Cecchinello (LCR): Warum Márquez Crutchlow schadete
Marc Márquez und Cal Crutchlow
Cal Crutchlow hatte für die Vertragsverhandlungen für 2018 ein klares Ziel: einen direkten Vertrag mit einem Werk. Das hat der Brite erreicht und unterzeichnete Ende Juni einen Zwei-Jahres-Vertrag mit der Honda Racing Corporation (HRC). Der Brite erhielt dieses Zugeständnis von Honda, obwohl der bereits 31-Jährige 2017 bisher nur einmal auf dem Podest stand. Nach drei Nullern in neun Rennen belegt der Brite lediglich den zehnten WM-Rang – hinter Rookies wie Johann Zarco und Jonas Folger.
Hoffnung auf bessere Ergebnisse liefert laut LCR-Teamchef Lucio Cecchinello die starke zweite Saisonhälfte von Crutchlow im vergangenen Jahr, als er in Brünn siegte, Platz 2 in Silverstone sicherte und auch auf Phillip Island triumphierte. War das Grund genug, auch die nächsten zwei Jahre auf Crutchlow zu setzen? «Ja, definitiv. Ich will auch sagen, dass wir immer an Cals Leistungsfähigkeit geglaubt haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass er bereits bei seinem dritten Rennen für uns 2015 in Argentinien auf dem Podest stand. Danach erlebte er ein paar Schwierigkeiten. Ich glaube, Honda hat sich damals sehr auf die Entwicklungsrichtung von Márquez konzentriert, was nicht unbedingt das war, was Pedrosa oder Cal brauchen – bei allem Respekt für Marc. Er ist ein sehr spezieller Fahrer. Marc mag Maschinen, die für andere Piloten nicht besonders einfach zu fahren sind. Während andere Fahrer, die diese Maschine pilotieren, sich in einem Kreis aus Abstimmungen befinden, ist Marc eher außerhalb dieses Kreises und geht in eine Richtung, bei der andere Fahrer ihre Leistung nicht richtig abrufen können.»
«2016 war es zu Beginn schwierig, denn die Reifen waren neu und Cal beansprucht den Vorderreifen stark. Die Schwäche der Michelin-Reifen war zu dieser Zeit, dass sie vorne keine Warnsignale gaben. Nach den Verbesserungen von Michelin und die Anpassung der neuen Software durch Honda kamen auch die Ergebnisse», erklärte Cecchinello den Kollegen von «crash.net».
«Was dieses Jahr betrifft, sehe ich es noch positiv, obwohl wir ein paar enttäuschende Resultate erlebten. Ich bleibe aber positiv. Wir schafften Platz 3 in Argentinien, Platz 4 in Texas und Platz 5 in Le Mans. Unter normalen Bedingungen können wir um die Top-5 kämpfen. Wenn man die zwei Werksmaschinen von Honda, Yamaha, Ducati, den unglaublich konkurrenzfähigen Zarco und den Rest des Tech3-Teams bedenkt, dann ist das nicht schlecht.»
Wenn die 2015er-Honda also zu stark auf Marcs Bedürfnisse ausgerichtet war, dann ist die aktuelle Maschine mehr auf alle Honda-Fahrer zugeschnitten? «Definitiv. Ich muss anmerken, dass Honda unglaublichen Einsatz zeigt, denn sie gehen nun nicht mehr nur auf Marcs Wünsche ein, sondern hören auch mehr auf Cal und Dani. Wir haben beispielsweise die Möglichkeit, unterschiedliche Chassis-Spezifikationen und Aerodynamik-Pakete zu erhalten, die besser zu Cals Fahrstil passen. Pedrosa und Cal entscheiden sich für ziemlich ähnliche Varianten, während Marc noch immer etwas zu extrem ist. Doch am Ende muss Honda allen ihren Fahrern die besten Möglichkeiten eröffnen. Das haben sie erkannt und zeigen noch mehr Einsatz, um allen Fahrern zuzuhören, weil sie wissen, dass die anderen Hersteller immer stärker werden. Das ist also ein Resultat des Wettbewerbs. Manchmal ist das sehr positiv.»