KTM Factory Racing: Vom Raumschiff zu Erfolgen
Der KTM-Vorstandsvorsitzende Stefan Pierer nennt es scherzhaft gern «space ship Pit», denn das spektakuläre Gebäude der neuen KTM Factory Racing-Rennabteilung in Munderfing bei Mattighofen wirkt mit seiner Edelstahl-Fassade und seiner futuristischen Formgebung von außen tatsächlich, als sei ein Raumschiff im Innviertel gelandet. Das Gebäude bildet die neue Heimat von Motorsport-Direktor Pit Beirer und wurde anlässlich der Vorstellung der drei GP-Teams etlichen Fachjournalisten in seiner ganzen Pracht vorgeführt.
Ein Jahr dauerte die Errichtung des Motorsport-Gebäudes, insgesamt wurden 12 Millionen Euro investiert, um KTM Factory Racing endlich ein würdiges Zuhause zu geben – nach dem Gewinn von nicht weniger als 271 Weltmeistertiteln.
Zur Erinnerung: Zur Zeit der 125-ccm- und 250-ccm-Werksteams von 2003 bis 2009 betrieb KTM keine eigene GP-Rennabteilung. Konstruktion, Bau und Entwicklung der Zweitakt-Renner wurden damals «outgesourced», so wurden zum Beispiel die Alu-Fahrwerke in der späteren FTR-Fabrik in England gebaut. Und statt der hauseigenen WP Suspension wurden Federelemente von Öhlins verwendet.
Mit dem Neubau betritt KTM eine neue Ära, sie fällt mit dem Einstieg in die Moto2- und MotoGP-WM zusammen.
«Es ist eine große Ehre für uns, das neue KTM Motorsport-Zentrum bevölkern zu dürfen», erklärte Pit Beirer.
Zur Eröffnung des avantgardistischen Objekts erschienen viele wichtige Promoter, Sponsoren, Teammanager, der ganze Vorstand der KTM-Gruppe, von WP und Pankl Racing, Chefdesigner Gerald Kiska und dazu viele Werksfahrer – und natürlich die KTM-Mitarbeiter.
Nachdem Zukauf von Husqvarna platzte die alte Rennabteilung in Mattighofen aus allen Nähten, der Neubau wurde überfällig. Das Architekturbüro Hofbauer aus Wels war für die Planung zuständig.
«Mit Stefan Pierer als großem Vordenker und Leader der KTM-Gruppe und dank der Leidenschaft unsere Mitarbeiter werden wir weiter große Ziele verfolgen und künftige Erfolge feiern», erklärte Pit Beirer.
«Es ist eine große Ehre für uns, das neue KTM Motorsport-Zentrum bevölkern zu dürfen», erklärte Pit Beirer.
Seit dem ersten WM-Titelgewinn durch den Russen Gennadij Moissejew (Motocross 250 ccm) im Jahr 1974 hat sich KTM nicht nur 16 Dakar-Rallye-Siege in Serie einverleibt und zahlreiche Enduro- und Crosserfolge errungen, sondern auch die IDM Superbike gewonnen und die Moto3-WM.
«Beim Neustart der Marke im Jahr 1992 war KTM Racing eine einzelne kleine Werkstätte», erinnert sich Stefan Pierer. «Neben der ursprünglichen Nische Enduro haben wir dann unter der Leitung von Heinz Kinigadner die Cross-WM und Dakar-Rallye ins Visier genommen. 2006 hat Pit Beirer die Verantwortung im Motorsportbereich übernommen, sein Team ist auf 300 Mitarbeiter weltweit angewachsen. Wir haben heute mehr als 60 Werksfahrer unter Vertrag. Unser Slogan READY TO RACE und der Rennsport sind für uns nicht nur ein Marketing-Tool, sondern auch eine Denkweise und eine Lebenseinstellung, die das Unternehmen frisch und jung hält und mehr als 3000 Beschäftigte in Munderfing und Mattighofen jeden Tag antreibt. Fünf Prozent unseres Umsatzes fließen jedes Jahr in den Motorsport. So sind wir zum größten Sportmotorradhersteller in Europa geworden. Unser Ziel ist es, in den kommenden Jahren weltweit auf dem Siegerpodest zu stehen.»
Das neue Motorsportgebäude erstreckt sich auf einem 18.000 Quadratmeter großen Areal. Pit Beirer blickt von seinem Büro auf eine hauseigene Motocross-Freeride-Piste. Direkt nebenan befinden sich ein KTM-Motorenwerk, das neue KTM Logistikzentrum und das Hauptquartier von WP Suspension mit 500 Mitarbeitern.
Die Motorsport-Abteilung verfügt zu ebener Erde über eine Nutzfläche von 110 x 60 Metern, dort befinden sich die Werkstätten für Motocross, Enduro, Rally, Moto3, Moto2 und MotoGP. Es existieren auch Parkbuchten für die Team-Lkw.
Im ersten Stock bietet sich eine Lagerfläche von 2000 Quadratmetern an. Im zweiten Stock sind 50 moderne Büros mit 180 Angestellten untergebracht. Von dort wird der globale Motorsport geplant und betrieben.
Bei einem Rundgang dominiert natürlich die Farbe Orange, aber auch das Blau von Husqvarna kommt ausreichend zur Geltung.
Es wurde an alles gedacht: Die rund 20 Elektroniker sitzen zum Beispiel ebenerdig hinter einen Glaswand am Ende der großen Halle in einem klinisch sauberen Labor. Sie kümmern sich vorrangig um das MotoGP-Projekt.
Als er im Mai 2002 beim Jerez-GP den Einsteg in die 125-ccm-Strassen-WM 2003 verkündete, lautete die klare Botschaft von Firmenchef Stefan Pierer: «Es muss mehr Orange ins GP-Fahrerlager.»
2017 beteiligt sich KTM gemeinsam mit Red Bull erstmals an allen drei GP-Klassen mit einem Werksteam – als einziger Motorrad-Hersteller der Welt.
«Wir haben rund 10.000 Quadratmeter Nutzfläche», rechnet Pit Beirer mit sichtlichem Stolz vor. Er hat den Bau der neuen Abteilung von der Planung über den Spatenstich bis zur Fertigstellung eng begleitet. «Das ist unsere Basis für den weltweiten Werkssport von KTM und Husqvarna», hält Beirer fest. «Jetzt können wir richtig Gas geben.»