Philipp Öttl nach OP: «Genesung wird länger dauern»
Nach schwierigen Trainingssessions und Startplatz 18 kämpfte sich Philipp Öttl nach einem schlechten Start im Moto3-Rennen von Le Mans durch das Feld nach vorne, als er in der vierten Runde per Highsider heftig von seiner KTM geschleudert wurde. Bei seinem Sturz in der Zielkurve brach sich der 20-jährige Bayer aus dem Team Schedl GP Racing das rechte Handgelenk.
Noch während des MotoGP-Rennens machte sich das Team auf den Heimweg nach Deutschland, wo Öttl am Montagmorgen um 11 Uhr von Dr. Margarita Hoegele in der Klinik für Handchirurgie und Plastische Chirurgie in Markgröningen im Landkreis Ludwigsburg operiert wurde.
SPEEDWEEK.com sprach nun mit Philipp Öttl über den Unfall, seine Operation und die voraussichtliche Genesungszeit.
Philipp, wie verlief die Operation deines gebrochenen rechten Handgelenks?
Ich wurde am Montag um 11 Uhr operiert, es hatte sich ein bisschen verschoben. Für die Operation wurde mein Arm betäubt, damit ich nichts spürte. Dann wurde eineinhalb Stunden an mir herumgewerkt. Die Operation ist gut verlaufen. Die Platte und die fünf Schrauben, glaube ich, schauen gut aus, wurde mir gesagt. Das einzige Problem ist, dass an einer Seite ein Bruch vorhanden ist, der Einfluss auf die Stabilität des Handgelenks hat, da der Knochen etwas abgebrochen ist. Das kann nicht durch eine Platte fixiert werden, sondern muss von selbst anheilen. Daher wird die Genesung etwas länger dauern.
Nach der Operation ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, denn man bekommt eine Pumpe mit Schmerzmittel, die man drückt, wenn man Schmerzen hat. Ich habe das so aufgefasst, dass man sie erst dann drückt, wenn man wirklich Schmerzen hat. Ich hätte schon direkt nach der Operation draufdrücken müssen, doch da hatte ich noch keine Schmerzen. Ich schlief dann ein, wachte aber mit sehr großen Schmerzen auf. Dann wurde mir gesagt, dass ich eben deswegen schon zuvor die Pumpe hätte drücken müssen. Dann haben sie mich richtig zugedröhnt, was gut war. [Lacht] In der Nacht und am nächsten Morgen ging es mir gut. Dann mussten sie die Pumpe aber nochmal ansetzen, weil mir schwindelig wurde und ich mich übergeben musste. Jetzt geht es mir aber gut.
Meine Hand ist natürlich geschwollen, aber heute bekomme ich eine normale Schiene, die zwei Wochen dranbleiben sollte, bis der weggebrochene Knochenteil wieder angewachsen ist. Mugello fällt sowieso flach. Danach müssen wir schauen. Bisher hat jeder Arzt etwas anderes gesagt. Ich weiß also noch nicht, wie lange es dauern wird. Ich weiß auch nicht, wann mein Gefühl wieder richtig in die Finger zurückkehrt. Es ist eben doch die Gas- und Bremshand, die sehr wichtig ist. Wir müssen abwarten.
Musst du erneut operiert werden, nachdem der nicht fixierte Bruch angeheilt ist?
Das ist möglich, es kann sein, dass ich nochmal operiert werden muss. Das sind bisher aber nur Vermutungen.
Wann wirst du aus der Klinik entlassen?
Am ersten Tag hieß es, dass ich nur eine Nacht bleiben muss. Am zweiten Tag hieß es dann zwei Nächte. Wahrscheinlich darf ich das Krankenhaus am Donnerstag verlassen. Danach muss ich mich auf jeden Fall noch erholen. Mein Vater kommt jetzt wieder ins Krankenhaus, dann werden wir in Absprache mit der Oberärztin einen Ablaufplan erstellen. In zwei Wochen muss alles noch einmal kontrolliert werden, wurde mir schon mitgeteilt. Es gibt noch ein paar Dinge zu klären, doch ich denke, dass ich bald mit meinem Physiotherapeuten zuhause arbeiten kann.
Wann kannst du mit der Reha beginnen?
Es ist natürlich nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, dass ich schnell wieder fit bin. Es wird ein bisschen dauern. Man muss noch die weiteren Untersuchungen und die Gespräche mit der Oberärztin abwarten. Ich kann meine Finger bewegen, aber nicht schnell. Mein Daumen ist noch taub, das dauert noch. Das wird sich in den nächsten Tagen sicher noch verbessern. Im Moment habe ich eine Gipsschiene drauf, heute bekomme ich eine normale Schiene bis zum Oberarm. Ich habe bereits Übungen, die ich mit den Fingern machen muss. Ich fühle mich nicht schlecht. Nur der Daumen will noch nicht so ganz. Das braucht aber Zeit.
Wie schnell kannst du auf deine KTM zurückkehren?
Das wissen wir noch nicht. Ich habe nun im Grunde eine ähnliche Verletzung wie Bastianini, doch er wusste meiner Meinung nach in Le Mans, dass das nicht geht. Ich habe ihn in der Clinica Mobile getroffen, seine Hand war noch stark angeschwollen. Wenn er in Mugello wieder fährt, dann Respekt. Das muss jeder für sich wissen, aber ich denke nicht, dass es so schnell geht.
Es war dein erster Rennsturz seit dem Aragón-GP 2014 und deine erste schwere Verletzung mit Operation?
Es war komisch, ich hatte einfach keinen Grip. Ich hab versucht, wieder meinen Rhythmus zu finden. In den Kurven davor hatte ich schon zwei Gegner überholt. Ich dachte, ich komme wieder in das Rennen rein, aber in der Zielkurve rutschte mir das Hinterrad wieder weg, ich konnte den Sturz nicht mehr abfangen. Die letzte größere Verletzung war mein Schlüsselbeinbruch im Frühjahr 2011, aber damals musste ich nicht operiert werden. Nach vier Wochen konnte ich wieder Motorrad fahren, nach sechs Wochen war alles verheilt.
Du bist gut in die Saison 2016 gestartet, liegst auf WM-Rang 11 und hattest dir die Top-10 vorgenommen. Wie wird sich dieser Rückschlag auf den Rest der Saison auswirken?
Das ist natürlich ziemlich scheiße, weil das Top-10-Ziel nun noch schwieriger zu erreichen sein wird. Die Ärztin hat aber etwas Gutes gesagt: Wenn man jetzt in eine gute Genesung investiert, zahlt sich das hinterher aus. Ich glaube, dass man sich nach einer ausreichenden Regenerationsphase wieder gut einfinden kann. Sicherheitshalber sollte man ein Rennen mehr aussetzen, wenn es unsicher ist, wie fit man ist. Ich will so schnell wie möglich zurückkommen, aber die Heilung sollte schon beachtet werden. Doch ich habe ein gutes Team und das Bike wird auch noch funktionieren, wenn ich wiederkomme. Auch aus Verletzungen lernt man ein bisschen.
Wirst du im Team Schedl GP Racing durch einen Ersatzfahrer vertreten, bis du wieder fit bist? Nach zwei Rennen ist es vorgeschrieben, dass ein Ersatzfahrer verpflichtet wird.
Darüber wird sich mein Papa Gedanken machen. Nach zwei Rennen muss man einen Ersatzfahrer bringen. Vielleicht nehmen wir ja einen jungen aufstrebenden Deutschen. Ich weiß noch nicht, welche Idee mein Vater da hat. Der Fahrer muss auf jeden Fall gut auf mein Motorrad aufpassen. [Lacht] Für einen jungen Fahrer wäre das eine Chance, dann merkt er, wie hart es in dieser Klasse ist und kann Erfahrungen sammeln. Es wird sich schon jemand finden, der das Gerät bewegen kann.