Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Johann Zarco (KTM/19.): Viel Lob für den KTM-Motor

Von Günther Wiesinger
Johann Zarco

Johann Zarco

Red Bull-KTM-Neuling Johann Zarco muss das Meiste von dem vergessen, was er in zwei MotoGP-Jahren gekernt hat. «Ich bin jetzt Werksfahrer. Die Ansprüche an den Fahrer sind gestiegen», sagt er.

«Wir brauchen Zeit, aber das Gesamtpaket wird kontinuierlich besser», erklärte der WM-Sechste Johann Zarco gestern nach seinem dritten MotoGP-Testtag im Red Bull KTM Factory Team.

Pol Espargaró sicherte sich beim Valencia-GP am Samstag bei unterschiedlichen Verhältnissen im FP3, FP4 und Qualifying 1 die Ränge 7, 3 und 6, im Regenrennen erkämpfte er den sensationellen dritten Platz. Sogar Testfahrer Mika Kallio hat mit der RC16 schon zwei zehnte Plätze erobert. Pol Espargaró war damit 2017 zweimal Neunter (Brünn und Phillip Island), Bradley Smith beim WM-Finale 2018 starker Achter, obwohl er im ersten Rennen stürzte und als 16. und Letzter losfahren musste.

Die Basis der KTM muss also nach zwei Jahren zumindest auf manchen Strecken schon recht schlagkräftig sein.

Johann Zarco erzählte bei Tech3-Yamaha mehrmals, er bemühe sich, den Fahrstil von Jorge Lorenzo bei Yamaha zu kopieren, er tat es mit Erfolg, denn seine Erfolge und Rundenzeiten auf der Kunden-Yamaha waren mitunter sehenswert. Er stellte das Movistar-Werksteam oft in den Schatten.

Versucht Zarco jetzt bei KTM, die Fahrweise von Pol Espargaró nachzuahmen, der die widerspenstige KTM mit dem Gitterrohstahlrahmen und der WP Suspension (alle anderen Teams verwenden Öhlins) schon recht gut gezähmt hat? Muss der KTM-Neuling jetzt wieder alles abstreifen und vergessen, was er bei Yamaha zwei Jahre lang über das MotoGP-Fahren gelernt hat?

Zarco: «Ich habe natürlich meinen eigenen Fahrstil. Ich habe bewiesen, dass auch er gut funktioniert, auf verschiedenen Bikes in verschiedenen Klassen. Und wir müssen uns daran erinnern, dass Lorenzo eine lange Zeit gebraucht hat, um sich an das Fahrzeug zu gewöhnen, als er zu Ducati gekommen ist. Als er dann gewonnen hat, hat es genau so ausgesehen, als würde er auf der Yamaha gewinnen wie früher. Man hat keinen großen Unterschied gesehen. Das bedeutet: Man muss am Motorrad arbeiten. Das Bike muss dem Fahrer das richtige Gefühl geben. Das ist der wichtigste Schlüssel zum Erfolg. Ich gehe unvoreingenommen an dieses Vorhaben heran, ich möchte mir neue Fähigkeiten auf dem Motorrad aneignen. Ich passe mich an. Aber wir müssen auch darauf bestehen, dass am Motorrad etwas geändert wird. Wenn das Team dafür Verständnis hat, wird alles gut gehen.»

Gibt es bereits etwas an der KTM RC16, das Zarco ziemlich beeindruckt? «Ja, ich wiederhole mich da gerne – es ist dieser Motor. Der Motor vermittelt mir ein gutes Gefühl, auch beim Rausfahren aus den Kurven. Auch wenn du eine Kurve etwas vermasselst, kannst du tadellos beschleunigen. Ja, das Triebwerk gehört zu den Stärken der KTM. Dieses Plus wird sich noch deutlicher bemerkbar machen, wenn die Rundenzeiten besser werden. Dann werden wir die Vorteile dieses Motors noch besser nutzen können.»

Zarco sagte in der vergangenen Saison oft, er quetsche das Maximum aus der Yamaha heraus, mehr sei damit nicht zu machen. Doch die Plätze im Yamaha-Werksteam waren bereits früh besetzt.

Deshalb ist er froh, endlich Werksfahrer zu sein und einen Hersteller im Rücken zu haben. «Ja, wir haben bei KTM so viele Möglichkeiten. Wir haben nach drei Testtagen noch ungeheuer viele Sachen und Teile zu probieren. Und wir können alles miteinander vergleichen. Das ist der größte Unterschied zwischen einem Werksfahrer und einem Privatfahrer aus einem Kundenteam. In den letzten zwei Jahren bekam ich im Winter ein Motorrad und musste dann das Beste daraus herauskitzeln. Nach einiger Zeit wusste ich, was das beste Set-up war. Dadurch ist meine Arbeit recht simpel gewesen. Jetzt muss ich viel mehr Information sammeln udn verarbeiten, ich muss die Übersicht behalten, wir haben viel mehr Ingenieure in der Box. Auch die Ansprüche an den Fahrer steigen deshalb. Er muss die Infos verarbeiten und alle Emotionen besser kontrollieren, er muss die Ruhe bewahren und den Technikern brauchbaren Input liefern. Ich befinde mich wieder in der Lernphase, denn ich bin erst seit drei Arbeitstagen Werksfahrer. Ich arbeite an mir.»

«Wir brauchen Zeit. Aber es wird schon», zeigte sich Zarco gestern
deutlich zuversichtlicher als in Valencia, wo er nach zwei Tagen und zwei Stürzen knurrte: «Es ist schlimmer als befürchtet.»

Jerez-Test, 1. Tag, 28. November

1. Petrucci, Ducati, 1:37,968 min
2. Dovizioso, Ducati, 0,217 sec
3. Nakagami, Honda, + 0,380 sec
4. Viñales, Yamaha, + 0,408 sec
5. Márquez, Honda, + 0,549 sec
6. Morbidelli, Yamaha, + 0,691 sec
7. Lorenzo, Honda, + 0,781 sec
8. Miller, Ducati, + 0,848 sec
9. Bautista, Ducati, + 0,862 sec
10. Mir, Suzuki, + 0,988 sec
11. Iannone, Aprilia, + 1,040 sec
12. Rabat, Ducati, + 1,129 sec
13. Rins, Suzuki, + 1,182 sec
14. Bagnaia, Ducati, + 1,189 sec
15. Pol Espargaró, KTM, + 1,273 sec
16. Quartararo, Yamaha, + 1,446 sec
17. Rossi, Yamaha, + 1,596 sec
18. Smith, Aprilia, + 2,206 sec
19. Zarco, KTM, + 2,224 sec
20. Abraham, Ducati, + 2,470 sec
21. Syahrin, KTM, + 2,662 sec
22. Guintoli, Suzuki, + 2,775 sec
23. Oliveira, KTM, + 3,731 sec
24. Baiocco, Aprilia, + 4,798 sec

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