Yokoyama (HRC): «Auch Lorenzo soll um Titel kämpfen»
Takeo Yokoyama, der Technical Manager von Repsol-Honda
Die Repsol-Honda wurde für die MotoGP-Saison 2018 vor allem in Hinblick auf die Beschleunigungskraft verbessert. Zudem ist Marc Márquez, der in elf Rennen fünf Siege feierte, mit einer Karbon-Schwinge unterwegs. Außer Márquez war aber nur ein weiterer Honda-Fahrer siegreich: Cal Crutchlow in Argentinien. Honda führt derzeit trotzdem die Fahrer-, Team- und Herstellerwertung an. Márquez hat 59 Punkte Vorsprung auf den WM-Zweiten Valentino Rossi. Takeo Yokoyama, der Technical Manager von Repsol-Honda, weiß, wo die Stärken und Schwächen des Teams liegen.
Takeo, wurden die Erwartungen übertroffen?
Nein, übertroffen wurden sie nicht, denn diese Meisterschaft ist sehr anspruchsvoll und wir sind sehr ehrgeizig. Wir wollen alle Rennen gewinnen. So war es aber bisher nicht. Insgesamt machen wir uns aber nicht schlecht. Sechs Siege bisher sind in Ordnung. Wir müssen fokussiert bleiben, weil noch acht Rennen vor uns liegen. Wir werden weiterarbeiten, bis wir unser Ziel erreichen.
Hondas Schwäche ist, dass auch 2018 nur Marc Márquez konstant um Siege kämpfen kann. Hat Honda hier also noch Hausaufgaben zu erledigen?
Das ist eine einfache Frage: Ja. Was die WM-Tabelle betrifft, ist Marc der einzige Honda-Fahrer, der vorne mitmischt. Wenn man sich aber die Konkurrenzfähigkeit unserer Maschine im Vergleich zu 2017 ansieht, muss man das auf andere Weise betrachten. Dani startete sehr gut in die Wintertests. Als die Saison dann begann, hatte er aber Pech in Argentinien und Jerez. Er verletzte sich. Auch seine Zukunft beschäftigte ihn sehr. Es fehlte wirklich etwas, um vorne dabei zu sein. Alle wissen, dass auch Cal die 2018-Maschine einsetzt. Er war immer sehr schnell und konkurrenzfähig. Ihm fehlt etwas die Vorsicht. Er ging bisher drei Mal leer aus, deshalb liegt er weiter hinten. Aber was die Konkurrenzfähigkeit betrifft, ist er nicht so schlecht. Wir wollen Dani und Cal weiter vorne sehen, deshalb haben wir noch Hausaufgaben zu erledigen. Aber es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.
Wer gewinnt im Moment für Honda? Márquez oder das Bike?
Es klingt, als sollte ich Marc antworten. Aber das tue ich nicht, denn im Motorradsport ist immer das Gesamtpaket entscheidend. Natürlich brauchen wir einen guten Fahrer und ein gutes Bike, aber auch ein gutes Team. Als Marc die Titel in den letzten Jahren gewann, passte alles gut zusammen. Darum gewann er. Es liegt nicht nur am Fahrer.
Mit Jorge Lorenzo kommt nun ein zweiter Fahrer, der für Honda regelmäßig siegen soll.
Jorge stand zur Verfügung, deshalb nutzen wir die Chance. Er ist Weltmeister und fährt stark. Wenn wir ihm ein gutes Paket aus Bike und Team bereitstellen, dann wird er sicher auch um den Titel kämpfen. Schnell ist er schon, wir müssen unsere Maschine an ihn anpassen.
In welchen Bereichen ist die Honda nun benutzerfreundlicher?
Wir haben auf jeden Fall die Beschleunigung verbessert. In den letzten Jahren war zu sehen, dass wir in diesem Bereich zurücklagen. Da wir Honda sind, konnten wir das nicht auf uns sitzen lassen und arbeiteten intensiv daran. Wir sind noch nicht auf dem obersten Level. Wir müssen also weitermachen. Das ist aber die größte Verbesserung. Da die Beschleunigung von der Motorkraft und dem Einsatz des Reifens abhängt, mussten wir etwas Agilität, Stabilität und Sanftheit der Kraftentfaltung opfern. Natürlich wäre es besser, ohne Opfer Verbesserungen zu erreichen. Aber das gelang uns nicht. Wir versuchten, das auszugleichen. Wenn du etwas gewinnst, verlierst du meist auch etwas.
Die MotoGP-Piloten setzen nun im dritten Jahr die Michelin-Einheitsreifen ein. Wie gut ist das Bike bereits an diese Reifen angepasst?
Im Vergleich zum Beginn der Michelin-Ära haben wir die Maschine schon gut angepasst. Nun kommen wir an einen Punkt, an dem große Schritte schwieriger sind als zu Beginn. Doch es geht immer um die Kombination, denn wir verändern die Maschine ja ständig. Also müssen wir sie immer wieder anpassen, was Motorcharakteristik, Chassis und Elektronik betrifft. Das ist eine unendliche Geschichte.
Wie unterschiedlich kann die Entwicklungsrichtung von Márquez und Lorenzo 2019 ausfallen?
Natürlich ist uns klar, dass Lorenzos Fahrstil sich stark von Marcs Stil unterscheidet. Das wissen wir. Bis er unser Paket getestet hat, können wir aber nicht genau einschätzen, was wir machen müssen. Ich bin mir sicher, dass HRC mit jedem Fahrstil zurechtkommt. Lorenzo ist ganz klar ein Champion. Er kann uns gutes Feedback geben. Ich bin überzeugt, dass wir auf dieser Basis ein sehr gutes Bike für ihn bereitstellen können. Wie unterschiedlich die Maschinen sein müssen, weiß ich nicht. Das weiß ich erst, wenn er unsere Maschine fährt.
Die Aerodynamik war bislang immer ein Streitpunkt. 2019 werden die Regeln strenger.
Was die Sicherheit betrifft, bin ich einer Meinung mit Gigi [Dall’Igna]. Die Sicherheit ist das Wichtigste. Als wir die Modifikationen für 2019 besprachen, diskutieren wir auch diesen Punkt. Die Regeln für 2018 sollten die Sicherheit verbessern, denn wenn etwas über die Breite der Verkleidung hinausreicht, kann das bei Berührungen und Stürzen gefährlich sein. Darum haben wir für das nächste Jahr diskutiert, den Raum, den die Verkleidung einnehmen darf, zu beschränken. Was innen gemacht wird, interessiert uns nicht. Die Verkleidung kann innen ergänzt werden oder es kann an Komponenten in den Luftkanälen gearbeitet werden. Für uns zählt, was außen an der Verkleidung gemacht wird. Es geht um die Sicherheit. Das ist unserer Meinung nach sehr wichtig.
Ist Cal Crutchlow durch den direkten Vertrag mit HRC nun noch mehr in die Entwicklungsarbeit eingebunden oder war es nur eine Belohnung für seine bisherige Arbeit?
Es war natürlich nicht nur eine Belohnung. Er hat es verdient, ein HRC-Fahrer zu werden, denn er arbeitet hart, ist schnell, versteht die Maschine und gibt uns gutes Feedback. Zudem ist LCR ein sehr gutes Team. Es ist besser, mit drei Fahrern als mit zwei zu arbeiten. Er hat den HRC-Vertrag verdient.