Enea Bastianini: «Musste Karriere fast beenden»
Vor einem Jahr, als er das erste Mal die Bühne der Weltmeisterschaft betrat, machte Enea Bastianini den Eindruck eines schüchternen aber neugierigen Jungen, der aus dem Fenster des Klassenzimmers auf einen unbekannten Schulhof blickt.
Ein Jahr später ist er nun einer der am meisten respektierten Fahrer im Paddock, der als Kandidat für den Moto3-Titel gilt. Auch sein Auftreten hat sich verändert. Vielleicht liegt es am neuen Haarschnitt, aber er sieht wie ein kleiner Soldat aus.
«Meinst du, dass ich nun wie ein reiferer Junge aussehe?» «Naja, so könnte man das sagen. Andererseits hast du als Titelanwärter nun echte Verantwortung.» SPEEDWEEK.com traf den 17-Jährigen zum Interview.
Wie fühlt es sich an, Hondas italienische Antwort auf KTMs Fenati und Oliveira oder Husqvarnas Viñales zu sein?
Ich fühle mich wohl. Noch besser würde ich mich fühlen, wenn ich noch ein bisschen mehr getestet hätte, aber schlechtes Wetter ist schlechtes Wetter. Doch wir haben eine gute Basis gefunden. Im Vergleich zum ersten Test in Valencia haben wir mein Bike ziemlich stark verändert.
Was meinst du mit «ziemlich stark»?
Wir haben unterschiedliche Set-ups getestet, um eine Lösung zu finden, die mir bestmöglich passt. Leider haben wir am ersten Tag des letzten Jerez-Tests viel Zeit verloren, danach gingen wir zur besseren Abstimmung zurück.
Konntest du dich nach einer Saison auf KTM schnell auf Honda umstellen?
Das war kein Problem. Ich brauchte aber eine zusätzliche Polsterung am Höcker, denn die Honda ist länger als die KTM. Beim Fahren gibt es jedoch keinen großen Unterschied.
Einige Fahrer sagen, dass die Honda mehr fahrerische Möglichkeiten bietet als die KTM.
Das ist wahr, aber der Unterschied ist nicht so groß wie vor einem Jahr. Die Honda ist aggressiver, wenn ich das Gas aufmache, das bevorzuge ich. Die Maschinen von 2014 und 2015 sehen sich sehr ähnlich auf den ersten Blick, aber sie sind unterschiedlich.
Wie fühlt es sich an, dass Honda ein großartiges Resultat von dir erwartet?
Vor zwei Jahren hätte es nicht gewagt, mir vorzustellen, dass ich Teil der Weltmeisterschaft sein werde. Um ehrlich zu sein, war ich nah dran, mit dem Motorradsport aufzuhören. Wir hatten kein Budget. Doch 2012 kaufte ich eine Honda 125 als Trainingsbike und fuhr die Honda Trophy damit und gewann. Ich startete nicht in der Italienischen Meisterschaft, weil das Geld fehlte. Das war der Anfang der Geschichte. Siege sind immer eine gute Lösung für Probleme.
Du und Fenati: Italien ist international konkurrenzfähig.
Vergiss Antonelli nicht. Meiner Meinung nach macht er sich sehr gut.
Was ist das Beste an Fenati?
Er ist so hartnäckig.