Sete Gibernau: «Gebe Pedrosa Selbstvertrauen»
Manuel «Sete» Gibernau (44) war 2003 und 2004 auf der Movistar-Gresini-Honda der schärfste Widersacher von Valentino Rossi in der MotoGP-WM, 2005 landete er auf dem siebten WM-Rang. Der gewann neun Grands Prix, er und eroberte dort 1998 und 1999 schon einen zweiten Platz und vier dritte Ränge.
Gibernau stammt aus der wohlhabenden Familie des Bultaco-Gründers Solér Bulto und fuhr in der 500er-WM beim Team Roberts eine Werks-Yamaha, dann bei Repsol-Honda, 2001 (500 ccm-Zweitakt) und 2002 (990 ccm-Viertakt) auf Suzuki, ehe er in der MotoGP-Klasse bei Gresini Honda gross auftrumpfte.
Sete fuhr 2008 auf der Ducati Desmosedici den 13. WM-Rang heraus und kehrte 2009 mit dem Ducati-Team von Francisco Hernando noch einmal in die «premier class» zurück.
Pedrosa bestreitet 2017 die insgesamt zwölfte Saison im Repsol-Honda-Werksteam, im Gegensatz zu Rossi, Hayden, Stoner und Márquez hat er dort in der MotoGP-Viertakt-Ära nie einen WM-Titel gewonnen. Danis MotoGP-WM-Ränge bisher seit 2006: 5, 2, 3, 3, 2, 4, 2, 3, 4, 4 und 5.
Seit letztem Jahr unterstützt Manuel «Sete» Gibernau seinen Freund Dani Pedrosa (dreifacher Weltmeister, 28-maliger MotoGP-Sieger) als eine Art «Riding Coach». Er kam auch zum MotoGP-Test in Malaysia. SPEEDWEEK.com hat sich mit dem neunfachen GP-Sieger unterhalten.
Sete, es ist ein bisschen verwunderlich, dass sich selbst ehemalige Weltmeister wie Rossi, Viñales, Pedrosa, Rabat und so weiter jetzt von Riding Coaches beraten lassen. Wie kannst du Dani Pedrosa der seit 2003 in der WM fährt und 259 Grand Prix absolviert hat, unterstützen?
Ich arbeite sicher nicht so eng mit Dani zusammen wie zum Beispiel Luca Cadalora mit Valentino. Ich weiß, welche Beziehung ich mit Dani habe. Wir lernen beide voneinander.
Ich bin unter anderen hier, weil ich viele Dinge erfahren will, die mich interessieren, die ich lernen will, Dinge, die im Paddock passieren.
Ich war in Sepang, um Dani zu unterstützen.
Es ist schwierig, einem Fahrer viele Sachen beizubringen, der schon so viele MotoGP-Rennen gewonnen hat.
Aber wenn er an Selbstvertrauen gewinnt, wenn er Menschen um sich hat, die ihm Sicherheit und mentale Kraft geben, dann hilft das. Und genau das ist es, was ich versuche. Ich bemühe mich, Dani psychisch stärker zu machen. Ich kann da aus meiner Erfahrung schöpfen.
Dani und ich, wir gehen denselben Illusionen nach. Dani würde es verdienen, wenigstens einmal die MotoGP-WM zu gewinnen. Er war immer an der Spitze. Er war immer ein hoch respektierter Fahrer, er war nie in Polemiken verwickelt, er hat nie etwas Negatives über jemand anderen gesagt, er ist sehr gut erzogen. Das sind Werte von Dani, die ich sehr gern mag, die ich sehr schätze.
Ich habe daheim in Spanien meine eigenen Geschäfte, die mich auf Trab hält. Ich bin nach Sepang gekommen, als Gast von Dani, wir lernen beide dazu. Ich weiß nicht, ob ich noch zu weiteren Tests oder Rennen komme. Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Ich betrachte das von Rennen zu Rennen.
Du beobachtest Dani auch auf der Strecke. Redet dir dann auch über die Ideallinien?
Manchmal, ja.
Aber Dani hat in Sepang schon Tausende Runden gedreht und etliche Rennen gewonnen. Welche Weisheiten kannst du ihm da noch beibringen?
In erster Linie geht es darum, dass Dani jemanden hat, mit dem er reden kann, mit dem er sich austauschen kann. Er muss mental auf jede einzelne Session optimal vorbereitet sein.
Du musst zum Beispiel bei einem Test immer überlegen, in welchem Moment du am besten rausfahren sollst bei so einem Test. Das sind Themen und Dinge, die wir gemeinsam besprechen. Dani fühlt sich komfortabel in meiner Gegenwart. Wir respektieren uns.
In en letzten Jahren hat Dani oft mittelprächtige Startplätze erreicht, oft zwischen 8 und 10, im Rennen ist er dann weit nach vorgestoßen. Aber der Siegeszug war abgefahren.
Ja, wenn du so weit hinten startest, ist es sehr schwierig. Klar, da hast du vollkommen Recht.
Wenn ich ihm bei diesem Aspekt helfen kann, ist es sehr nützlich. Das muss ja nicht unbedingt ich sein. Es muss jemand hier sein, der Dani Vertrauen schenkt. Das ist ein sehr wichtiger Teil des Sports.
Bei den meisten Siegen in der MotoGP hat Dani nach einem Blitzstart die Führung übernommen und sich nachher nicht mehr behelligen lassen.
Ja, richtig. Das Fahrtalent von Dani ist unglaublich. Er ist ein kleiner Bursche. Aber er gehört zu den talentiertesten Jungs im Paddock.
Ich bewundere Dani, aber das gilt für alle Fahrer in der MotoGP. Das sind alles großartige Talente.
Ich kenne Dani seit vielen, vielen Jahren, ich traf ihn, als er noch klein war. Gut, er ist seither nicht grösser geworden... Er ist nicht wirklich gewachsen. (Er schmunzelt). Nein, Spaß beiseite: Ich bin stolz, bei Dani in der Box sein zu können, das nützt mir auch für meine Projekte, die ich daheim betreibe. In diesem Zusammengang ist es nützlich, wenn ich wieder etwas Zeit im Fahrerlager verbringe. Wenn ich es in Gesellschaft von Dani machen kann, noch besser.
Wie gesagt: ich bin nicht bei Dani angestellt. Ich bin wegen meiner Leidenschaft für diesen Sport hier. Dani und ich, wir haben einiges gemeinsam. Unsere Hoffnungen und Vorstellungen sind deckungsgleich.
Die Körpergröße von Dani ist in gewissen Situationen von Nachteil. Zum Beispiel brechen seine kleinen Knochen bei schweren Stürzen öfter als bei den Gegnern.
Das sehe ich nicht unbedingt so. Denn er ist ja auch leichter, das kann ein Vorteil sein. Danis Handicap ist meiner Meinung nach, dass er benachteiligt ist, wenn er sein Körpergewicht verfrachten muss, um das Bike in den Kurven zu manövrieren. Heutzutage will jeder vorne sooo viel Grip haben, um das Motorrad anständig abbremsen zu können. Der Vorderreifen braucht deshalb eine große Auflagefläche. Je grösser diese Fläche ist, desto schwerfälliger lässt sich das Nike bewegen, das leichtet ein. Alle gegen in diese Richtung, denn jeder Fahrer wünscht sich eine Menge Grip. Dadurch wird das Fahren körperlich anstrengender. Das erschwert die Aufgabe für Dani.
Dani hatte in der MotoGP bis Ende 2014 den Österreicher Mike Leitner als Crew-Chief. Seiter hat er nicht mehr viel zustande gebracht.
Wie ich gesagt habe: Mit der grösseren Auflagefläche am Vorderreifen wird das Bike schwerfälliger. Das ist ein Nachteil für Dani. Es geht nicht so sehr um reine Körperkraft. Es geht darum, dass du deinen Körper rasch genug bewegen kannst; da hat Dani kürzere Hebel...