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Chaz Davies: Hat er Chancen im Ducati-MotoGP-Team?

Von Ivo Schützbach
Chaz Davies

Chaz Davies

Die Superbike-WM-Stars Jonathan Rea (Kawasaki) und Chaz Davies (Ducati) würden auch in der MotoGP eine gute Figur machen. Aber Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti meint, sie würden keinen Werksvertrag bekommen.

Der dreifache Superbike-Weltmeister Jonathan Rea hat seit 2015 in 80 Superbike-WM-Rennen 71 (!) Podestplätze erobert, darunter 39 Siege. Der Waliser Chaz Davies kam im gleichen Zeitraum auf 54 Podestplätze und 23 Siege, Tom Sykes auf 52 Podestplätze und elf Siege.

Alle drei würden gerne MotoGP fahren – aber nur unter den richtigen Voraussetzungen. Soll heißen, in einem Werksteam auf einem siegfähigen Motorrad. Womit momentan nur die Plätze bei Honda, Yamaha und Ducati in Frage kommen. Doch wie es aussieht, werden diese Teams mit den gleichen Fahrerpaarungen wie bislang weitermachen.

SPEEDWEEK.com sprach mit Ducati-Sportdirektor Paolo Ciabatti, weshalb im GP-Fahrerlager niemand die besten Superbike-Piloten auf dem Radar hat.

Paolo, Chaz Davies erwähnt von Zeit zu Zeit, dass er es in der MotoGP-Klasse gerne noch einmal versuchen würde. Dafür wünscht er sich aber einen Platz in einem Werksteam. Siehst du diese Möglichkeit bei Ducati?

Ich verstehe seinen Wunsch, auch Jonathan Rea hätte diese Chance gerne. Beide haben in der Superbike-WM sehr gute Ergebnisse erreicht. Okay, Chaz muss die Meisterschaft erst noch gewinnen, aber er hat viele Rennen gewonnen. Der nächste Schritt wäre, sich in der MotoGP-WM zu beweisen.

Unglücklicherweise haben die MotoGP-Teams und -Hersteller die Fahrer aus der Superbike-WM kaum auf dem Schirm. Ich komme aus der Superbike-WM, aber wenn du im MotoGP-Fahrerlager bist, dann konzentrierst du dich darauf, was hier passiert. Du schaust dir die Fahrer aus den Klassen Moto3 und Moto2 an, du siehst sie jedes Wochenende Rennen fahren, du kennst sie und kannst mit ihnen reden. Sie kennen die Strecken, ich kann ihr Potenzial einfach einschätzen.

Hinzu kommt, dass der Promoter sich wünscht, dass die besten Fahrer einer Klasse in die nächst höhere aufsteigen. Das ist der Weg, wie wir ihn mit Michael Rinaldi in der Superbike-WM eingeschlagen haben.

Es ist beinahe unmöglich, dass sich ein MotoGP-Werksteam für einen Superbike-Piloten entscheidet. Sie würden ihm vielleicht einen Platz in einem Satelliten-Team geben.

In der Vergangenheit kamen Nicky Hayden und Troy Bayliss direkt in ein MotoGP-Werksteam. Edwards, Spies und Crutchlow mussten nach der SBK zuerst in ein Kundenteam. Glaubst du nicht, dass sich Fahrer wie Davies oder Rea auch in der MotoGP-Klasse gut schlagen würden?

Sie könnten sich sehr gut schlagen, auch wenn der MotoGP-Level extrem hoch ist.

Aber ich habe dir gesagt, dass heute kein Werksteam einen Superbike-Piloten in seinem ersten Jahr nehmen wird. Er müsste erst für Pramac oder Tech3 oder LCR fahren.

Hinzu kommt, dass sie in einem solchen Team nicht viel Geld verdienen. Die Spitzenfahrer in der Superbike-WM haben ein Gehalt, das sie in einem MotoGP-Satelliten-Team niemals bekommen würden. Ein solcher Fahrer müsste mit einem Drittel oder Viertel seines jetzigen Gehalts zufrieden sein und sich selbst in eine sehr herausfordernde Situation bringen. Er käme in eine andere Meisterschaft, müsste für ein Satelliten-Team fahren, das niemals so gut wie ein Werksteam ist, und würde viel weniger verdienen. Dafür bedarf es starker Motivation.

Es gibt Beispiele. Cal Crutchlow gehört zu den Schnellsten und kommt von den Superbikes. Nicky Hayden kam aus der US-Superbike-Meisterschaft direkt in das Honda-Werksteam. Hauptsächlich, weil sich Honda USA damals für ihn stark gemacht hat. Aber er gewann Rennen und die Meisterschaft.

Mit allem Respekt für die anderen Fahrer, die zwei wahrscheinlich besten Superbike-Piloten derzeit sind Rea und Davies. Sie könnten sich in MotoGP gut schlagen – wie gut, kann ich nicht sagen. Aber gut. Wären sie zufrieden, wenn sie die Weltmeisterschaft auf Platz 7 oder 8 beenden, keine Rennen gewinnen und um die Top-10 kämpfen? Auf Platz 6 zu fahren ist eine großartige Leistung, keine Frage. Wie Johann Zarco letztes Jahr.

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