Deutschland-GP: Neues Geld und zufriedene Besucher
Insbesondere mit der Spannung der Rennen sowie der Atmosphäre waren die Fans am Sachsenring zufrieden
Wie wichtig das MotoGP-WM-Wochenende auf dem Sachsenring für die Region ist, belegt eine wissenschaftliche Studie, die im Auftrag des Zweckverbandes «Am Sachsenring» von der Professur Marketing und Handelsbetriebslehre der Universität Chemnitz durchgeführt wurde.
In Kooperation mit dem Steinbeis-Transferzentrum Marketing und der Sachsenring-Rennstrecken-Management GmbH wurde eine Online-Befragung der GP-Besucher realisiert, um die wirtschaftlichen und touristischen Auswirkungen der MotoGP-Veranstaltung auf die Regionen Zwickau und Chemnitz zu untersuchen.
Im Zeitraum vom 3. bis 17. Juli 2017 wurden die Besucher zu ihrer Zufriedenheit, ihrem Reise- und Übernachtungs- sowie Ausgabeverhalten im Rahmen der Veranstaltung und darüber hinaus zur Bekanntheit und zum Image der Veranstaltungsregion befragt. Die Befragung erreichte eine sehr hohe Resonanz, über 4000 Teilnehmer füllten den Online-Fragebogen aus.
Der Deutschland-GP konnte in diesem Jahr zwar mehr als 160.000 Zuschauer verzeichnen. Dennoch lagen diese Zahlen deutlich unter den Besucherzahlen der Vorjahre. Die Terminverschiebung der Veranstaltung kann dafür als Hauptursache gesehen werden. 42,1 Prozent der Besucher kamen aus Sachsen, aber auch aus Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg sowie aus dem gesamten Bundesgebiet und dem Ausland reisten zahlreiche Fans an.
Jeder sechste Fan an der Strecke besuchte die Veranstaltung in diesem Jahr zum ersten Mal. Das zeigt, dass es auch erfolgreich gelang, neue Gäste für die Veranstaltung und die Veranstaltungsregion zu gewinnen.
Und: Die Rennen erreichten bei den Besuchern eine hohe Zufriedenheit. Insbesondere mit der Spannung der Rennen sowie der Atmosphäre waren die Fans am Sachsenring zufrieden. Auch die Freundlichkeit des Personals sowie Service und Organisation erreichen gute Zufriedenheitswerte.
Deutlich wurde in der Studie vor allem aber die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Deutschland-GP. Denn durch die Veranstaltung konnten 19 Millionen Euro an reinen Besucherausgaben generiert werden.
Händler innerhalb des Veranstaltungsgeländes, aber auch Übernachtungsbetriebe, Gastronomen, Tankstellen und Supermärkte profitierten stark von der Veranstaltung. Durchschnittlich gab ein Übernachtungsgast insgesamt 500 Euro für den Besuch der Veranstaltung aus, Gäste aus dem Ausland sogar 750 Euro.
In den 19 Millionen Euro Besucherausgaben sind insgesamt 9,6 Millionen Euro enthalten, die durch Besucher von ausserhalb in der Region generiert wurden und die als «neues» Geld in der Region Zwickau und Chemnitz verbleiben. Das heisst, durch die Veranstaltung ist es vor allem auch gelungen, auswärtige Besucher mit einer hohen Ausgabebereitschaft in die Region zu ziehen.
Berücksichtigt man weiter Ausgaben von Unternehmen, Sponsoren und sonstigen Akteuren sowie Ausgaben des Veranstalters für die Organisation und Dienstleistungen, so entstanden veranstaltungsbedingte Ausgaben in Höhe von knapp 28 Millionen Euro, die insgesamt im Rahmen des Deutschland-GP umgesetzt wurden.
Insgesamt ist jedoch zu beachten, dass ausschliesslich Besucher der Veranstaltung befragt wurden. Somit blieben Ausgaben von Journalisten, Teams und Fahrern, Offiziellen und Mitarbeitern – etwa der Dorna – in der Studie unberücksichtigt. Es ist davon auszugehen, dass durch diese Personengruppe vor allem im Bereich der Übernachtungs- und Gastronomiebetriebe erhebliche zusätzliche Gelder von aussen in die Region fliessen.
Berechnet man die Indikatoren auf die durchschnittlichen Besucherzahlen der vergangenen fünf Jahre (2012 bis 2016), so könnten Besucherausgaben in Höhe von 23 Millionen Euro erzielt werden. Davon verbleiben 11,3 Millionen Euro als «neues» Geld in der Region. Damit zeigt sich besonders, dass vor allem eine Erhöhung der Besucherzahlen deutliche wirtschaftliche Impulse für die Region entfalten kann.
Zudem weist die Studie den Sachsenring auch als einen für die Region bedeutenden Bekanntheits- und Image-Faktor aus. Einerseits zeigte sich, dass der Motorrad-GP genutzt werden kann, um das Image der Region positiv zu beeinflussen. Beispielsweise könnten Eigenschaften wie «Internationalität» und «Weltoffenheit», die mit dem Grand Prix stärker verbunden werden als mit der Veranstaltungsregion, glaubwürdig kommuniziert werden und das Image der Region stärken.
Andererseits entsteht durch die Veranstaltung eine starke touristische Anziehungskraft für auswärtige Besucher. So zeigen die Ergebnisse, dass eine hohe Wiederbesuchs- und Weiterempfehlungsabsicht in Bezug auf den Motorrad-GP vorliegt, die Region selbst aber unabhängig vom Rennen kaum eine touristische Anziehungskraft hat. Durch die Veranstaltung besteht somit für die Region die grosse Chance, sich auswärtigen Besuchern vorzustellen. Durch eine enge Kooperation der touristischen Akteure können mit der Veranstaltung künftig touristische Potenziale besser genutzt werden.
Insbesondere Museen und kulturelle Einrichtungen aber auch Übernachtungsbetriebe und Gastronomen der Veranstaltungsregion profitieren davon. In Bezug auf die Sehenswürdigkeiten erreichen das Karl-May-Haus, der Stausee Oberwald sowie die Mini-Welt eine hohe Bekanntheit unter den GP-Besuchern. Schlösser, Museen und Kunstsammlungen sind dagegen deutlich weniger bekannt.
Deshalb erscheint es sinnvoll, künftig das WM-Wochenende auf dem Sachsenring stärker mit einer aktiven touristischen Vermarktung der Veranstaltungsregion zu verknüpfen. Insbesondere sollte eine Verlängerung des Aufenthalts auswärtiger Besucher im Zusammenhang mit dem MotoGP-WM-Lauf angestrebt werden, um touristische Impulse in der Veranstaltungsregion weiter auszubauen.