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Lin Jarvis: Warum Lorenzo nur einmal testen darf

Von Günther Wiesinger
Lin Jarvis: Eine Entscheidung des Top-Managements von Yamaha

Lin Jarvis: Eine Entscheidung des Top-Managements von Yamaha

Jorge Lorenzo wird von Yamaha teuer bezahlt, sein Vertrag läuft bis 31. Dezember. Deshalb will ihn Yamaha im November nur für einen Ducati-Test freistellen. Aber Iannone und Viñales dürfen zweimal neues Material testen.

Yamaha hat heute in Japan bestätigt, dass der zu Ducati überlaufende Jorge Lorenzo im November nur einmal für das italienische Werksteam testen darf.

Am gestrigen Donnerstag erklärte der dreifache MotoGP-Weltmeister, er rechne mit seinem Ducati-Debüt beim offiziellen MotoGP-Test am Dienstag und Mittwoch nach dem WM-Finale in Valencia am 15./16. November.

Aber Lorenzo ist sichtlich enttäuscht, dass ihm Yamaha einen zweiten November-Test in Jerez untersagt hat.

Alle Werke planen einen zusätzlichen Test für Ende November, entweder in Jerez (Ducati) oder in Sepang (Yamaha). Am 1. Dezember beginnt dann das winterliche Testverbot, das in der MotoGP-WM bis 29. Januar dauert

Obwohl die meisten Verträge laufen bei den meisten Werkspiloten erst Ende Dezember auslaufen, hat sich in den letzten Jahren allgemein die Tendenz durchgesetzt, dass abtrünnige Fahrer ab dem WM-Finale auf den Konkurrenz-Fabrikaten testen dürfen.

Es ist seit Rossis Wechsel 2003 von Honda zu Yamaha nicht mehr oft vorgekommen, dass ein Hersteller für die gesamte Vertragsdauer ein striktes Testverbot ausgesprochen hat.

LCR-Honda hat allerdings nach der Saison 2007 auch verhindert, dass Casey Stoner frühzeitig für Ducati testen durfte. Das geschah allerdings vom Auftrag von HRC...

Und es änderte nichts am späteren Titelgewinn des Australiers für Ducati 2007.

Rossi musste jedenfalls nach dem Jahr 2003 bis zum neuen Jahr warten, ehe er erstmals auf die M1-Yamaha steigen durfte.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Factory Racing, verteidigte das strenge Vorgehen von Yamaha am Freitag in Motegi, er bezeichnete die Erlaubnis für nur einen Test als «vernünftig, korrekt und ausreichend».

Lorenzo ist natürlich anderer Meinung.

«Was den Test in Jerez betrifft, so halte ich es für besser, wenn man sich zuerst auf den Test in Valencia konzentriert», erklärte Jarvis. «Laut Vertrag hat kein Yamaha-Fahrer automatisch das Recht, für einen anderen Hersteller zu testen oder irgendwas für irgendeinen anderen Hersteller zu tun, solange der Yamaha-Vertrag gültig ist. Unsere Verträge mit den Piloten laufen bis 31. Dezember. Der Grund für diesen Termin – es geht ja nicht nur um den Sport. Es geht auch ums Business. Yamaha gibt viel Geld für die Fahrerverträge aus, deshalb wollen wir sie auch für ein ganzes Jahr haben. Wir brauchen ein 'return on investment'. Deshalb wollen wir die Fahrer auch nach dem letzten Rennen noch für Werbezwecke nützen. Wir müssen ja nicht nur auf Yamaha Rücksicht nehmen, sondern in diesem globalen Netzwerk auch auf unsere Sponsoren und Partner.»

Jarvis weiter: «Es gibt einen Geist der Kooperation zwischen den Herstellern, ein so genanntes 'gentleman's agreement', deshalb haben wir Jorge die zwei Testtage in Valencia zugebilligt. Wir denken, das ist vernünftig, korrekt und genug.»

Aber der harte Kurs von Yamaha hat Kritik hervorgerufen, denn Lorenzo-Ersatzmann Maverick Viñales, der von Suzuki kommt, darf im November zwei Tests für Movistar-Yamaha absolvieren – in Valencia und in Sepang.

Und auch bei Andrea Iannone, der wie Maverick Viñales einen Vertrag bis 31. Dezember hat, wurden von Ducati zwei Suzuki-Tests bewilligt.

«Kennt ihr den Vertrag von Viñales? Jeder Vertrag hat gewisse Klauseln, manches ist verhandelbar. Unsere Verträge sind so abgefasst, dass es dem Fahrer nicht frei steht, vor dem 31. Dezember andere Aktivitäten auszuführen. In anderen Verträgen ist das nicht so genau vereinbart. Und es sollte jeder Vertrag respektiert werden», meint Jarvis. «Wenn uns Valentino verlassen würde, wäre es ähnlich wie bei Jorge. Wir zahlen den Fahrern viel Geld. Das sind signifikante Ausgaben für Yamaha. Wie sollen wir unseren Sponsoren erklären, dass ein Fahrer, der noch bei uns auf der Gehaltsliste steht, eine Vielzahl von Testtagen für einen unserer größten Gegner absolviert?»

Die wichtigste Frage bei dieser Diskussion: Will Yamaha Geld sparen und Lorenzo dazu zwingen, sich für die letzten eineinhalb Monate des Jahres aus dem Yamaha-Vertrag freizukaufen?

Darauf gibt es natürlich bisher keine Antwort. Diese Diskussionen werden hinter geschlossen Türen geführt.

«Wir machen gute Miene zum bösen Spiel und bewilligen, was normal ist – einen Test. Wir erlauben den Fahrern, für zwei Tage aus dem Vertrag auszusteigen», betont Lin Jarvis. «Wir reichen Jorge also einen Finger. Aber dann will jemand gleich den ganzen Arm haben... Wir halten die zwei Tage in Valencia für ein gutes Zugeständnis. Uns passt das gut ins Konzept. Wir haben dieses Thema mit dem Top-Management bei Yamaha diskutiert. Und dann hat die Company eine Entscheidung getroffen.»

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