Brad Binder droht Strafversetzung in die letzte Reihe
Brad Binder: Muss er in die letzte Startreihe?
Ärgerlicher Zwischenfall für Moto3-WM-Leader Brad Binder, das Red Bull-Ajo-Team und KTM: Der 21-jährige Südafrikaner aus Potchefstroom soll beim GP von Spanien vom zweiten auf den 30. und letzten Startplatz strafversetzt werden.
Die Ursache: Als im Parc Fermé nach dem Moto3-Qualifying am Samstag das Mapping der Factory-KTM mit dem homologierten und bei der Dorna und IRTA hinterlegten Mapping verglichen wurde, ergab sich keine Übereinstimmung.
Im Red Bull KTM-Ajo-Team herrschte zuerst einmal heftige Verwunderung, danach wurde Ursachenforschung betrieben.
Bei den Nachforschungen stellte sich heraus, dass ein spanischer KTM-Elektroniker auf seinem Computer mit einem veränderten Mapping herumexperimentiert hatte, das neue Mapping mit einem identischen Filename gespeichert und danach versehentlich das nicht homologierte Mapping für das Qualifying in die Motorsteuerung hochgeladen hatte.
«Der Techniker hat anscheinend Versuche mit einem neuen Mapping gemacht, um beim Einsetzen der elektronischen Motorbremse noch mehr Treibstoff einzuspritzen, aus Sicherheitsgründen», schilderte Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM.
Die Mannschaft um Technical Director Danny Aldridge und Race Director Mike Webb sprach danach eine Strafversetzung auf den letzten Startplatz beim Jerez-GP aus.
KTM und das Red Bull-Ajo-Team erheben jetzt Einsprache, dieser «Appeal» wird aufschiebende Wirkung haben. Das heisst: Sonntagfrüh wird die Race Direction beschliessen, dass Brad Binder in Jerez wie vorgesehen vom zweiten Startplatz losfahren kann.
KTM wird dann vier Tage Zeit haben, um eine plausible Erklärung für den Einsatz dieses falschen Mappings abzugeben.
Falls die Techniker von Dorna und IRTA innerhalb der Frist von vier Tagen keine glaubwürdige Erklärung erhalten, wird Brad Binder einfach beim Le-Mans-GP auf den letzten Startplatz versetzt.
«Wir können nicht einschätzen, wie das endgültige Urteil ausfallen wird», erklärte Pit Beirer am Samstagabend im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wir haben inzwischen vom zuständigen Dell'Orto-Techniker die Zusicherung erhalten, dass unser nicht homologiertes Mapping nicht die geringste Leistungssteigerung zur Folge hatte.» Deshalb hofft KTM, mit einem blauen Auge davon zu kommen.
Übrigens: Vor zwei Monaten hat KTM aufgedeckt, dass Honda offenbar in der Moto3-Saison 2015 regelmässig beim Runterschalten an den Moto3-Maschinen NSF 250RW bis 13.600/min drehten, obwohl das Drehzahllimit für 2015 auf 13.500/min gesenkt wurde.
Honda kam ungeschoren davon.
Deshalb hofft jetzt auch KTM auf ein mildes Urteil.
Die Race Direction hat die Lehren aus dem Sepang-Vorfall gezogen: Jetzt wird in komplizierten Fällen nicht mehr unter Zeitdruck ein Urteil gefällt, sondern es werden Zeugen gehört und Beweismittel angefordert, bevor es zu Strafen kommt.