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Jorge Lorenzo: «Ich stand knapp vor dem Rücktritt»

Von Gerraint Thompson
Mugello: Jorge Lorenzo mit Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna

Mugello: Jorge Lorenzo mit Ducati-Rennchef Gigi Dall'Igna

Jorge Lorenzo schildert mit beispielhafter Offenherzigkeit, wie er vor dem Mugello-GP 2018 in eine depressive Phase kam. «Ducati hat nicht mehr an mich geglaubt», sagt der Honda-Neuling.

Der neue Repsol-Honda-Werkspilot Jorge Lorenzo stand dem britischen TV-Sender «BT Sports» für ein Exklusiv-Interview zur Verfügung. Der Mallorquiner macht aus seinem Herzen keine Mördergrube, spricht heikle Themen an und spart auch nicht mit Kritik an der Ducati-Führung.

Jorge, vor dem Mugello-GP wurde vermutet, du würdest 2019 ins neue Petronas-Yamaha-Kundenteam wechseln. Es wurde sogar über einen erzwungenen Rücktritt spekuliert, weil Ducati statt dir den billigeren Petrucci ins Werksteam holen wollte.

Ich befand mich fast in einer leichten Depression. Denn als ich mit der Möglichkeit meines Rücktritts konfrontiert wurde, drehte sich alles in meinem Kopf. Ich wurde depressiv. Ich war niedergeschlagen.

Normalerweise kommt bei mir etwas Erleichterung auf, wenn ich an die Zeit meines Rücktritts denke, das macht mich irgendwie froh, weil dann der Druck wegfällt und die Verletzungsgefahr. Deshalb kam es ganz unerwartet, dass ich plötzlich bei den Gedanken an einen möglichen Rücktritt depressiv wurde. Aber es war so.

Ich stand wirklich knapp vor dem Rücktritt. Ja, es stimmt, ich hatte eine andere Möglichkeit, ich hätte ins neue Yamaha-Kundenteam wechseln können. Das war eine gute Option. Aber nicht genau das, was ich mir vorgestellt habe.

Aber bis zum Sieg in Mugello schien es keine andere Möglichkeit zu geben?

Ja, es war unglaublich. Man sagt ja, im Motorsport werde dein Markt wert immer vom Ergebnis deines letzten Rennens bestimmt. Und meine letzten Rennen vor Mugello waren schrecklich. Ich bin in Jerez gestürzt, in Le Mans war ich Sechster.

Du hast 2018 in den ersten vier Rennen zwei Nuller und nur sechs Punkte erbeutet. Du warst vor Mugello nur WM-Zwölfter.

Ja, es war furchtbar. Das war mental eine sehr schwierige Phase für mich. Denn ich habe mehr gearbeitet und mehr trainiert als je zuvor, aber die Resultate ließen zu wünschen übrig. Aber ich wusste, das Motorrad wird immer besser.

Mir war klar: Wir sind nahe daran, richtig gute Resultate zu erzielen oder sogar einen Sieg. Aber die Leute haben nicht mehr an mich geglaubt. Man hat mich abgeschrieben. Denn ich hatte fast eineinhalb Jahre lang bei Ducati kein Rennen gewonnen.

Doch meine Zuversicht wuchs, denn ich habe mehrmals Rennen am Beginn angeführt, für fünf oder zehn Runden, manchmal sogar zwölf, und bin dann zurückgefallen. Aber irgendeine Kleinigkeit hat noch gefehlt. Ich wusste, was ich vermisste. Aber das Team hat in dieser Phase vielleicht nicht mehr an Jorge Lorenzo geglaubt.

In Mugello hast du für deine Ducati einen neu geformten Benzintank bekommen und deine Beine besser abstützen können?

Die Leute haben viel über diesen neuen Tank geredet. Als wäre das irgendein Wunderwerk gewesen.

Aber das war nur das letzte Stück in einem Puzzle. Denn dieses Teil war das letzte Teil einer langen Entwicklungsarbeit zusammen mit den Ducati-Ingenieuren. Diese Arbeit begann in dem Augenblick, als ich zu diesem Werk kam.

Ich bekam damals ein sehr nervöses Motorrad. Der ‘initial trottle response», also die erste Bewegung am Gasgriff, hatte anfangs eine sehr aggressive Auswirkung, und das Bike ließ sich nicht einlenken…

Also hat das Werk Schritt für Schritt neue Chassis-Versionen gebaut. Vorher haben sie oft ein Chassis pro Jahr gebracht. Dazu haben wir die Gasannahme verbessert, das ganze Fahrverhalten, um das Bike sanfter und fahrbarer zu machen.

2017 bin ich in den letzten Rennen schon stärker geworden. In Misano habe ich im Regen damals fast gewonnen. ich bin leider mit einem Vorsprung von 4 Sekunden gestürzt. In Sepang hätte ich auch gewinnen können. (Es gab Stallorder, die Red.).

Aber für 2018 haben sie das Motorrad verändert. der Tank war niedriger und hat mich beim Bremsen nicht ausreichend unterstützt. ich bin rascher ermüdet. Ich habe das wiederholt bei den Ingenieuren dieses Aspekt angeprangert.

Doch sie haben mich nicht verstanden. Oder sie haben nicht wirklich daran geglaubt, was ich kritisiert habe. Deshalb ist das letzte Puzzlestück so spät fertig geworden.

Als das neue Material dann für Mugello eingetroffen ist, hat es nicht meinen Speed verbessert, den habe ich ja bereits gehabt und vorgezeigt. Zumindest zu Beginn der Rennen im Frühjahr 2018.

Aber mit Hilfe des neuen Tanks konnte ich meine Ausdauer und Kraft über die Renndistanz endlich beibehalten. Deshalb konnte ich in Mugello die Führung bis zum Schluss beibehalten.

Kombinierte Zeitenliste Jerez-Test, 28./29. November 2018:

1. Takaaki Nakagami (J), Honda, 1:37,945 min
2. Danilo Petrucci (I), Ducati, 1:37,968
3. Marc Márquez (E), Honda, 1:37,970
4. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:38,066
5. Jorge Lorenzo (E), Honda, 1:38,105
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, 1:38,118
7. Andrea Dovizioso (I), Ducati, 1:38,185
8. Jack Miller (AUS), Ducati, 1:38,207
9. Francesco Bagnaia (I), Ducati, 1:38,333
10. Alex Rins (E), Suzuki, 1:38,522
11. Valentino Rossi (I), Yamaha, 1:38,596
12. Fabio Quartararo (F), Yamaha, 1:38,761
13. Álvaro Bautista, (E), Ducati, 1:38,830
14. Tito Rabat (E), Ducati, 1:38,876
15. Joan Mir (E), Suzuki, 1:38,931
16. Andrea Iannone (I), Aprilia, 1:39,008
17. Pol Espargaró (E), KTM, 1:39,144
18. Karel Abraham (CZ), Ducati, 1:39,744
19. Johann Zarco (F), KTM, 1:39,864
20. Aleix Espargaró (E), Aprilia, 1:40,156
21. Bradley Smith (GB), Aprilia, 1:40,174
22. Sylvain Guintoli (F), Suzuki, 1:40,498
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, 1:40,520
24. Miguel Oliveira (P), KTM, 1:40,577
25. Matteo Baiocco (I), Aprilia, 1:41,907

Kombinierte Zeitenliste Valencia, 20./21. November 2018

1. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:30,757 min
2. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +0,133 sec
3. Marc Márquez (E), Honda, +0,154
4. Jack Miller (AUS), Ducati, +0,182
5. Danilo Petrucci (I), Ducati, +0,202
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +0,217
7. Alex Rins (E), Suzuki, +0,497
8. Takaaki Nakagami (J), Honda, +0,547
9. Valentino Rossi (I), Yamaha, +0,614
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +0,643
11. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,648
12. Jorge Lorenzo (E), Honda, +0,827
13. Pol Espargaró (E), KTM, +0,871
14. Joan Mir (E), Suzuki, +0,957
15. Tito Rabat (E), Ducati, +1,183
16. Stefan Bradl (D), Honda, +1,258
17. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,334
18. Andrea Iannone (I), Aprilia, +1,367
19. Michele Pirro (I), Ducati, +1,463
20. Jonas Folger (D), Yamaha, +1,508
21. Johann Zarco (F), KTM, +1,752
22. Karel Abraham (CZ), Ducati, +2,149
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, +2,251
24. Bradley Smith (GB), Aprilia, +2,271
25. Miguel Oliveira (P), KTM, +3,041

Kombinierte Zeiten 20./21. November 2018:

1. Maverick Viñales (E), Yamaha, 1:30,757 min
2. Andrea Dovizioso (I), Ducati, +0,133 sec
3. Marc Márquez (E), Honda, +0,154
4. Jack Miller (AUS), Ducati, +0,182
5. Danilo Petrucci (I), Ducati, +0,202
6. Franco Morbidelli (I), Yamaha, +0,217
7. Alex Rins (E), Suzuki, +0,497
8. Takaaki Nakagami (J), Honda, +0,547
9. Valentino Rossi (I), Yamaha, +0,614
10. Aleix Espargaró (E), Aprilia, +0,643
11. Francesco Bagnaia (I), Ducati, +0,648
12. Jorge Lorenzo (E), Honda, +0,827
13. Pol Espargaró (E), KTM, +0,871
14. Joan Mir (E), Suzuki, +0,957
15. Tito Rabat (E), Ducati, +1,183
16. Stefan Bradl (D), Honda, +1,258
17. Fabio Quartararo (F), Yamaha, +1,334
18. Andrea Iannone (I), Aprilia, +1,367
19. Michele Pirro (I), Ducati, +1,463
20. Jonas Folger (D), Yamaha, +1,508
21. Johann Zarco (F), KTM, +1,752
22. Karel Abraham (CZ), Ducati, +2,149
23. Hafizh Syahrin (MAL), KTM, +2,251
24. Bradley Smith (GB), Aprilia, +2,271
25. Miguel Oliveira (P), KTM, +3,041

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