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Der ungekrönte Champion Jaroslav Falta wird 70

Von Thoralf Abgarjan
Jaroslav Falta (#12) vor dem WM-Finale in Wohlen 1974

Jaroslav Falta (#12) vor dem WM-Finale in Wohlen 1974

Jaroslav Falta war in seiner aktiven Zeit ein begnadeter Motocrossfahrer und fuhr über ein ganzes Jahrzehnt lang in der Weltspitze. Er geriet in die Mühlen der Weltpolitik und verlor seinen WM-Titel. Heute wird er 70.

Heute, am 22. März 2021, feiert Jaroslav Falta seinen 70. Geburtstag. Falta war der große Hoffnungsträger der motocrossbegeisterten Tschechen in den 1970er und 1980er Jahren. Er gewann 1974 die Weltmeisterschaft der 250ccm Klasse beim Saisonfinale von Wohlen (Schweiz), doch nach einem Protest der sowjetischen Föderation und einer umstrittenen Juryentscheidung wurde ihm der WM-Titel am grünen Tisch wieder aberkannt. Die Sowjets reisten zum Saisonfinale mit mehreren Fahrern an, die mit unfairen Methoden versuchten, Falta vom Bike zu holen. So erlangten die beiden Sowjets, Viktor Popenko und Evgeny Rybalchenko, in der Motocrross-Szene eine fragwürdige Berühmtheit, als sie sich rundenlang zurückfallen ließen, um bei jeder Überrundung Falta zu attackieren. Als ihnen von der Rennleitung die schwarze Flagge gezeigt wurde, kümmerte sie das zunächst wenig. Die Zuschauer waren angesichts dieses Dramas außer sich und begannen, die Russen mit Gegenständen zu bewerfen.

Es half nichts. Nachdem der Plan gegen Falta missglückte und er trotzdem Weltmeister wurde, kam Plan B zum Zuge. Die Sowjets legten nach dem Rennen Protest wegen eines angeblichen Frühstarts Faltas ein. Die Jury missachtete das FIM-Reglement, denn im Falle eines Frühstarts hätte das Rennen zu jener Zeit mit roter Flagge abgebrochen werden müssen. Das geschah aber nicht. Stattdessen wurden in Wohlen vorbeugend 'supplementary regulations' (ergänzendes Reglement für lokale Besonderheiten einer Strecke) eingeführt, welche eine Zeitstrafe vorsah. Diese Karte wurde gezogen und Falta 60 Sekunden strafversetzt. Der Herbstkongress der FIM stellte 1974 die Unrechtmäßigkeit dieser Entscheidung fest. Doch zu diesem Zeitpunkt war es bereits zu spät. Die tschechische Föderation knickte gegen die Sowjets ein und stimmte gegen den Beschluss und damit gegen den eigenen Fahrer. Die Ergebnisse wurden bestätigt, Gennadij Moiseev wurde zum Weltmeister 1974 erklärt.

Harry Everts, der Sieger des Saisonfinales von Wohlen, hat im 'Interview der Woche' mit SPEEDWEEK.com berichtet, wie Falta 1974 vom Russen Popenko auf der Strecke attackiert und mehrfach zu Sturz gebracht wurde. Der Falta unterstellte Frühstart im entscheidenden zweiten Lauf konnte nie belegt werden. Die Attacken der sowjetischen Fahrer, die Falta mehrfach zu Sturz brachten, haben die Zuschauer als Zeitzeugen vor Ort live miterlebt, doch sie blieben ohne Konsequenzen.

Die tschechische Marke CZ revolutionierte mit der Einführung der Zweitaktmotoren in den frühen 1960er Jahren den Motocross-Sport. 1964 wurde der kürzlich verstorbene Joël Robert aus Belgien erster CZ-Weltmeister in der 250ccm-Klasse. 1965 holte der Russe Wiktor Arbekow auf der Zweitakt 250er den Titel. Der Deutsche Paul Friedrichs wurde von 1966-1968 dreimal Weltmeister in der 500er Klasse auf CZ und Robert holte 1968 und 69 zwei weitere WM-Titel. Damit holte CZ insgesamt 7 WM-Titel, doch der Traum, dass ein tschechischer Fahrer auf dem tschechischen Motorrad Weltmeister wird, blieb unerfüllt. Falta war der Fahrer, der es hätte schaffen können.

Jaroslav Falta hatte unglaublich viel Talent. Als er seinen sportlichen Zenit erreichte, geriet CZ technisch bereits ins Hintertreffen gegenüber Suzuki, Husqvarna und Puch. Vor allem die japanischen Motorräder waren standfester als die anfälligen Motorräder tschechischer Produktion, die unter den wirtschaftlichen Bedingungen sozialistischer Planwirtschaft und damit verbundener permanenter Materialknappheit gebaut wurden.

Trotzdem fuhr Falta 10 Jahre lang erfolgreich in der Motocross-WM und beendete die WM achtmal in den Top-10. Jaroslav Falta ist offiziell nie Weltmeister geworden, doch er ist einer der besten Botschafter des Motocross-Sports. Falta ist der 'Weltmeister der Herzen' geblieben.

Auch in den USA wird Falta bis heute hoch verehrt. Die Amerikaner haben den Tschechen seit seinem Sieg beim 'Superbowl Of Motocross' im Coliseum von Los Angeles in seinem Schicksalsjahr 1974 ins Herz geschlossen. Wir wünschen Jaroslav Falta von dieser Stelle aus noch viele glückliche, erfüllte und gesunde Jahre.

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