibt und die heimische Meisterschaft in den Ruin treibt, kann aber beim besten Willen keine vernünftige Basis für den späteren Spitzensport entstehen.

«Ich war in meinem ersten Jahr 2003 im Rookies-Cup. Danach habe ich nie eine finanzielle Unterstützung durch einen Verband erhalten», betont Stefan Bradl. «Vom DMSB nicht, vom ADAC schon zweimal nicht.»

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