Nach Aragón: Lorenzo und Márquez sprechen sich aus
Jorge Lorenzos Sturz in Aragón
Ducati-Werksfahrer Jorge Lorenzo startete in Aragón von der Pole-Position in den 14. Grand Prix der Saison, schon in der ersten Kurve stürzte er aber schwer und brach sich dabei den rechten großen Zeh und den zweiten Mittelfußknochen. Die Schuld an dem Highsider gab Lorenzo seinem künftigen Honda-Teamkollegen und späteren Rennsieger Marc Márquez, der ihn nach außen in den Dreck gedrängt hatte.
«Márquez hat mein Rennen ruiniert, meinen Fuß zerstört, mir meine Siegchance geraubt und mir wahrscheinlich auch die Teilnahme am Thailand-GP vermasselt», schimpfte er.
Mittlerweile gab es eine Aussprache der beiden Spanier, wie Lorenzo auf Twitter verraten hat. Zwar wiederholte Lorenzo, dass Marquez seinen Sturz dadurch verursacht habe, dass er sehr spät gebremst hat. Aber: «Ich habe einen Anruf von Márquez bekommen, der sich erkundigen wollte, wie es mir geht, was ich ihm hoch anrechne», schrieb Lorenzo am Montagabend.
Und die Wogen scheinen – zumindest vorläufig – geglättet. Márquez teilte den Tweet am Dienstag und schrieb: «Werde schnell wieder gesund. Wir sehen uns in Thailand!!!»
Zuvor hatte Lorenzo auf Instagram philosophische Gedanken über den Unfall in Aragón geteilt.
«Ich habe immer gedacht, dass Leben und Sport wie eine Achterbahn sind, eine Mischung aus Momenten und Emotionen», schrieb der 31-Jährige. «Wie bei dieser berühmten Attraktion kann man sehr schnell sehr hoch steigen. Wenn du ein Anfänger bist, denkst du, dass dein Leben immer so sein wird, ein kontinuierlicher Aufstieg.»
«Du bist naiv und glaubst, dass du nicht durch die Tiefs gehen musst, die deine Eltern oder deine Freunde durchmachen mussten. Selbst diejenigen, die wie ich hunderte Aufs und Abs hatten, ignorieren gerne, was wir alle wissen: Alles, was nach oben geht, muss wieder herunterkommen.»
«Denn am Ende steht immer dieser Sturz, manchmal so abrupt und schwer, dass es scheint, dass es das Ende sein wird (obwohl es das fast nie ist). Zwischen diesen beiden extremen Momenten gibt es auch kürzere Aufs und Abs, Wendungen, durch die du nicht mehr weißt wo Norden ist, und blinde Kurven, die es dir unmöglich machen, genau zu wissen, was dein Ziel sein wird. Dank dieses Gegensatzes der Emotionen fühlt man sich lebendig und deshalb machen Achterbahnen so süchtig.»
«Um die Zufriedenheit und Sicherheit eines Aufstiegs schätzen zu können, muss man die Qualen und Zweifel, die ein Abstieg mit sich bringt, durchleben. Um die Klarheit des Sehens zu schätzen, muss man durch die Wendungen gehen. Damit das Leben nicht vorhersehbar wird, braucht man blinde Kurven.»
«Ich glaube, jeder von uns lebt in seinen eigenen Achterbahnen. Und obwohl manchmal einige von ihnen bereits vorgefertigt ankommen, sind wir in den meisten Fällen selbst die Ingenieure/Erbauer. Aber sobald wir im Wagen sitzen, können wir nur noch entscheiden, wie wir diese Momente leben wollen. Gestern habe ich meinen letzten Abstieg erlebt. Er hat mir nicht gefallen. Tatsächlich hasste ich ihn zutiefst, da ich ihn nicht habe kommen sehen. Jetzt, da ich im Bett liege und meinen Fuß in einen Eisbeutel gewickelt habe, kann ich nicht aufhören darüber nachzudenken, wie ich meine nächste Achterbahn besser bauen und ob ich sie besser leben kann.»