Pol Espargaró: Er wird bald Fahrlehrer für den Neffen
Es kommt nicht jeden Tag vor, dass man einen Aprilia-Werksfahrer wie Aleix Espargaró in aller Öffentlichkeit mit einem orange-schwarzen KTM-Rucksack herumlaufen sieht.
Bei der Zwischenlandung des Emirates-Fluges EK0087 in Dubai schleppte Aleix heute allerdings neben seinem eigenen Handgepäck auch noch jenes seines kleinen Bruders Pol. Und die als besonders sportlich geltenden MotoGP-Brüder nahmen den Lift statt der Rolltreppe.
«Es geht nicht anders, schau’ ihn an», zuckte Aleix die Schultern und deutete mitleidsvoll auf den angeschlagenen Red Bull-KTM-Werksfahrer.
Pol Espargaró, der kleine Bruder, stand dankbar daneben und zeigte auf seinen geschwollenen, schmerzhaften linken Fußknöchel. «Ich muss mich in Barcelona noch einmal untersuchen lassen. Oder ich muss die beiden Knöchel zumindest mit einer Salbe einschmieren. Vielleicht mit Tigerbalsam.»
Pol Espargaró lag am Montag beim MotoGP-Test in Sepang an vierter Stelle. Nach der Mittagpause stürzte er in der ersten Runde um 15.15 Uhr auf dem Sepang F1 Circuit beim Anbremsen von Turn 4 mit rund 250 km/h. «Dieser Crash war vergleichbar mit dem 338-km/-Sturz von Marc Márquez 2013 auf der Zielgeraden in Mugello», seufzte Red Bull-Teammanager Mike Leitner. «Der Crash war gewaltig. Pol war sehr schnell unterwegs, als das Vorderrad blockiert hat. Es passierte in der 'out-lap' nach der Mittagspause. Es war kein Defekt, ich will auch nicht von einem Fahrfehler sprechen. Es war eine Unachtsamkeit nach der Mittagspause. Das Vorderrad hat kurz blockiert. Als Pol das Motorrad wieder unter Kontrolle bekam, war das Vorderrad nach links eingeschlagen, deshalb ist das Motorrad voll in die Leitschiene eingeschlagen. Ein High-Speed-Crash.»
Pol Espargaró musste danach auf die letzten eineinhalb Tage des Drei-Tage-Tests in Malaysia verzichten, er fiel in der Gesamtwertung auf Platz 17 zurück, Testfahrer Mika Kallio sprang für ihn ein.
Den Humor hat Pol trotzdem nicht verloren. Privat bereitet er sich jetzt auf die Rolle des Onkels vor, denn Aleix’ Frau erwartet im Juni erstmals Nachwuchs – es werden Zwillinge.
«Ich bin super happy. Ich kenne Laura, die Frau meines Bruders, seit ich klein war, ähnlich wie Aleix. Es ist verrückt und ungewöhnlich, sie jetzt mit einem Schwangerschaftsbäuchlein zu sehen. Ja, sie bekommt Zwillinge, das ist sehr schön. Max und Mia sind unterwegs. Was aus Mia wird, kann ich nicht abschätzen. Aus Max wird ganz sicher ein Motorradrennfahrer; er wird keine Wahl haben. Und als Onkel wird mir nichts anderes übrigbleiben, als ihm das Motorradfahren beizubringen, denn sein Vater hat von diesem Beruf nicht so viel Ahnung», grinste Pol. «Er ist nicht schnell genug. Also muss ich das für ihn übernehmen.»