Romano Albesiano: «In Katar 2 Aprilia in den Top-Ten»
«Ich habe versprochen, mir einen Ohrring stechen zu lassen, wenn wir auf das Podium fahren. Das ist eine Abmachung zwischen meinem Teenagersohn Vittorio und mir.»
Das ist ein riskantes Versprechen von Aprilia-Renndirektor Romano Albesiano. Einem Mann, der auch in nervösen Paddocks eine ruhige Selbstsicherheit ausstrahlt. Ganz anders als andere Italiener aus dem Nordwesten.
Romano Albesiano kommt aus einem kleinen Dorf im Piemont. Sein Vater war ein talentierter Zimmermann und sein Grossvater ein Bauer mit einem Weinberg in Langhe, einer Region, die bekannt ist für ihren großartigen Rotwein namens Nebbiolo.
Albesiano hat einen Abschluss in Luftfahrt an der Universität in Turin mit einer Dissertation über Motorräder. Seit jeher ist er im Motorsport unterwegs. Zuerst als Production Designer und später als Motor Racing-Guru. Seine letzte Kreation wurde im Aprilia-Racing-Hauptquartier auf einer hölzernen Plattform präsentiert.
Die Elemente daran, die am besten sichtbar sind, sind zwei große Flügel in der Form, die jetzt in der MotoGP-WM erlaubt ist: Zwei lange viereckige Klammern, je eine auf jeder Seite.
«Sie haben nicht die Form, für die wir nächste Woche am Donnerstag am Losail Circuit die Erlaubnis ud die Homologation einholen wollen», sagt Romano. «Das hier ist eine Doppeldeckerform. Das, das wir einreichen werden, soll eine Dreideckerform haben. Laut Vorschriften ist es erlaubt, dass man etwas wegnimmt, aber nicht, dass man etwas hinzufügt. Wir wollen drei Oberflächen haben, was bei langsamen Strecken nützlich sein kann. In Katar würden Dreidecker das Motorrad zu sehr verlangsamen.»
«Die Platzierung ist ähnlich dem Modell aus dem Jahr 2017, aber wir haben es kompakter gemacht. Die Airbox ist neu. Und bei einem privaten Test Ende März in Jerez werden wir eine Vordergabel aus Karbon von Öhlins testen und benutzen», ergänzt der Aprilia-Rennchef.
Das wichtigste Feature an der Aprilia RS-GP 18 wird in Katar zu sehen sein. «Der Motor. Wir werden den neuen zum ersten Mal am Losail Circuit ausprobieren. Ich glaube nicht, dass das ein Risiko ist: Wir haben einzelne Teile bereits auf der Rennstrecke getestet und weitgehend auf dem Prüfstand.»
Das FIM-Regelbuch besagt, dass die siegreichen Werke Honda, Yamaha und Ducati während des Jahres keine Weiterentwicklung bei den Motoren betreiben dürfen. Aprilia, KTM und Suzuki als Neueinsteiger hingegen schon.
Aber im Winter wurde auch bei den großen Werken viel entwickelt. Die R & D-Abteilungen arbeiten ja auch während des Jahres jeden Tag und die Ergebnisse konnte man in den Vorsaisontests sehen.
«Uns fehlen immer noch zwei oder drei Zehntelsekunden, aber das kann man mit einem verbesserten Set-Up ausgleichen», meint Albesiano. «Was können wir vom ersten Rennen erwarten? Dass beide unserer Fahrer in die Top-Ten kommen, würde ich sagen.»
Den Wechsel von Tech3 von Yamaha zu KTM betrachtend, sagt Albesiano, dass es nicht sein höchstes Ziel ist, 2019 ein Satellitenteam zu haben. «Wir sind ein kleiner Hersteller. Es ist wahr, dass mehr Motorräder bedeuten, dass wir mehr Daten sammeln können. Und ein Kundenteam ist aus wirtschaftlicher Perspektive wertvoll. Aber wir werden nicht verzweifelt versuchen, ein Satellitenteam aufzustellen.»
Ende der Saison 2018 laufen die Verträge mit Teambesitzer Gresini und den beiden Fahrern aus. Die Geschichte mit Gresini sieht aber vielversprechend aus: Team und Werk sind in Gesprächen über eine Vertragsverlängerung.
Zu den Fahrern sagt Albesiano: «Wir sind zufrieden mit den beiden, die für uns fahren. Ich werde oft gefragt, ob ich nicht gerne einen italienischen Fahrer im Team hätte. Aber darum geht es nicht: Ich will einen schnellen Fahrer. Wenn ich einen Bündel von möglichen Fahrern hätte, würde ich mich immer für den Schnellsten entscheiden.»