Jonas Folger (Yamaha/2.): «Ich habe alles probiert»
Der GP von Deutschland auf dem Sachsenring hielt, was sich die begeisterten Fans versprachen: In allen Klassen mischten die deutschen Asse in den Top-Ten mit, und Jonas Folger wuchs wie schon im Training über sich hinaus.
Der deutsche Tech3-Yamaha-Pilot, der hier 2016 nur um 0,057 Sekunden den Moto2-Fight gegen Zarco verlor, lieferte Weltmeister Marc Márquez ein unerbittliches Duell, musste aber am Schluss nach einem Fehler im Turn 1 in Runde 27 den Repsol-Honda-Werksfahrer ziehen lassen.
Das ist der erste Podestplatz eines deutschen MotoGP-Piloten seit Stefan Bradls zweitem Platz in Laguna Seca 2013, auch damals hieß der Sieger Marc Márquez.
«Unglaublich, vor drei Rennen lag ich 37 Punkte hinter dem WM-Leader, jetzt bin ich wieder WM-Spitzenreiter», frohlockte Marc Márquez.
Der neue WM-Stand: 1. Márquez 129 Punkte. 2. Viñales 124. 3. Dovizioso 123. 4. Rossi 119. 5. Pedrosa 103. 6. Zarco 84. 7. Folger 71. 8. Petrucci 66. 9. Lorenzo 65. 10. Crutchlow 64.
Jonas Folger hätte nach diesem großartigen Erfolg am liebsten die ganze Welt umarmt. «Ich weiß nicht, was ich sagen soll», seufzte er. «Ich konnte gar nicht glauben, dass Marc und ich eine Lücke zu den Verfolgern herausgefahren haben...»
«Es war das erste Mal, dass ich in einem MotoGP-Rennen in einer Position so weit vorne war», schilderte Jonas. «Aber es ging turbulent los, denn nach der ersten Kurve hat mich Petrucci ziemlich heftig touchiert. Ich habe fast die Kontrolle über mein Motorrad verloren. Ich kann von Glück reden, dass ich nicht runtergefallen bin.»
«Ich hatte schon im Warm-up eine großartige Pace. Ich folgte dann im Rennen Marc und Dani und sah, dass ich im dritten Sektor sehr stark war. Also habe ich Dani überholt, später habe ich dort auch Marc geschnappt. Plötzlich habe ich in Runde 6 sogar das Rennen angeführt! Wie gesagt: Ich traute meinen Augen nicht. Ich lag an erster Stelle, noch dazu hier auf dem Sachsenring...»
Ja, kurios: Statt der Nummer 93 vor der 94, führte plötzlich die 94 vor der 93.
«Das war ein wirklich schöner Moment. Aber ich wusste: Marc hat hier die meiste Erfahrung. Also versuchte ich, hinter ihm zu bleiben. Ehrlich gesagt, ich habe dabei viel gelernt. Ich habe mich bemüht, die Reifen zu schonen, ich habe unterschiedliche Linien probiert, andere Fahrstile. Am Ende war ich ziemlich sicher, dass ich bis zur Zielflagge hinter Marc bleiben kann. Ich war auch überzeugt, dass ich in der letzten Runde versuchen könnte, ihn zu attackieren. Aber leider habe ich drei oder vier Runden vor Schluss diesen großen Fehler gemacht, denn Marc hat beim Bremsen sehr stark gepusht, um die Rundenzeiten zu verbessern, die Reifen ließen nämlich sehr stark nach. Ja, ich habe dann denselben Fehler gemacht, ich musste weit rausfahren in dieser Kurve, ich verlor mehr als eine Sekunde auf Marc. Ich wollte den Abstand wieder verringern, aber dabei bin ich zwei- oder dreimal fast gestürzt. Danach habe ich mir gesagt: 'Okay, ich habe alles probiert, was ich konnte, jetzt fahre ich den zweiten Platz nach Hause, ich lasse ihn gewinnen.'»
Jonas weiter: «Dieser Grand Prix war trotzdem eine wunderbare Erfahrung, es machte viel Spaß, gegen Marc und Dani zu fighten. Ich habe auf jeden Fall viel dazu gelernt.»
Hat Jonas auch den Jubel der Fans gehört? «Gehört habe ich ihn nicht, aber gespürt.»