Durststrecke vorbei: Britische Fahrer siegen wieder
Cal Crutchlow: zwölf Podestplätze, darunter zwei Siege
Die Briten haben wieder etwas zu feiern im Motorrad-GP-Sport. 2015 und 2016 gingen für die GP-Fahrer aus dem United Kingdom einige erschreckend lange Durststrecken zu Ende.
Jahrelang dominierten die Briten einst das Geschehen im GP-Sport. Aber vor der Saison 2015 stammten die letzten Titelgewinne (125 ccm, 250 ccm und 500 ccm) aus den Jahren 1969, 1971 und 1977.
Danny Kent gewann dann auf der Leopard-Honda 2015 die Leichtgewichts-Moto3-Klasse.
Unglaublich: In der kleinsten Klasse (125 ccm/Moto3) hatten die Briten seit Dave Simmonds (1969/125 ccm/Kawasaki) keine Weltmeisterschaft gewonnen, in der mittleren Kategorie gehen die Briten seit 1971 (250 ccm/Phil Read/Yamaha) und in der Königsklasse seit 1977 (Barry Sheene/500 ccm/Suzuki) ler aus. Der letzte Halblitersieg gelang Sheene 1981 in Anderstorp/Schweden.
Crutchlow siegte mit der Nummer 35 genau 35 Jahre später wieder in der Köningsklasse – zum Entzücken der britsichen Fans.
Danny Kent hat 2012 mit der Red Bull-KTM schon zwei Moto3-WM-Rennen gewonnen und eine erste Talentprobe abgeliefert.
Zur Erinnerung: In der kleinsten Klasse hatten die Briten seit Dave Simmonds (1969/125 ccm/Kawasaki) keinen Weltmeistertitel errungen, in der mittleren Kategorie seit 1971 (250 ccm/Phil Read/Yamaha) und in der Königsklasse seit 1977 (Barry Sheene/500 ccm/Suzuki).
Kents Landsmann Sam Lowes gewann 2015 auf Speed-Up den Texas-GP, aus dem erträumten Moto2-Titelgewinn wurde freilich nichts.
Auch in der Königsklasse (500 ccm/MotoGP) müssen die britischen Fans noch auf den ersten Titelgewinn seit Barry Sheene (Suzuki) im Jahr 1977 warten.
Dass es 2017 nach 40 Jahren mit Cal Crutchlow klappen wird, erscheint höchst unwahrscheinlich.
Aber mit Cal Crutchlow kam in Le Mans 2013 erstmals seit Misano 1989 (Simon Buckmaster) ein Brite in der Königsklasse auf Rang 2. Und weil damals in Misano die Werksfahrer alle streikten, muss man eigentlich auf Assen 1985 zurückschauen, als «Rocket Ron» Haslam Platz 2 beschlagnahmte.
Inzwischen haben auch Redding (Pramac Ducati) und Bradley Smith (Tech3-Yamaha) in der «premier class» Podestplätze eingefahren – jeweils 2.
Der groß gewachsene Scott Redding begeisterte die Briten schon in der Moto2-WM mehrmals: Er gewann 2013 in Le Mans und führte in der Moto2-WM mit 24 Punkten Vorsprung an. Die WM entriss ihm aber schließlich Pol Espargaró.
Redding gewann immerhin am 1. September 2013 den Moto2-Heim-GP in Silverstone und ist damit der erste britische GP-Pilot, der in Donington Park (2008, 125 ccm) und in Silverstone (2013, Moto2) zwei WM-Rennen auf britischem Boden gewonnen hat.
In den beiden kleinen Klassen war das vorher seit Chas Mortimer (Sieg auf der TT 1972/125 ccm und TT 1976/250 ccm) keinem Engländer mehr gelungen.
Reddings Moto2-GP-Erfolg in Silverstone 2013 bedeutete gleichzeitig den ersten Sieg eines Briten beim Heimrennen in der mittleren Klasse seit Tom Herron 1976 bei der TT auf der Insel Man 1976.
Scott Redding hätte 2013 der erste britische Weltmeister in der mittleren Hubraumklasse (250 ccm/Moto2) seit Phil Read 1971 (!) werden können. Aber der Quali-Crash in Australien machte alle Hoffnungen zunichte.
Redding gewann immerhin am 1. September 2013 den MotoGP-Heim-GP in Silverstone und ist damit der erste britische GP-Pilot, der in Donington Park (2008, 125 ccm) und in Silverstone (2013, Moto2) ein WM-Heimrennen gewonnen hat.
Dazu ist Scott Redding, die Nummer 45, immerhin der erste Brite seit Phil Read 1971, der in der mittleren Klasse (250 ccm/Moto2) drei Siege in einer GP-Saison errungen hat.
Der Moto2-Sieg von Scott Redding in Silverstone 2013 war der 99. GP-Triumph eines Briten in der 250 ccm/Moto2-Klasse. Phil Read führt die Liste mit 27 Siegen an, es folgen Mike Hailwood (21), Rod Gould (10), Bill Ivy (7), Fergus Anderson, Maurice Cann und Scott Redding (je 3); dann folgen Mick Grant, Bob McIntyre, Cecil Sandford, Ralph Bryans, Arthur Wheeler, Charlie Williams und Chas Mortimer (je 2) sowie Alan Carter, John Hartle, Tom Herron, Bill Lomas, Jeremy McWilliams, Tommy Woods, Derek Minter, Tommy Robb, Alan Shepherd, John Surtees, Ray McCullogh und Sam Lowes (je 1).
Redding hat im 2013 bei 17 WM-Rennen sieben Podestplätze erzielt. Aber nach dem Silverstone-Triumph ging es bergab, deshalb wurde Pol Espargaró Weltmeister. Sieben Podestplätze in einer Saison in der mittleren Klasse hat zuletzt Rod Gould als letzter Brite 1972 auf der 250-ccm-Werks-Yamaha erzielt.
Dafür holte Danny Kent aus dem Leopard Honda-Team von Stefan und Jochen Kiefer 2015 in der Moto3-WM die Kastanien aus dem Feuer; er hat 2015 ausserdem als erster britischer Fahrer seit Barry Sheene in der Leichtgewichtsklasse (125 ccm, seit 2012 die Moto3) zwei WM-Rennen hintereinander gewonnen.
Nach der Blütezeit mit Barry Sheene (er gewann die 500er-WM auf Suzuki 1976 und 1977) haben die Briten im GP-Sport eine jahrzehntelange Dürreperiode erlebt. Dafür gab es Serienerfolge in der Superbike-WM – mit Fogarty, Hodgson, Toseland, Sykes und zuletzt Rea.
In der Königsklasse haben die Briten eigentlich seit 2013 wieder etwas zu feiern. Cal Crutchlow hat seither in der «premier class» insgesamt zwölf Podestplätze abgeräumt, darunter zwei Siege.
Die neue britische GP-Generation mit John McPhee (Moto3-Sieger 2016 in Brünn), Bradley Smith, Scott Redding, Danny Kent, Sam Lowes sowie Cal Crutchlow hat Grossbritannien wieder auf die Siegerstrasse befördert.
Seit Barry Sheenes drei Siegen in der 500-ccm-Klasse 1979 hat es jedoch bis zum Jahr 2013 gedauert, bis mit Redding wieder ein Brite drei GP-Siege in einer Saison in irgendeiner Solo-GP-Klasse errungen hat.
Noch in der Saison 2014 hielt sich die Podest-Ausbeute englischer Fahrer in Grenzen. Danny Kent brauste 2014 mit der Moto3-Husqvarna zweimal unter die Top-3, Cal Crutchlow schaffte Platz 3 im Regen von Aragón auf der Ducati GP14. Ansonsten – Fehlanzeige.