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Ing. Kurt Trieb (KTM): Was er vom Jahr 2017 erwartet

Von Günther Wiesinger
Ing. Kurt Trieb, der erfolgeiche Motorenkonstrukteur von KTM, spricht über die Ziele für die erste MotoGP-Saison 2017. «Die MotoGP-Klasse ist extrem anspruchsvoll», ist er sich bewusst.

Ing. Kurt Trieb hat bei KTM die Technische Leitung des MotoGP-Projekts übernommen. Der deutsche Motorenkonstrukteur ist auch der geistige Vater des RC16-MotoGP-Motors, der beim Valencia-GP 2016 mit Mika Kallio seine Feuertaufe erlebt hat und der 2017 mit Pol Espargaró und Bradley-Smith in der Königsklasse für Furore sorgen soll.

Ing. Kurt Trieb lässt sich selten an der Rennstrecke blicken. Er agiert lieber im Hintergrund. Für SPEEDWEEK.com beantwortete er aber gern ein paar Fragen.

Kurt, hat die Einführung der Einheits-ECU hat für die Neueinsteiger wie Suzuki, Aprilia und KTM das Leben erleichtert? Das war zumindest das Ziel, die neuen Werke sollten bei der Software nicht 15 Jahre technischen Rückstand aufholen müssen.

Als wir bei KTM den ersten 990-ccm-V4-MotoGP-Motor gebaut haben, haben wir eine italienische EFI-Elektronik verwendet. Die kam vom Team Roberts.
Jetzt haben wir im KTM-Werksteam ein ganz anderes Set-up, wir verfügen über eine Menge von Elektronik-Experten. Die haben die Motorensteuerung gut im Griff.

Beim Mugello-GP 2016 hat ein Magneti-Marelli-Top-Techniker zu mir gesagt: Honda und Aprilia haben nie die Tür zu uns geöffnet. Hat es KTM getan? Habt ihr euch beim Hersteller der ECU Hilfe geholt? Oder probiert es KTM auf eigene Faust?

Ja, wir probieren das selber zu machen.
Wir hatten am Anfang bei den Tests schon ab und zu einen Marelli-Experten dabei. Aber die Kollegen bei KTM waren sich ganz sicher, dass sie das selber in Griff kriegen. Wir haben sehr zielstrebig gearbeitet und haben gute Fortschritte gemacht.

Wie viele Elektroniker sind bei KTM mit dem MotoGP-Projekt beschäftigt?

Ich habe das nicht genau im Kopf. Aber so sieben bis acht.

Und wie viele Motoren stehen jetzt zur Verfügung?

Die Motoren werden immer wieder revidiert, aber wir hatten schon im Sommer beim Spielberg-Test insgesamt 20 Motoren fertig. Für die Rennsaison kommen natürlich neue Triebwerke dazu.

KTM darf 2017 pro Fahrer in der Saison neun Motoren einsetzen. War es schwierig, die Laufzeiten der Motoren so hinzukriegen, dass neun Motoren reichen? Bei 18 Grand Prix werden rund 9000 km zurückgelegt, jeder Motor müsste also 1000 km halten?

Ja, das ist machbar. Wir haben im Sommer auf dem Prüfstand schon 1500 km geschafft. Und wir haben uns vorgenommen, im Winter bei den Prüfstandtests bis auf 2000 km zu kommen. Das ist dann eine gute Basis. Das wird dann auf jeden Fall reichen.

Wie lautet deine persönliche Zielsetzung? Mit welchen Rückständen hast du gerechnet, zum Beispiel beim Spielberg-Test und beim Valencia-GP?

Was Mika Kallio in Spielberg gezeigt hat, war schon sehr positiv. Wir haben dort mit einem Rückstand von 2 Sekunden und mehr gerechnet. In diesem Bereich lagen wir dann auch.
Für den Valencia-Test haben wir gehofft, dass uns die Werkspiloten noch etwas weiter nach vorne bringen. 1,5 Sekunden Rückstand – das wäre ein guter Einstand gewesen. Es sind dann 1,9 Sekunden Rückstand geworden. Auf Platz 3 haben uns 1,4 sec gefehlt.

Aprilia hat 2016 die zweite MotoGP-Saison bestritten und hatte manchmal größere Rückstande als KTM in Valencia. Aber KTM beginnt 2017 auf einigen Rennstrecken auch bei Null. In Texas und Las Termas wird man zum Beispiel ohne vorherige Tests antreten müssen. Ducati kommt mit den 2015- und 2016-Maschinen zum dritten Mal dorthin.

Ja, ich denke, es weiß jeder, dass die MotoGP-Klasse extrem anspruchsvoll ist und dass man im ersten Jahr nicht zu viel erwarten muss.
Ich denke, wir haben eine gute Mannschaft mit einigermaßen viel Erfahrung. Jetzt kommt es darauf an, 2017 das Optimum herauszuholen.

Was muss in der MotoGP-Saison 2017 passieren, damit der Herr Ing. Trieb zufrieden ist?

(Er lacht). Aprilia zu distanzieren, das wäre ein Ziel. Wir wollen uns kontinuierlich verbessern, das gehört auch zu unserer Zielsetzung. Das ist wichtig.

Kann KTM in der zweiten Saisonhälfte 2017 bereits um Top-Ten-Plätze fighten?

Das wird schwierig. Aber wir werden alles versuchen.

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