Bartholemy (Marc VDS): «Tom Lüthi hat Potenzial»
Das Marc VDS-Honda-Team bezahlte mit den beiden MotoGP-Rookies Franco Morbidelli und Tom Lüthi beim Sepang-Test Lehrgeld.
Aber die ersten Erfolge in diesem Jahr hat der belgische Rennstall trotzdem zu vermelden. Denn Teamprinzipal Michael Bartholemy hat die «Winter Legends Rally» gewonnen, die durch den Süden Deutschlands, durch Österreich, Liechtenstein, die Schweiz und Italien führt.
«Ich bin mit einem Porsche 911 Jahrgang 1974 gefahren», berichtete Bartholemy. «Die Rallye ging über insgesamt 1300 km, überwiegend auf öffentlichen Straßen.» Und Bartholemy holte neben dem Gesamtsieg auch den Sieg in der Bergwertung.
Damit nicht genug: Er wurde 2017 auch noch zum «Ostbelgier des Jahres gewählt», vor Rallye-Vizeweltmeister Thierry Neuville.
Nach dem Drei-Tage-Test in Sepang, bei dem Morbidelli und Lüthi die Plätze 20 und 25 einnahmen, beantwortete Bartholemy die Fragen von SPEEDWEEK.com.
Michael, mit den zwei Rookies Morbidelli und Lüthi musst du in der MotoGP-Klasse vorerst etwas Geduld haben. Die Honda gilt ja auch nicht als ideales Bike für Neueinsteiger.
Ja, unser Motorrad ist nicht so einfach zu handhaben, wenn du als Rookie in die MotoGP kommst. Aber im Endeffekt ist es immer noch ein Motorrad, das im Vorjahr die Weltmeisterschaft gewonnen hat.
Trotzdem: Die Honda ist nicht so einfach zu fahren.
Ich muss sagen, mit Morbidelli bin ich eigentlich bislang zufrieden. Wir sind fast an jedem Tag, an dem wir bisher mit ihm MotoGP gefahren sind, bei den Rookies vorne gewesen. Er ist nicht so weit weg.
Wenn ich seine Zeiten mit dem Einstieg von Rabat vergleiche, kann sich die Leistung von Franco sehen lassen. Okay, 2016 war das Motorrad noch ein bisschen schlechter als jetzt. Aber Franco fährt bereits Zeiten wie Tito hier 2017. Morbidelli hat sicher Potenzial. Diese Entscheidung war gut.
Und es ist trotzdem schön, wenn du deinen Fahrer von der Moto2 in die MotoGP hochbringen kannst.
Das ist ja eigentlich auch der Sinn und Zweck deines Moto2-Teams?
Ja, genau.
Die Tatsache, dass wir Morbidelli jetzt zum MotoGP-Fahrer befördert haben, ist für mich jetzt eine größere Befriedigung als die Resultate, die vielleicht 2018 kommen werden. Deshalb hat Franco auch nicht den totalen Druck.
Aber es wäre schön, wenn er am Jahresende einen Platz zwischen 10 und 12 herausfahren könnte. Das wäre für ein Privatteam im ersten Jahr nicht schlecht.
Wie beurteilst du die Performance von Tom Lüthi bisher?
Wir haben in Sepang erstmals mit ihm zusammengearbeitet. Er war zwar im November in Valencia und Jerez als Zuschauer bei den Tests dabei.
Wir haben uns bemüht, dieses Paket gemeinsam mit Crew-Chief Gilles Bigot für ihn aufzubauen.
Nach zwei Tagen sah Tom noch ein bisschen enttäuscht aus. Vielleicht dachte er, er fährt nicht die Zeiten, die wir erwartet haben.
Aber die Ansätze sind da. Riding Coach Stefan Prein sagt, Tom macht auf der Strecke schon einiges besser als andere Fahrer, die wir bislang hatten. Sein Anbremsen sieht zum Beispiel schon recht gut aus. Ich glaube, Tom hat schon Potenzial. Er ist ein routinierter Pilot.
Du wolltest ursprünglich mit Jack Miller weitermachen und nicht mit zwei Rookies aufmarschieren. So ein Mann wie Jack mit drei Jahren MotoGP-Erfahrung wäre jetzt sicher willkommen?
Ich werde da niemals widersprechen. Ich wollte Miller schon vor vier Jahren haben. Das hat nicht geklappt. Für 2016 haben wir ihn dann bekommen.
Wir haben Jack für 2018 das beste Angebot gemacht, das Marc VDS jemals einem MotoGP-Fahrer unterbreitet hat. Unser Angebot wurde von Jack und seinem Management akzeptiert. Aber zu diesem Zeitpunkt hat jemand stark gegen uns gearbeitet, nicht nur finanziell, sondern auch von der Technik her.
Jack hat von Honda nicht das Motorrad bekommen, das er haben wollte. Und er hat Ramon Aurín nicht mehr als Crew-Chief bekommen, den er haben wollte, der wurde zu Nakagami abkommandiert. Jack konnte nicht mehr seine gewünschte Crew bekommen. Ja…
Beziehst du dich auf einen ehemaligen HRC-Manager mit dem Vornamen Livio?
Vielleicht, ja. (Er lacht). Es ist schade, Jack wollte bei uns bleiben, wir wollten ihn behalten. Aber es ging um zwei Elemente, die absolut nicht in unserer Hand waren.