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Joan Mir: Vor drei Jahren wollte ihn keiner haben

Von Günther Wiesinger
Mit 20 Jahren und bereits nach dem ersten Moto2-Podestplatz hatte Moto3-Weltmeister Joan Mir einen MotoGP-Werksvertrag (bei Suzuki) in der Tasche. Aber vor drei Jahren war er in der WM noch schwer vermttelbar.

Der 20-jährige Mallorquiner Joan Mir hat einen Rekord aufgestellt: Er hatte nach seinem 42. Grand Prix bereits einen MotoGP-Werksvertrag unterzeichnet – für zwei Jahre.

Sein Manager Paco Sanchez, der sich auch um die Geschäfte von Maverick Viñales kümmert, reibt sich die Hände. Der spanische Rechtsanwalt hat seine Kontakte zu Suzuki Ecstar spielen lassen, dorthin hat er für 2015 und 2016 schon seinen Schützling Viñales transferiert.

Paco Sanchez wundert sich noch heute, warum der begnadete Mir nach seinem zweiten Platz im Red Bull Rookies-Cup 2014 (hinter Jorge Martin) keinen GP-Vertrag bekam.

«Irgendwie war Joan schwer vermittelbar. Zum ersten Mal hatte ich im Sommer oder Herbst 2013 mit ihm zu tun. Damals rief mich ein Bekannter aus Mallorca an und erzählte mit von einem Talent, das sich für den Rookies-Cup bewerben wollte. Also griff ich zum Telefon und rief Alberto Puig an, der dort für die Selektion der Talente zuständig ist. Er bat ihn, bei der Auswahl der Talente ein Auge auf Joan Mir zu werfen. Danach hat er mich angerufen und meint, Joan mache einen guten Eindruck, er sei begabt», erklärte Sanchez im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

Aber nach dem zweiten Cup-Gesamtrang 2014 war trotzdem kein Moto3-GP-Team an Joan Mir interessiert.

Schon Johann Zarco erlitt nach der Saison 2007 und dem Rookies-Cup-Gesamtsieg das gleiche Schicksal. Auch ihn wollte damals kein WM-Team haben.

Sanchez: «Ich bin zu jedem GP-Team der Moto3 und Moto2 gelaufen, habe angeklopft und Joan angepriesen für 2015. Niemand wollte ihn. Auch in der Supersport-WM bestand kein Interesse. Aber seine Eltern hatten kein Geld, wir konnten nur das Talent des Fahrers anbieten. Schließlich habe ich etwas Geld aufgetrieben und Joan in eines der ärmsten CEV-Moto3-Teams gesteckt. Er musste 2015 mit einem Motorrad von 2012 fahren, und das gegen die Teams von Alzamora-Monlau und Ajo Motorsport, die quasi mit WM-Material unterwegs waren. Trotzdem hat Joan Mir die ersten zwei Rennen gewonnen. Danach war ich restlos von seiner Schnelligkeit überzeugt. Für 2016 haben wir einen Vertrag bei Leopard-KTM bekommen, er hat den Österreich-GP gewonnen und ein paar weitere Podestplätze errungen. Für 2017 sind wir bei Leopard geblieben.»

Der Rest ist bekannt: Mir gewann auf der Leopard-Honda 2017 den Moto3-WM-Titel – mit zehn Siegen in 18 Rennen.

In der Moto2-WM bei Marc VDS ging die Mir-Erfolgsstory fort. Mir fuhr beim fünften Rennen in Le Mans als Dritter erstmals aufs Podest, dann wurde offenkundig, dass bereits MotoGP-Angebote von Ducati, Honda und Suzuki vorlagen.

Paco Sanchez managt jetzt Viñales und Mir. «Maverick will Exklusivität. Bei Joan hat er nur eingewilligt, weil er wohl nicht dachte, dass er so rasch in die MotoGP-kommt... Im Motorradsport ist nicht üblich, dass ein Manager mehrere Fahrer betreut. Dabei wäre es sinnvoll. Ich habe in der Moto2-WM 2013 Pol Espargaró, Kallio und Rabat gemanagt. Das hat reibungslos geklappt. Alle drei haben ähnliche Fahrergagen bekommen, aber die Fabrikate bei Leder und Helm waren unterschiedlich. 2014 waren Rabat und Kallio bei Marc VDS Erster und Zweiter in der WM. Es gab trotzdem keine Konflikte. In anderen Sportarten ist so etwas üblich. IGM managt zum Beispiel die Top-Ten der Tennis-Weltrangliste. Das klappt auch. Im Fußball kenne ich Agenturen, die haben 200 Kicker unter Vertrag.»

Paco Sanchez freut sich, dass Joan Mir nicht zu jenen Teenagern zählt, die ihre Kindheit für den Motorsport geopfert haben. «Er kam mit 18 in die WM und ist mit 20 Jahren MotoGP-Fahrer. Ich halte dieses System für vorbildlich. So lassen wir den Athleten ihre Kindheit, sie können sich austoben und können zur Schule gehen. Und wenn sie in die WM kommen, müssen wir nicht mit den Eltern oder Großeltern verhandeln, sondern die Fahrer sind volljährig und zeichnungsberechtigt. Sie sind keine Kinder mehr und sind sich bewusst, dass dieser Sport auch gefährlich sein kann.»

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