MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Pramac-Ducati: Die Schnapsidee des Jahres

Von Günther Wiesinger
Der Pramac-Rennstall und Ducati sind in der MotoGP-WM seit 2005 verbündet. In der Saison 2016 lief nicht alles rund, das teaminterne Duell Petrucci gegen Redding wurde zur Farce.

Irgendwann in der Saison 2016 reifte bei Ducati und bei den Verantwortlichen von Pramac-Ducati die Überzeugung, dass gegen die vielen Werksteams mit gebrauchten Vorjahres-Maschinen kein Staat mehr zu machen ist.

Denn während Honda den Fahrern Cal Crutchlow und Jack Miller fortwährend Updates lieferte, auch bei der Elektronik, herrschte bei den Ducati-Kundenteams während der Saison technischer Stillstand.

Dadurch fiel zum Beispiel Héctor Barbera, der mit seiner GP14.2 aus der Saison 2014 nach der ersten Saisonhälfte in der WM-Tabelle vor Iannone und Dovizioso lag, in der WM noch auf den zehnten Platz zurück. Barbera kassierte in der ersten Saisonhälfte 65 Punkte, in der zweiten nur noch 37.

Auch die Pramac-Fahrer Danilo Petrucci und Scott Redding mit ihren GP15-Maschinen hatten in der zweiten Saisonhälfte immer mehr Mühe, mit den besten Fahrern aus den anderen Kundenteams (von Honda und Yamaha) mitzuhalten.

Doch Ducati versuchte dann das weitgehend enttäuschende Pramac-Duo Petrucci und Redding durch eine andere Methode frisch zu motivieren.

Es gab zwar keine Technik-Updates für 2016, aber dem schnelleren der beiden Fahrer wurde für 2017 eine 2017-Werksmaschine zugesagt.

Bei diesem erbarmungslosen Wettbewerb zählte nicht einfach der finale WM-Stand 2016, sondern es wurde ein recht merkwürdiges Konzept für die Vergabe der Desmosedici 2016 ausgetüftelt: Die WM begann in Brünn für Petrucci und Redding quasi bei Null. Wer bis zum Saisonende ab Brünn die meisten Punkte kassieren würde, dem sollte die 2017-Ducati für das nächste Jahr zugeschanzt werden.

Dieser etwas merkwürdige Wettstreit hatte aber seine Schattenseiten: Die beiden Fahrer belauerten sich nur noch gegenseitig. Es stand nicht mehr im Vordergrund, die bestmögliche Platzierung zu ergattern, sondern es war wichtiger, den Teamkollegen zu besiegen – und wenn es nur um die 14. Stelle ging.

Petrucci und Redding ließen einander fortan am Renntag nicht mehr aus den Augen.

Noch schlimmer: Im Training zum Aragón-GP stürzte Petrucci schwer, er erlitt eine schwere Gehirnerschütterung und verlor sein Erinnerungsvermögen. Er vertuschte diese Tatsache aber gegenüber der Teamführung, denn er wollte das Rennen unbedingt fahren – und Redding weiter Punkte abknöpfen. Petrucci war aber auch im Rennen nicht Herr seiner Sinne – und schoss bei seinem Sturz ausgerechnet seinen Teamkollegen Redding ab.

Es kam zu einem teaminternen Eklat, der mit einer abstrusen Lösung endete: Das Team schenkte Redding bei der virtuellen Teamtabelle sieben WM-Punkte statt des Nullers von Aragón, weil ihn der Italiener aus dem Rennen gerissen hatte.

Aber es half alles nichts: Petrucci heimste bei den acht Rennen von Brünn bis Valencia 46 Punkte ein, Redding nur 21.

Petrucci, 2015 starker WM-Neunter mit einem zweiten Platz beim British Grand Prix, kam in der WM 2016 über den 14. Gesamtrang nicht hinaus, Redding landete auf dem 15. WM-Rang.

Ducati-Renndirektor Gigi Dall’Igna rüstet Petrucci also mit einer 2017er-Maschine aus, Redding bekommt eine 2016-Ducati mit Upgrades.

«Das bessere Material ist natürlich auch mit höheren Kosten verbunden», seufzte Pramac-Teammanager Francesco Guidotti.

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