MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Andrea Dovizioso (Ducati): «Habe Marc kommen gehört»

Von Günther Wiesinger
Ducati gewann wie im Vorjahr den Österreich-GP. Werksfahrer Andrea Dovizioso wehrte eine Attacke von Márqez im Finish kaltblütig ab.

Die 90.000 Besucher auf dem Red Bull Ring erlebten im 28-Runden-MotoGP-Krimi Motorradrennsport in Vollendung, Fahrkunst auf höchstem Niveau.

Am Schluss behielt Andrea Dovizioso die Nerven, konterte die Attacke von Marc Márquez kaltblütig und geschickt und brauste mit 0,176 Sekunden Vorsprung als Sieger über den Zielstrich.

Es war sein fünfter MotoGP-Triumph nach Donington 2009, Sepang 2016, Mugello und Barcelona 2017.

«Ich habe Marc kommen gehört. Es ist ja immer so, Marc gibt nie auf. Ja, in der letzten Runde war es sehr schwierig für mich, denn ich habe in den zwei Linkskurven sehr viel Zeit verloren. Deshalb war es leicht für ihn, mich zu überholen. Ich wusste nicht, dass er nicht so dicht hinter mir war, deshalb habe ich die Türen für ihn zugeknallt, dadurch hat er mich wieder erwischt. Ich ahnte, er würde in den letzten zwei Kurven eine Chance haben. Aber ich habe dort sehr spät gebremst, so wurde es sehr schwierig für ihn. Ich habe nicht erwartet, dass er in der letzten Kurve noch einmal attackieren würde, denn dort existiert überhaupt kein Platz für so einen Angriff. Aber ich habe seinen Motor schon in der vorletzten Kurve gehört... Er hat das Gas für die Zielkurve früher aufgedreht als ich, vielleicht hat er diese Kurve besser vorbereitet. Ich war überzeugt, er würde es noch einmal probieren. Also ließ ich dir Türe offen, wenn ich se zugemacht hätte, hätte er mich sicher gerammt. Dann hätte er womöglich gewonnen. Also bin ich außen geblieben und versuchte, schneller rauszufahren. Aber es ist ihm gelungen, das Bike zu stoppen und schnell rauszufahren... Aber ich war dann weiter innen, ich konnte schneller beschleunigen, fas hat mir die Chance auf den Sieg eröffnet.»

«Die letzte Runde war voller Stress, aber ich bin sehr happy mit dem Weekend, denn es war ein sehr seltsames Wochenende. Die Temperaturen haben sich von Tag zu Tag geändert. Es war sehr schwierig, mit den Reifen klarzukommen. Wir haben gesehen, dass der Medium für das Quali gut sein würde und der weiche Hinterreifen für das Rennen am besten taugen würde. Ich muss mich beim Team bedanken, denn meine Crew hat an diesem Wochenende wirklich einwandfrei gearbeitet.»

«Als wir die Temperatur sagen, haben wir am Grid den Medium-Hinterreifen gegen die weiche Mischung getauscht. Das hat uns Michelin schon vor dem Wochenende erklärt. Unsere Entscheidung hat sich bewährt, denn es war etwas heißer als am Samstag. Marc und ich haben am Anfang die Reifen geschont, dadurch hatten wir am Schluss die Möglichkeit gehabt, in den letzten Runden heftig anzugreifen.»

«Dovi» liegt jetzt 16 Punkte hinter WM-Leader Marc Márquez. «Viele Leute haben gedacht, wir würden hier zum Sieg spazieren», sagte der Italiener. «Aber die Vorschriften haben sich geändert, mit den Winglets war das Bike hier 2016 viel besser. Das haben wir gewusst, wir haben aber sehr gut gearbeitet. Die Situation war hier in Österreich komplett anders als im Vorjahr. Honda war sicher viel stärker. Mein Motorrad hat anders funktioniert als 2016. In der WM 2017 ändert sich dauernd alles... Jedes Wochenende sieht das Reifenthema anders aus. Man muss am Freitag alle Details analysieren und sich dann bemühen, am Wochenende die Situation möglichst gravierend zu verändern. wenn du am Sonntag die Reifenwahl verbockst, bist du hoffnungslos verloren. Wir haben uns hier erstklassig aus der Affäre gezogen. Die neue Verkleidung funktionierte prächtig.»

In zwei Wochen steht Silverstone vor der Türe. «Das ist eine wundervolle, aber schwierige Piste, körperlich sehr anstrengend, es gibt viele Bodenwellen, die Reifen werden enorm strapaziert», stellte der Ducati-Star fest. «Dazu kommt das britische Wetter, das macht die Angelegenheit nicht einfacher. Honda wird in England sehr konkurrenzfähig sein. Ich glaube, wir waren bei den letzten sechs Rennen immer stark und vorne dabei. Darüber bin ich froh. Trotzdem müssen wir noch einiges verbessern, wenn wir den Titelfight bis zum Schluss offen halten wollen.»

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